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Genossenschaftsbanken halten an Paypal-Konkurrent Paydirekt fest

Deutsche Geldhäuser planen eine weitere Finanzierungsrunde für ihr eigenes Bezahlsystem – trotz schwacher Nutzerzahlen. Doch die Zweifel an Paydirekt wachsen.

Die genossenschaftlichen Banken halten am Onlinebezahlverfahren Paydirekt fest und beteiligen sich an der nächsten Finanzierungsrunde. „Die Investitionen werden fortgesetzt“, sagte Thomas Ullrich, Vorstand der DZ Bank, am Donnerstag. Die DZ Bank ist das Spitzeninstitut der gut 900 Volks- und Raiffeisenbanken in Deutschland. Mit „Paydirekt 2.0“ habe man einen Plan, wie Paydirekt weiterentwickelt werden solle, so Ullrich.

Er gehe davon aus, dass die Finanzierung bis Ende des Jahres stehe und dass auch Sparkassen sowie private Banken sich beteiligen würden. Die Sparkassen hätten sich bereits „positiv dafür ausgesprochen, dass Paydirekt weiterentwickelt“ werde, sagte Ullrich. Es gebe keine Gruppe unter den deutschen Geldhäusern, die sage, dass sie aussteigen wolle.

Privatbanken, Genossenschaftsbanken und Sparkassen versuchen seit etwa drei Jahren, mit einem eigenen Online-Bezahlverfahren dem US-Konkurrenten Paypal Paroli zu bieten. Doch Paydirekt kommt nur schleppend voran: Das Gemeinschaftsunternehmen war mit hohen Erwartungen gestartet. Bisher haben sich aber nur rund zwei Millionen Verbraucher dafür registriert, rund 2.200 Händler sind angeschlossen, darunter der Online-Marktplatz Rakuten, auf dem wiederum rund 7000 Händler vertreten sind. Deshalb gibt Paydirekt selbst eine Händlerzahl von 9000 an. Paypal nennt für Deutschland 20,5 Millionen Nutzer. Daten zu Transaktionen veröffentlicht Paydirekt nicht.

„Wir haben keinen Durchbruch erlebt“, sagte Ullrich. Möglicherweise sei man mit der falschen Erwartungshaltung an das Thema herangegangen. Sparkassenpräsident Helmut Schleweis hatte sich erst vergangene Woche ähnlich geäußert und gesagt, dass er „verhalten optimistisch“ für Paydirekt sei. Natürlich seien viele enttäuscht, aber das liege am bisherigen Erwartungsmanagement.

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Nach Handelsblatt-Informationen stellen die Sparkassen gerade die Weichen dafür, dass die Gruppe 100 Millionen Euro für Paydirekt bereitstellen kann. Wobei das Geld nicht komplett an Paydirekt gehen würde, sondern zum Beispiel auch dafür gedacht wäre, weitere Händler an den Bezahldienst anzubinden. „Die Sparkassen-Finanzgruppe wird sich weiter in Absprache mit den anderen Partnern für Paydirekt engagieren“, teilte der Deutsche Sparkassen- und Giroverband auf Anfrage mit. Zur Höhe möglicher Investitionen wollte er sich nicht äußern. Ullrich zufolge geht es nicht um eine Summe von insgesamt 300 Millionen Euro als direkte Investition in Paydirekt. „Der Betrag ist viel zu hoch“, sagte er. Die DZ Bank werde nicht 100 Millionen Euro investieren. Die neue Finanzierungsrunde ist für die Zeit bis Ende 2021 gedacht.


Die großen Privatbanken halten sich bedeckt

Die Deutsche Bank sagte auf Anfrage, dass Paydirekt ein wichtiger Teil des digitalen Zahlungsverkehrs und ein wesentlicher Bestandteil des Girokontos sei. Ob es für die anstehende Finanzspritze Mittel bereits freigegeben hat, wollte das größte deutsche Geldhaus nicht sagen. Zu möglichen Investitionen der Paydirekt-Miteigentümer wollte es sich ebenfalls nicht äußern.

Finanzkreisen zufolge hat die Commerzbank die Mittel noch nicht freigegeben. Die Bank kommentierte das nicht.

In der Sparkassen-Organisation allerdings gibt es auch Stimmen, die die Zukunft von Paydirekt anzweifeln. „Wenn das nicht funktioniert, muss man auch über einen Exit nachdenken“, so ein Verbandsfunktionär. Der Vorsprung von Paypal sollte generell zu denken geben, wie die Sparkassen-Finanzgruppe mit Innovationen umgehe.

Teil der Weiterentwicklung von Paydirekt soll auch sein, dass der Bezahldienst die Onlinehändler besser adressiert. „Wir versuchen, die Anbindung für Händler zu vereinfachen“, sagte DZ-Bank-Manager Gregor Roth. Es gehe darum, dass Händler mit nur einem Ansprechpartner reden wollten, so der Experte für Zahlungsverkehr.

Derzeit gibt es mehrere Verhandlungsführer für Paydirekt, über die Onlinehändler die Paydirekt-Einbindung als Zahlmethode in ihren Shop einfädeln können. Man spreche über die neue Methode auch mit dem Kartellamt, so Roth.

Hintergrund ist, dass das Kartellamt darüber wacht, dass die deutschen Banken und Sparkassen mit einem Gemeinschaftsunternehmen keine Marktmacht erreichen – wenngleich das im Fall von Paydirekt bisher kaum vorstellbar ist.