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Hirschhausen bei Illner: "Man sitzt mitten im Flussbett und könnte heulen"

"Die Diskussion über Mehrwertsteuer kommt mir absurd vor", sagte Eckart von Hirschhausen. (Bild: ZDF)
"Die Diskussion über Mehrwertsteuer kommt mir absurd vor", sagte Eckart von Hirschhausen. (Bild: ZDF)

Auch die erste Ausgabe von "maybrit illner" nach der Sommerpause wurde von der Energiekrise bestimmt. Der Mediziner und Fernsehmoderator Eckart von Hirschhausen lenkte den Blick jedoch auf eine weitaus dringlichere Problematik.

Der Krieg in der Ukraine, Sanktionen gegen Russland, gestiegene Energiekosten: In ihrer ersten Sendung nach der Sommerpause knüpfte Maybrit Illner nahtlos an die Themen an, über die sie bereits im Juli eifrig diskutiert hatte. Einem ihrer Gäste ging die Diskussion am Donnerstagabend im ZDF jedoch nicht weit genug: "Das sind alles wichtige Themen, mit denen wir uns hier beschäftigen", sagte der Fernsehmoderator und Mediziner Eckart von Hirschhausen: "Aber ein paar Wahrheiten drohen auch heute wieder viel zu kurz zu kommen: Wir reden die ganze Zeit über Gas, so als wäre Gas eine super Sache." Er aber sieht das anders: "Gas ist eine extrem dreckige Art, Energie zu erzeugen. Bei der Gewinnung von Erdgas wird extrem viel Methan frei. Methan ist klimaschädlicher als CO2."

Natürlich müsse man die Frage diskutieren: "Wie haben die Bürger dieses Landes im Winter eine warme Bude?" Im Moment sieht Hirschhausen, der sich unter anderem für "Scientists for Future" engagiert aber noch ein ganz anderes Problem: "Dass es viel zu heiß ist. Ich vermisse den Zusammenhang zwischen diesen Themen. Alles, was wir jetzt an Investitionen in fossile Infrastruktur geben, wird uns teuer zu stehlen kommen."

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Den Preis dafür zahlen am Ende die nächsten Generationen. In Nordrhein-Westfalen, wo der TV-Moderator gerade für die ARD-Reihe "Wissen vor acht" dreht, sind die Sommerferien bereits zu Ende: "Wir haben 40 Grad in Klassenzimmern", erzählte er und schob eine rhetorische Frage hinterher: "Was werden diese Kinder uns allen in 30 Jahren weniger verzeihen? Temporär gestiegene Energiepreise oder für immer gestiegene Meeresspiegel, Böden auf denen nichts mehr wächst, und Wälder, die abgebrannt sind?"

Die Runde bei "maybrit illner" (von links): Grünen-Parteichef Omid Nouripour, CDU-Parteivize Jens Spahn, ARD-Entertainer Eckart von Hirschhausen, Moderatorin Maybrit Illner, Linken-Parteichefin Janine Wissler, Chef der Bundesnetzagentur Klaus Müller und BDA-Vize-Präsident Arndt G. Kirchhoff. (Bild: ZDF)
Die Runde bei "maybrit illner" (von links): Grünen-Parteichef Omid Nouripour, CDU-Parteivize Jens Spahn, ARD-Entertainer Eckart von Hirschhausen, Moderatorin Maybrit Illner, Linken-Parteichefin Janine Wissler, Chef der Bundesnetzagentur Klaus Müller und BDA-Vize-Präsident Arndt G. Kirchhoff. (Bild: ZDF)

"Wir sind wirklich in einer extrem bedrohlichen Situation"

Als der Moderator sein Handy zückte, wurde es besonders drastisch: "Dieses Foto habe ich hier gemacht im Rhein", erklärte er und zu sehen ist eine Geröllwüste: "Das ist einer der größten europäischen Flüsse und im Moment sitzt man da mitten im Flussbett und könnte heulen über diese Hungersteine, die da plötzlich sichtbar werden, über ein Rinnsal." Es mache ihn traurig, "dass alle, die sich auf ihre Wirtschaftskompetenz berufen, nicht anerkennen, dass Wirtschaft Infrastruktur braucht. Wir brauchen Asphalt, der nicht schmilzt, wir brauchen Flüsse, die befahrbar sind. All das ist viel, viel verletzlicher, als wir uns das vorgestellt haben."

Doch das ist nicht alles: Als Arzt denke er auch an ungekühlte Krankenhäuser und Altenheime, "an Deutschland als ein Rekordhalter bei den Hitzetoten. All das habe ich im Hinterkopf und deswegen kommt mir die Diskussion um Mehrwertsteuer hier ein bisschen, da ein bisschen absurd vor, wenn wir das große Bild nicht einmal mitdiskutieren." Überhaupt die Mehrwertsteuer: "Warum haben wir immer noch Mehrwertsteuer auf gesundem Essen wie Obst und Gemüse? Und warum subventionieren wir immer noch Fleisch? In einer weltweiten Klimakrise und einer weltweiten Hungerkrise schieben wir immer noch 70 Prozent des Getreides in Tiere rein. Das sind solche Absurditäten, die uns alle überfordern, mich auch!"

Erneuerbare Energien hätten in den letzten Jahren viel schneller vorangebracht werden können, sagte von Hirschhausen. Doch die fossile Lobby habe dies massiv verhindert. "Wir müssen uns klarmachen, dass das keine Krise ist, die schnell vorbeigeht", forderte er: "Die Klimakrise ist da, sie ist echt, sie ist menschengemacht und sie wird jedes Jahr schlimmer! Die Kosten, auch für die Wirtschaft, werden jedes Jahr höher, solange wir so wenig tun wie jetzt." Manche, so schloss der Kabarettist, hätten gehofft, "wenn der Hirschhausen kommt, wird's lustig. Nee, wir sind wirklich in einer extrem bedrohlichen Situation!"