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Handelsstreit belastet die Börsen – „Potenzial für eine weltweite Rezession“

Ein drohender weltweiter Handelskrieg belastet die Aktienmärkte. Doch einige Indikatoren signalisieren, dass es zu keinem Crash kommen sollte.

Nach der EZB-Sitzung am Donnerstag der vergangenen Woche war die Börsianer-Welt noch in Ordnung. Der Dax kletterte nach der Entscheidung, zumindest bis zum Sommer 2019 die Null-Zinspolitik beizubehalten, über die Marke von 13.100 Punkten.

Manche Analysten sprachen sogar von einem neuen möglichen Angriff auf das bisherige Rekordhoch, das die Frankfurter Benchmark im Januar dieses Jahres mit 13.596 Punkten markiert hatte.

Doch nur wenige Tage später herrscht wieder Sommer-Blues an den Aktienmärkten: Die Gewinne vom vergangenen Donnerstag haben sich in Luft aufgelöst. Das deutsche Börsenbarometer verlor am heutigen Mittwoch zwischenzeitlich fast zwei Prozent und rutschte auf 12.600 Zähler – und damit auch unter die 200-Tage-Linie, die ein wichtiger Indikator für langfristige Investoren ist.

Der Grund für diesen negativen Umschwung ist die weitere Eskalation im Handelsstreit zwischen den USA und China. US-Präsident Donald Trump drohte China mit neuen Zöllen auf Waren im Volumen von 200 Milliarden Dollar, die Regierung in Peking sprach von Erpressung und kündigte Gegenmaßnahmen an.

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Investoren verkauften Aktien und deckten sich im Gegenzug mit als sicher geltenden Anlagen wie Gold und deutschen Staatsanleihen ein. Die höhere Nachfrage nach deutschen Bonds drückte die Rendite der zehnjährigen Titel auf ein Zweieinhalb-Wochen-Tief von 0,35 Prozent. Die „Anti-Krisenwährung“ Gold verteuerte sich um ein halbes Prozent auf 1284 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

„Hier bekriegen sich die beiden Lokomotiven der Weltwirtschaft“, sagte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. „Das Thema hat das Potenzial, die Weltwirtschaft in eine Rezession zu stürzen.“

Rezessionsängste – das ist offenbar das entscheidende Wort an der Börse. „So langsam muss man sich fundamental fragen, ob und inwieweit hier nicht etwa Wachstumsabschwächung sowie Zins- und auch Handelskriegsängste, sondern regelrechte Rezessionsbefürchtungen eingepreist werden“, kommentiert der freie Analyst Holger Struck die derzeitige Entwicklung.

Aber die aktuelle Bewertung zeigt: Der Dax ist keinesfalls zu teuer. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von rund 12,5 sind die deutschen Blue-Chips sogar eher billig. In Extremsituationen gab es schon ein KGV von 11, das Dax-Durchschnitts-KGV liegt bei 15 bis 16. Ein KGV von 12,5 bedeutet, dass die 30 Dax-Aktien 12,5-mal mehr kosten, als diese Unternehmen in diesem Jahr voraussichtlich netto verdienen werden.

Die niedrige Bewertung liegt an den drei Schwergewichten BMW, Daimler und VW. Die Autobauer verdienen viel, doch kaufen möchte die Aktien kaum jemand angesichts der schlechten Perspektiven für Benzin- und Dieselfahrzeuge.

Man kann das niedrige KGV der Autobauer auch anders betrachten: Diese Firmen dürften bereits jetzt besonders stark von einem Handelskrieg-Szenario betroffen sein, zumindest ein Teil davon ist bereits in den aktuellen Kursen eingepreist.

Nach Meinung der US-Bank JP Morgan sind aber Rezessionsängste verfrüht. „In den USA haben fiskalpolitische Anreize den Wachstumsausblick beflügelt und den wahrscheinlichen Beginn der nächsten Rezession weiter aufgeschoben“, meint Fondsmanager Shrenick Shah. Denn die meisten maßgeblichen Märkte würden weiterhin über ihren langfristigen Trendraten wachsen, auch wenn sich das Tempo zuletzt abgeschwächt habe. „Unseres Erachtens ist es deshalb weiterhin sinnvoll, selektive Engagements in Risikoanlagen wie Aktien an den Märkten der Industrie- und Schwellenländer beizubehalten“, erläutert er.

Auf eines sollten sich aber Anleger einstellen: Die Kurse dürften stärker schwanken. Nach einem sehr ruhigen Anlagejahr 2017 hatten sich die Investoren an entspannte Zeiten an der Börse gewöhnt, doch seit Februar sind wieder sprunghafte Entwicklungen an die Aktienmärkte zurückgekehrt. Eine Ursache hierfür ist nach Meinung der US-Bank JP Morgan der sukzessive Abbau der geldpolitischen Unterstützung durch die weltweit größten Zentralbanken.

„In der aktuellen Zyklusphase ist eine allgemeine Zunahme der Volatilität mit weiteren potenziellen sprunghaften Anstiegen nicht ungewöhnlich. Insgesamt sollte die Volatilität jedoch unter Kontrolle bleiben, solange das Wachstum positiv bleibt – dies gilt es im Auge zu behalten“, erläutert JP-Morgan-Fondsmanager Shah.

Doch wie weit kann die Korrektur im Handelskrieg noch gehen? „Wer schwache Nerven hat, der sollte nochmals weitere Aktien verkaufen, muss sich aber bewusst sein, dass er einen Teil des in meinen Augen anschließenden Aufschwungs nicht mitmachen wird“, meint Börsenexperte Stephan Heibel. Der Inhaber des Analysehauses Animusx hatte bereits am Wochenende gewarnt, dass die Anleger „den aufziehenden Handelsstreit mit den USA und die aufziehende Regierungskrise um das Thema der Flüchtlingspolitik vergessen haben“.

Heibel erwartet, dass US-Donald Trump Strafzölle auf Autos ankündigen wird, nachdem die Europäer nun Erdnussbutter aus den USA besteuern wollen. Dementsprechend hätten die Aktienmärkte noch Rückschlagpotenzial.

Einer der großen Profiteure des Handelsstreits steht aber nach Ansicht von Experten fest: Es ist der US-Dollar. Dieser legte bereits am heutigen Mittwoch im Vergleich zu anderen wichtigen Währungen zu, der Euro rutschte im Gegenzug um ein halbes Prozent auf 1,1569 Dollar ab.

„Da die US-Wirtschaft ohnehin schon auf voller Kapazität fährt, würden die Importzölle dort wohl sehr schnell auf die Inflation durchschlagen“, sagte Devisenanalystin Thu Lan Nguyen von der Commerzbank. Dies könne weitere Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed nach sich ziehen – und den Dollar weiter stärken.

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