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Hollywood ist überall

Hin und wieder fragen mich Unternehmer und Reisegruppen, die das digitale Leben von Silicon Valley kennenlernen wollen, ob ich zu einem Ihrer Termine hinzustoßen könne, um etwas über die neuen technologischen Entwicklungen zu erzählen. Ich nehme gern an derartigen Treffen teil, schließlich interessiert mich das Thema auch.

Unlängst irgendwo in Downtown San Francisco. Ein gesetztes Dinner, Gäste in Anzug und Krawatte. Die Rede kommt auf künstliche Intelligenz, Blockchain und irgendwann auch auf die durch Briefe von Google-Mitarbeitern, starre Hierarchien bei Facebook und übergriffige Investoren schwelende Gender-Problematik.

Ein Mann am Tisch fragt mich, wie sehr ich eigentlich unter dem Sexismus im Valley leide. Ich frage ihn im Gegenzug, warum seine Reisegruppe eigentlich überwiegend männlich sei. „Oh, wir freuen uns natürlich immer, Frauen in unserem Kreis zu sehen“, sagt der Mann gedehnt und grinst unangenehm. Er kam übrigens aus Deutschland.

Nein, das ist nichts im Vergleich zu den viel schlimmeren Geschichten. Und ja, bei sexistischen Kommentaren stellt sich inzwischen eine gewisse Dünnhäutigkeit ein. Aber das müssen Männer jetzt wohl aushalten. Jahrzehntelang wurde ich nicht hinterfragt, dass Männer die Welt beherrschen, da muss die Chauvinisten nun eben hinnehmen, unter besonderer Beobachtung zu stehen – nicht nur von den Frauen, sondern auch von ihren peinlich berührten Geschlechtsgenossen.

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Übergriffige Filmemacher wie Harvey Weinstein oder Roy Price, die nun öffentlich zurecht Prügel beziehen, sind nur extreme Beispiele eines weitverbreiteten Problems. Die begrüßenswert große Zahl von Frauen, die ihre Erlebnisse mit Sexismus unter #Metoo verbreiten, zeigt: Hollywood ist überall. Und Sexismus reicht weit über einzelne Branchen hinaus.

Apropos Problem: Warum erklären eigentlich immer die Frauen, wie sie mit Sexismus umgehen, wie sie sich wappnen, wie sie kämpfen, sich wehren? Nicht sie haben doch das Problem, sondern die Sexisten.

Der Präsident der Vereinigten Staaten Donald Trump verkörpert den Typus des pathologischen Machos, seine Politik beschwört die Welt der 50er und 60er Jahre, in der Männer in die Fabrik gingen und Frauen hinter den Herd. Sein Narzissmus droht das Land, in dem ich lebe, in den nächsten Krieg zu stürzen. Anders als Grabscher aus Los Angeles können wir ihn nicht einfach so rauswerfen.

Das ist ein Problem. Psychopathische Narzissten erkennen die Grenzen nicht an, die Frauen, Benimmregeln oder geltende Gesetze ihnen auferlegen. Sie streben nach Posten, in denen sie ihren unbegrenzten Machtwillen ausleben können, egal in ob Präsident der USA oder anderswo. Am Set sind die Worte von Regisseur und Produzent Gesetz, Silicon Valley ermutigt Gründer zum permanenten Regelbruch.

Der Wille zu kreativer Zerstörung brütete zahlreiche Innovationen aus – Verharrungsländer wie Deutschland kommen nicht dagegen an. Doch Aufstieg und Fall des notorischen Regelbrechers Travis Kalanick zeigen eben auch, wie freidrehende männliche Egos – auch die der Uber-Investoren – vielversprechende Geschäftsmodelle schädigen.

Facebook schlägt sich auf andere Weise mit seinem allmächtigen Gründer herum. Seit der Hochglanz-Kampagne rund um seine große Amerikareise, umgibt Mark Zuckerberg ein derartiger Heiligenschein, dass ihm die Öffentlichkeit so gar nichts mehr verzeiht – erst recht keinen Kontrollverlust wie bei den Fake-News.

Silicon Valley ist kaum besser als Hollywood, als deutsche Unternehmertouristen, als Politiker. Das alles soll übrigens nicht heißen, dass die paar weiblichen Anführer ebenfalls hier und da Fehler machen. Es kommt nur leider einfach weniger vor.