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Grenzverkehr aus Tschechien und Tirol entspannt sich – Neue Staus in der Schweiz und Italien

Die Staus an den Grenzen zu Deutschland werden kürzer. Auch die Autoindustrie signalisiert Entwarnung. Die Lastwagen müssen nun aber teils lange Umwege fahren.

Mittlerweile hat sich die Verkehrslage an vielen Grenzübergängen beruhigt. Foto: dpa
Mittlerweile hat sich die Verkehrslage an vielen Grenzübergängen beruhigt. Foto: dpa

Nach den am Sonntag angeordneten Grenzschließungen zu Tschechien und Tirol scheint sich die Verkehrslage dort zu beruhigen. Während es noch am Montag zu Lkw-Staus von mehr als 15 Kilometern vor der tschechischen Grenze zu Deutschland kam, lief der Verkehr am Mittwochmorgen bis auf wenige Ausnahmen weitgehend störungsfrei.

Wie Daten des Tracking-Dienstleisters Sixfold zeigen, gab es am Brenner und am deutsch-österreichischen Grenzübergang Kiefersfelden für Lkws lediglich Wartezeiten von zehn Minuten. Hinter dem tschechischen Cheb (Eger) warteten Kraftfahrer am Morgen rund 20 Minuten auf die Abfertigung in Richtung Bayern. Allein bei Waldhaus staute sich der Lkw-Verkehr auf zehn Kilometer.

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An der Grenze nach Sachsen lief es an diesem Mittwochmorgen zunächst reibungslos. Zum Mittag hin kam es dort allerdings zunehmend zu Verzögerungen.

Der wegen seiner tschechischen Zulieferer vom reibungslosen Grenzverkehr abhängige Automobilbauer BMW gab deshalb Entwarnung. Die Teileversorgung laufe stabil, die Produktion planmäßig – und das in allen Werken. Die Grenzabfertigung habe sich eingespielt.

Auch Bosch erklärte, die Lage sei entspannt. „Derzeit können wir in besagten Grenzgebieten mit unseren Logistikdienstleistern unsere Lieferketten störungsfrei aufrechterhalten“, hieß es von dem Autozulieferer. Man werde aber die Entwicklung in den kommenden Tagen weiter beobachten.

Am Sonntag noch hatte der Automobilverband VDA davor gewarnt, dass es wegen drohender Versorgungsengpässe zu Werksschließungen unter den deutschen Pkw-Herstellern kommen könnte. Die EU hatte Deutschland für die Grenzschließungen scharf kritisiert, da man nach dem ersten Lockdown im Frühjahr – unter deutscher Ratspräsidentschaft – eigentlich offene Grenzen in der Staatengemeinschaft vereinbart hatte.

Furcht vor Mutationen

Deutschland hat die Grenzen nun voraussichtlich bis zum 1. März geschlossen, um die in Tschechien, in der Slowakei und in Tirol verbreiteten Covid-Mutationen möglichst nicht ins Land kommen zu lassen.

Auf solche Grenzschließungen hatte sich der Einzelhandel bereits vorbereitet. „Wir arbeiten sehr eng mit unseren Logistikpartner und Lieferanten zusammen und tauschen uns kontinuierlich aus, um auf kurzfristige Angebots- und Nachfrageschwankungen sowie mögliche Verzögerungen in der Logistik schnell reagieren zu können“, erklärte ein Sprecher von Aldi Süd.

In der aktuellen Situation könne es vorkommen, dass vereinzelte Lieferungen nicht pünktlich erscheinen oder umdisponiert werden müssten. „Insgesamt können wir jedoch die Versorgungssicherheit in unseren Märkten gewährleisten“, erklärte der Sprecher.

Beim Deutschen Speditionsverband DSLV bestätigte man, dass sich die Lage im Lkw-Verkehr entspannt hat. Allerdings deuten massive Staus an den Schweizer Grenzen darauf, dass der Lieferverkehr zwischen Süd- und Nordeuropa über den westlichen Nachbarn Österreich umgeleitet wird. Zudem meldet auch Italien zunehmend Staus auf den Autobahnen, weil dort Warentransporte weiträumig umgeleitet werden.

„Für viele bedeutet dies Umwege von mehr als 250 Kilometern“, sagte ein DSLV-Sprecher, „und womöglich Lieferverzögerungen von einem Tag.“ Hinzu komme, dass sich Fahrer derzeit zwangsweise auf italienischen Rastplätzen einem Coronatest unterziehen müssen, was wegen des großen Andrangs mitunter drei bis fünf Stunden dauert.

„Allein dadurch wird eine Lkw-Fahrt 100 bis 300 Euro teurer“, erklärte der DSLV. Auf europäischer Ebene wurde deshalb am Mittwoch darüber verhandelt, die Testpflicht für Transitfahrten auszusetzen.

Gleichzeitig erschwert den Warenverkehr, dass die deutschen Behörden ihre IT nur mangelhaft eingerichtet haben. So unterscheiden die deutschen Corona-Bestimmungen zwar zwischen den Auslandskategorien „Risikogebiet“ (bis 200 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner), „Hochrisikogebiet“ (über 200.000 Neuinfektionen) und „Virusvariantengebiet“ (starkes Infektionsgeschehen mit Covid-Mutationen). Nur: Wer als Lkw-Fahrer Obst und Gemüse aus Spanien ins Land fährt, sucht bei der IT-Anmeldung vergeblich nach dieser Unterscheidung.

Die zwangsläufig unzureichenden Angaben haben für ihn möglicherweise gravierende Folgen, denn die Gesundheitsanforderungen unterscheiden sich je nach Pandemielage erheblich. Sind Transporte aus einem „Risikogebiet“ ohne Weiteres erlaubt, wird bei „Virusvariantengebieten“ eine Anmeldung samt PCR-Coronatest fällig. „Verstößt ein Fahrer gegen die Bestimmungen“, heißt es beim Logistikverband BGL, „droht ihm ein Bußgeld bis zu 25.000 Euro.“

Dass es an Deutschlands Grenzen dennoch zu einer Entspannung kommt, liegt daran, dass Sachsen seine Einreisebestimmungen inzwischen gelockert hat. So hat die Regierung in Dresden mehr Ausnahmen für Grenzpendler aus Tschechien beschlossen. Wer etwa in der Ernährungswirtschaft, im Telekommunikationswesen, in der Logistik oder Abfallwirtschaft arbeitet, darf von Tschechien in den Freistaat pendeln.

Laut Arbeitsagentur stammen jeweils rund 800 Grenzgänger täglich aus den Branchen Hotellerie, Metallverarbeitung und Logistik. Allein aus den stärksten zehn Branchen pendeln Tag für Tag knapp 6000 tschechische Arbeitnehmer nach Sachsen.

Mitarbeit: Markus Fasse, Florian Kolf, Roman Tyborski