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Hiesinger warnt vor Verbot des Verbrennungsmotors

Zehn Jahre hat der Industriekonzern Thyssen-Krupp einen Bogen um die weltgrößte Automobilschau der Welt gemacht. Diese selbst gewählte Abstinenz der IAA in Frankfurt findet nun in diesem Jahr ein Ende. „Die Autoindustrie befindet sich in einem extremen Wandel“, sagte Konzernchef Heinrich Hiesinger am Dienstagabend. „Wir wollen den richtigen Beitrag dazu leisten.“

Für den Essener Traditionskonzern hat die Autoindustrie eine extrem hohe Bedeutung: Allein ein Viertel seiner Umsätze in Höhe von rund 40 Milliarden Euro macht Thyssen-Krupp mit VW & Co. Es sind nicht nur Bleche und Karosserieteile, die die Stahltochter produziert – rund die Hälfte ihres jährlichen Volumens von zwölf Millionen Tonnen geht direkt oder indirekt über Komponenten an die Autobranche. Thyssen-Krupp liefert zudem Produktionsanlagen über seinen Anlagenbau, unter anderem für die Batterieproduktion.

Der wichtigste Posten ist die eigene Komponentensparte, die sich auf Fahrwerkslösungen wie elektrische Lenkungssysteme, Federn oder aktive Dämpfer konzentriert. Rund sieben Milliarden Euro erwirtschaftet der Bereich, der zuletzt kräftig zulegen konnte. „Das ist für uns ganz klar eine Wachstumsmaschine“, sagte Hiesinger.

Damit das so bleibt, hat der Konzern große Anstrengungen in den vergangenen Jahren unternommen. Rund eine Milliarde Euro investierte das Unternehmen in Technologie und neue Werke. Derzeit sind weltweit allein sieben Fabriken in Bau. „Inzwischen finden sich in neun von zehn Premiummodellen Komponenten von Thyssen-Krupp“, sagte Hiesinger. Vor allem Dämpfer und elektrisch unterstützte Lenkungen haben zu diesem Erfolg beigetragen.

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Die nächste Generation solcher Lenksysteme ist schon in der Testphase. Mit dem sogenannten „steer-by-wire“ gibt es erstmals keine mechanische Verbindung mehr zwischen Lenkrad und Rädern. Der Lenkeinschlag des Fahrers wird rein elektrisch übermittelt. Ein sogenannter Feedback-Aktuator erzeugt die Rückwirkung von der Straße auf das Lenkrad.

Obwohl er mechanisch abgekoppelt ist, hat der Fahrer trotzdem das Gefühl, im Kontakt mit der Straße zu stehen. Ob er nun kleine oder große Lenkausschläge bevorzugt, viel Widerstand oder wenig am Lenkrad spüren möchte, ist dann nur noch eine Frage der Softwareeinstellung.

Was in großen Passagierflugzeugen bereits funktioniert, soll in wenigen Jahren auch serienmäßig in Fahrzeugen eingebaut werden. Ob die noch so aussehen und so ausgestattet sind wie die heutigen Autos, ist zweifelhaft. Die Elektro-Steuerung ist nach Ansicht Hiesingers durch den Wegfall der mechanischen Komponenten für die Zukunft des autonomen Fahrens und der Elektromobilität wie geschaffen. So entsteht eine höhere Flexibilität bei der Gestaltung des Bauraums. So kann bei autonom fahrenden Fahrzeugen beispielsweise das Lenkrad im Cockpit verschwinden, wenn der Autopilot die Steuerung übernimmt. Der Fahrer kann den freien Raum für andere Dinge nutzen.

Auch wenn Thyssen-Krupp sich technologisch für Zukunftsthemen wie autonomes Fahren oder Elektromobilität gut gerüstet sieht – von einem Verbot des Verbrennungsmotors hält Hiesinger nichts. „Wir sind für die Förderung der E-Mobilität und wir akzeptieren auch die Rahmenbedingungen ohne wenn und aber“, sagte er.

Aber das Erreichen der Klimaschutzziele müsse technologieoffen erfolgen: Von vielen Politikern werde unterschätzt, was ein zu schneller Schwenk auf Elektrofahrzeuge für die betroffenen Konzerne und deren Zulieferer bedeute. „Es würde bei vielen Unternehmen am Tag der Entscheidung zu enormen Wertberichtigungen führen“, sagte Hiesinger.

Viele Investitionen in Fabriken oder die Entwicklung von Produkten seien auf zehn, 20, oder 30 Jahre ausgelegt. Diese würden dann nicht mehr oder nicht mehr so lange benötigt - massive Abschreibungen seien die Folge. „Ich hoffe, dass wir aus der Energiewende gelernt haben“, sagte der Konzernchef.

KONTEXT

Die größten Stahlproduzenten in Deutschland

ESF Elbestahlwerke Feralpi

Der Stahlproduzent aus dem sächsischen Riesa wurde 1992 gegründet und produziert unter anderem Stranggussknüppel, Betonstabstahl und Walzdraht. 2016 produzierte Feralpi eine Million Tonnen Stahl.

Quelle: Wirtschaftsvereinigung Stahl

Lech Stahlwerke

1970 wurde das Stahlwerk im bayrischen Meitingen gegründet. Das Unternehmen hat sich auf Betonstahl spezialisiert. Lech produzierte 2016 1,2 Millionen Tonnen Stahl.

Georgsmarienhütte

1,3 Millionen Tonnen Stahl produzierte das Stahlwerk 2016. Georgsmarienhütte wurde 1856 in der gleichnamigen Stadt in Osnabrück gegründet. Das Unternehmen produziert Stabstahl, Halbzeug und Blankstahl.

Riva

Der italienische Stahlkonzern hat mehrere Werke in Deutschland. 1954 wurde das Unternehmen von den Brüdern Emilio und Adriano Riva in Mailand gegründet. 2016 produzierte Riva in Deutschland 1,8 Millionen Tonnen Stahl.

Dillinger Hütte

Das Hüttenwerk (Anlage zur Erzeug von Stahl und Eisen aus Erzen) mit Sitz im saarländischen Dillingen produzierte 2016 2,2 Millionen Tonnen Stahl. Das Unternehmen wurde bereits 1685 gegründet.

Badische Stahlwerke

Der Stahlhersteller wurde 1955 im baden-württembergischen Kehl gegründet und produziert hauptsächlich für die Bauindustrie. 2016 konnte das Unternehmen 2,4 Millionen Tonnen Stahl produzieren.

Saarstahl

1989 wurde der Stahlproduzent im saarländischen Völklingen gegründet. 2016 produzierte er 2,5 Millionen Tonnen Stahl.

Salzgitter

Die Wurzeln der 1998 im niedersächsischen Salzgitter gegründeten Salzgitter AG gehen ins Jahr 1858 zurück. Rund sieben Millionen Tonnen Stahl produzierte das Unternehmen 2016.

Arcelor-Mittal

Der Konzern ging 2007 aus der Fusion der niederländischen Mittal und Arcelor aus Luxemburg hervor. Der Konzern hat mehrere Standorte in Deutschland und produzierte 2016 hierzulande 7,8 Millionen Tonnen Stahl.

Thyssen-Krupp

1999 wurden die Ruhrgebietskonzerne Krupp-Hoesch und Thyssen zusammengelegt. Deutschlandweit ist das Unternehmen mit Sitz in Essen der größte Stahlproduzent. Allein 2016 fertigte er 12,1 Millionen Tonnen Stahl.