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Hindenburg im Anflug über dem Genfer See: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Paula Doenecke über eine Abwehrschlacht. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages täglich direkt in ihre Mailbox.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Tempelstürmer

Seinen Investorentag hatte sich Temenos wohl anders vorgestellt. Nach einer Talfahrt des Aktienkurses im Jahr 2022 und gescheiterten Übernahmegesprächen war es im vergangenen Jahr für die Genfer Bankensoftwareschmiede langsam wieder bergauf gegangen. Auch die letzten Zahlen lagen über den Erwartungen.

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Der Leerverkäufer Hindenburg Research machte mit seinem Bericht zu angeblichen Buchhaltungsproblemen letzte Woche einen dicken Strich durch diese Rechnung. Statt vor den Investoren Pläne für die Zukunft zu schmieden, muss Temenos (die altgriechische Bezeichnung des abgegrenzten Gebiets um ein Heiligtum) sich nun für angebliches Fehlverhalten rechtfertigen. An der umfassenden externen Prüfung, die die Firma gestern ankündigte, führt wohl kein Weg vorbei. Verwaltungsratspräsident Thibault de Tersant bleibt heute im Bloomberg-Interview vor dem Investorentreffen dabei, es gebe keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass Hindenburgs Vorwürfe stimmen.

Temenos ist nicht zum ersten Mal im Visier von Aktivisten. Schon der letzte CEO musste auf Druck von außen zurücktreten, und seitdem ist die Firma auf Chefsuche und geführt von einem von den Investoren wenig geliebten Interimschef. Dass die neuen Vorwürfe bei der Suche helfen, kann bezweifelt werden. Die Investoren scheinen heute jedenfalls wenig beeindruckt — die Talfahrt der Aktie setzt sich trotz der Ankündigungen fort.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Stefan Nicola, Alexander Kell, Verena Sepp und Boris Groendahl: Airbus der Straße, Börsenmotor Kursverfall, Lohnschub und Wettbewerbssorgen, den Nebel lichten und Rothschild-Familienzank.

Airbus der Straße

Die europäische Autoindustrie steht vor großen Herausforderungen. Das Wachstum bei den Elektroautos verlangsamt sich; Kaufsubventionen werden gekürzt und Autofahrer beschweren sich über fehlende Ladestationen und hohe Versicherungskosten für Stromer; Tesla ist immer noch meilenweit voraus, während chinesische Hersteller nach Europa drängen. Der gestiegene Wettbewerbsdruck bringt jetzt Volkswagen, Stellantis und Renault dazu, neue Wege der Zusammenarbeit auszuloten. Eine von Renault-Chef Luca de Meo ins Spiel gebrachte Idee wäre ein “Airbus der Autoindustrie”, der helfen soll, mit China zu konkurrieren und andere Bedrohungen abzuwenden. Unter anderem wird eine Zusammenarbeit zur Entwicklung von preisgünstigen Elektroautos diskutiert. Ohne einen funktionierenden Plan B laufen die europäischen Autohersteller jedenfalls Gefahr, weiter zurückzufallen.

Börsenmotor Kursverfall

Um 65% ist der Bayer-Aktienkurs gefallen, seit der Konzern am 23. Mai 2016 die Übernahme des Glyphosat-Riesen Monsanto angekündigt hatte - als “überzeugende Gelegenheit” für langfristiges Wachstum und Milliardensynergien. Da war Marijn Dekkers, der vor den Glyphosat-Risiken gewarnt hatte, schon als CEO abgetreten und hatte die Konzernspitze an den Deal-Architekten Werner Baumann übergeben. Der Rest ist Geschichte, wie man so schön sagt. Seit gestern ist offiziell, dass Bayer-Aktionäre drei Jahre in Folge statt richtiger Dividende nur noch die gesetztlich vorschriebene Mindestzahlung erhalten sollen. Die Aktie des Konzerns, der noch immer betont, das vom Unkrautvernichter Roundup keine Krebsgefahr ausgeht, notiert dennoch im Plus. Bayer gelte nun als “Erholungs-Story” mit Fokus auf grundlegender Restrukturierung, erklärt Morgan Stanley. Vielleicht hoffen einige Anteilseigner ja darauf, neben ihre Glyphosat-Altaktien künftig auch Papiere aussichtsreicher Spin-Offs ins Portfolio gebucht zu bekommen.

Lohnschub und Wettbewerbssorgen

Die Tariflöhne in der Eurozone haben nach Angaben der Europäischen Zentralbank im Schlussquartal 2023 um 4,5% zugelegt, womit sich der Anstieg verlangsamt hat. Europäische Staatsanleihen notieren angesichts dessen im Plus. Freilich war das Lohnplus von 4,7% im Vorquartal auch ein Rekordwert — und die heutigen Zahlen liegen mehr oder weniger im Rahmen der Erwartungen der Notenbanker, wie Ven Ram im Blog Markets Live ausführt. Die Zahlen dürften die Währungshüter, die ihr Augenmerk bereist auf die Q1-Daten im April gelegt haben, kaum dazu bewegen, ihre Leitzinsen früher zu senken. Am Geldmarkt wird die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB ihre Geldpolitik im übernächsten Monat lockert, weiter bei deutlich unter 50% gesehen. Gegen langfristigen Schub für die Löhne indessen sprechen die Sorgen um die Wettbewerbsfähigkeit Europas, die die Chefs von Industrieriesen wie BASF, Clariant und Wienerberger gerade gegenüber der Politik unterstrichen haben.

Den Nebel lichten

Befeuert durch die Finanzkrise, ist im Schatten von Banken ein Produkt herangewachsen, das sich bislang den Fängen der Aufsichtsbehörden entziehen konnte: Privatkredite, also Kredite von Geldgebern, die keine Banken sind. Sie sind eine Alternative zu traditionellen Bankkrediten und sind besonders bei Übernahmen immer gefragter. Ironisch daran: Banken zählen zu den wichtigsten Gläubigern. Genau diese Verflechtung besorgt Aufsichtsbehörden weltweit, man hat keine ausreichenden Daten und weiß nicht, welches Risiko für die Finanzstabilität hier schlummert. Licht ins Dunkel soll nun eine EU-Richtlinie bringen, die erstmals strengere Vorschriften für Kreditfonds einführt, die sich an institutionelle Investoren richten. Darin enthalten sind beispielsweise Obergrenzen für die Verschuldung, mit der solche Fonds ihre Renditen hochhebeln können. Risiken sollen so eingedämmt werden, bevor sie eine Krise auslösen — der junge Sektor soll aber gleichzeitig nicht erstickt werden. Die Branche selbst hält viele der neuen Regeln für übertrieben.

Rothschild-Familienzank

Nach den ersten Erfolgen des Frankfurter Finanziers Mayer Amschel Rothschild im späten 18. Jahrhundert schickte er seine Söhne nach Wien, London, Paris und Neapel, wo sie unabhängig voneinander, aber intensiv verbunden — unter anderem durch Eheschließungen innerhalb der Familie — das gleichnamige Bankenimperium in ganz Europa aufbauten. Nachdem das Frankfurter Stammhaus schon Anfang des 20. Jahrhunderts mangels Nachfolgern einging, gaben Nazis und Arisierer dem großen Wiener Zweig den Rest. Übrig sind jetzt noch zwei ziemlich zerstrittene Flügel in der Schweiz (Edmond de Rothschild Group) und in Frankreich (Rothschild & Co), die beide zunehmend in dem lukrativen Geschäft mit den Superreichen unterwegs sind. Nicht zuletzt wegen des berühmten Namens werden sie oft miteinander verwechselt, und das ist nicht der einzige Grund dafür, dass viele denken, eine erneute innerfamiliäre Ehe wäre der beste Weg in die Zukunft.

Was sonst noch so passiert ist

  • Gras kommt näher

  • Sparkassen schreiben zu

  • Barclays schüttet aus

--Mit Hilfe von Alessandro Speciale.

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