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Heckler & Koch: Angriff auf den Aufsichtsrat

Während ein Verkauf ausgelotet wird, will sich Mehrheitsaktionär Andreas Heeschen in den Aufsichtsrat wählen lassen. Doch es gibt Widerstand.

Beim Waffenhersteller Heckler   &   Koch geht es derzeit hoch her. Foto: dpa
Beim Waffenhersteller Heckler & Koch geht es derzeit hoch her. Foto: dpa

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Es waren zwei Neuigkeiten, die nicht so richtig zusammenpassen wollen. Vor wenigen Tagen teilte Heckler & Koch (H & K) mit, dass das Wirtschaftsministerium prüfe, ob es einem Verkauf des Kleinwaffenherstellers zustimmen könnte. Kurz darauf meldete sich der aktuelle Mehrheitseigentümer Andreas Heeschen zu Wort. Der Finanzinvestor will auf einer außerordentlichen Hauptversammlung im Dezember in den Aufsichtsrat einrücken.

Zunächst hatte die Einladung an die Aktionäre fast langweilig geklungen. Mit der Anpassung der Aufsichtsratsvergütungen hatte das Unternehmen lediglich einen Tagesordnungspunkt angegeben. Dann kam jedoch Heeschens Ankündigung hinzu – und nun füllt sich die Liste wieder.

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Wie das Handelsblatt erfuhr, will der gewichtige Aktionär Compagnie de Développement de l’Eau S.A.(CDE) das Treffen nutzen, um zwei Aufsichtsratsmitglieder abwählen zu lassen. Die Investmentgesellschaft aus Luxemburg ist mit mehr als fünf Prozent an H & K beteiligt.

Offenbar sind die Investoren mit dem Kurs des Unternehmens so unzufrieden, dass sie die Abwahl von Martin Heiner Sorg und des pensionierten Luftwaffengenerals Harald Kujat anstrengen. Öffentlich äußern wollten sie sich nicht. Eine realistische Chance hat der Antrag aufgrund der Mehrheitsverhältnisse eigentlich nicht.

Mehrheitseigentümer Heeschen wiederum meldete sich nach Publikation des Abwahl-Antrags zu Wort - und stärkte Kujat demonstrativ den Rücken. Mit Blick auf den Schritt des anderen Aktionärs erklärte Heeschen ungewöhnlich scharf: „Als Inhaber der absoluten Mehrheit der Stimmrechte halte ich dieses Vorgehen für irritierend und nicht im Sinne des Unternehmens zielführend.“ Der Antrag der CDE sei „ganz offensichtlich von sachfremden Erwägungen getragen und als Angriff auf die Integrität des Unternehmens zu verstehen“.

Kujat wiederum war überrascht. Er wisse nicht, wer sich hinter der Firma CDE verberge - mit ihm habe niemand von diesem Unternehmen gesprochen, sagte er der dpa. Der pensionierte General betonte, dass er sich weiterhin für Heckler & Koch einsetzen wolle. Die Firma sei für die Sicherheit Deutschlands sehr wichtig.

Erstaunlich ist allerdings, wer hinter der CDE steht: Die Unternehmensdatenbank Creditreform weist Nicloas Colonna Walewski und Gérard Lussan als Verwaltungsräte aus. Die beiden Namen fielen zuletzt vor dem Hintergrund der Verkaufsgespräche als Interessenten. Der französische Investor Walewski gilt zudem schon länger als Geldgeber im Hintergrund von H & K. Er soll 150 Millionen in das Unternehmen gesteckt haben. Die Gesellschafter der CDE sind in Firmendatenbanken nicht vermerkt.

Kritik am Mehrheitseigentümer

Man kann den Vorstoß der CDE als Indiz für ein Zerwürfnis zwischen einem Geldgeber und dem Mehrheitseigentümer deuten. Jedenfalls ist es deutliche Kritik am Kurs von Heeschen.

Denn er Heeschen war es, der mit seiner Aktienmehrheit den ehemaliger Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat, im Juli als neues Aushängeschild des Unternehmens installiert hatte. Ein Soldat an der Spitze dürfte im Verteidigungsministerium mit Wohlwollen aufgenommen worden sein. Kujat konnte glaubwürdig versichern, dass er sich nur um das beste Material für die Truppe sorge.

Nun kommt alles anders. „Mein persönliches und unternehmerisches Ziel ist es, die positive Entwicklung sowie die Konsolidierung und den Ausbau des Unternehmens zu fördern“, zitierte die „Welt“ aus einem Schreiben Heeschens, warum er in den Aufsichtsrat will.

Anderen Aktionären könnte solche Worte übel aufstoßen. Immerhin waren die Jahre mit dem Eigentümer Heeschen nicht von besonderen wirtschaftlichen Erfolgen geprägt. Ein gewaltiger Schuldenberg von 230 Millionen Euro lastet auf H & K. Die Gewinn- und Verlustrechnung für 2018 wies ein Minus von acht Millionen Euro aus, wieder einmal.

Die Geschäftsführer wechselten häufig. Einer zog sogar vor Gericht und bezweifelte, dass Heeschen wirklich noch die Kontrolle habe.

Mit seiner Ankündigung, selbst in den Aufsichtsrats zu wollen, schiebt Heeschen den 76-Jahre alten Kujat in die zweite Reihe. Der soll zwar formal weiter Vorsitzender des Gremiums bleiben, doch klar wäre auch, dass Heeschen den Kurs und Diskussion im Aufsichtsrat bestimmt, so lange er die Mehrheit der Aktien hält. Bislang soll er über mehr als zwei Drittel verfügen. Ganz genau ist das nicht bekannt und auch nicht, ob er einen Teil seiner Aktien möglicherweise verpfändet hat.

Wilde Gerüchte

Es gibt noch eine zweite Lesart der Ereignisse: Möglicherweise will sich Heeschen noch einen Platz im Aufsichtsrat sichern, bevor er die Mehrheit an H & K abgibt. Kurz nach dem Bekanntwerden der Prüfung durch das Ministerium folgten wilde Berichte über karibische Offshore-Firmen, verdeckte russische Offerten und Observationen deutscher Sicherheitsdienste, zuletzt im Magazin „Focus“.

In Oberndorf reagierten sie gelassen. „Wir begrüßen es, dass der Erwerbsvorgang durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geltendem Recht entsprechend intensiv geprüft wird, wie es die Außenwirtschaftsverordnung vorsieht“, teilte H & K Anfang des Monats mit und beschwichtigte zugleich: Der Antragsteller sei bereits beteiligt, so dass keine Änderung der strategischen Ausrichtung zu erwarten sei. Auf Walewski und die CDE träfe diese Beschreibung zu. Es ist nicht abwegig, in ihnen die potentiellen Käufer zu vermuten.

Die Bundesregierung äußert sich offiziell nicht zu den Vorgängen. Aber sie wird genau hinschauen, wer in den Oberndorf die Kontrolle hält oder übernimmt. H & K ist eines von zwei verbliebenen Unternehmen in der Ausschreibung um die Lieferung des Nachfolgers des G36-Gewehres. Der einzige Konkurrent, C.G. Haenel aus Thüringen, gehört einem Staatskonzern der Vereinigten Arabischen Emirate.

Sollte nun auch die Oberndorfer Firma an einen ausländischen Investor verkauft werden, müsste Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) die Kontrolle über die Produktion der Standardwaffe der Bundeswehr wohl oder übel in fremde Hände legen. Die Ausschreibung läuft bereits seit dem Frühjahr 2017. Will sich das Verteidigungsministerium nicht blamieren, darf es sich bis zur finalen Entscheidung nicht mehr allzu viel Zeit lassen.