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Es gibt nur eine Person, die euch eine gesunde Work-Life-Balance ermöglichen kann – und das seid nicht ihr selbst

Kein noch so langer Urlaub oder Freizeit kann eine grundsätzlich gestörte Work-Life-Balance ausgleichen.  - Copyright: iStock; Rebecca Zisser/Insider
Kein noch so langer Urlaub oder Freizeit kann eine grundsätzlich gestörte Work-Life-Balance ausgleichen. - Copyright: iStock; Rebecca Zisser/Insider

Ein Burnout ist heimtückisch. Er schleicht sich an und beginnt, alles zu untergraben, bis leichte Aufgaben schwierig und anschließend schwierige Aufgaben unmöglich werden. Es ist schwierig zu sagen, wann es anfängt, aber es wird jedes Mal schlimmer, wenn ihr es ignoriert, bis ihr euch irgendwann völlig ausgelaugt fühlt. Ein Burnout ist fast immer die Folge einer schlechten Work-Life-Balance – aber es ist schwierig, dieses Gleichgewicht zu verstehen, geschweige denn, es neu zu justieren.

Das liegt daran, dass eine schlechte Work-Life-Balance nicht nur durch eine Fülle von Arbeitsaufgaben oder im Büro verbrachte Stunden entsteht, sondern auch durch die mentale Belastung, die euer Job mit sich bringt. Wir lachen über den Begriff "Sonntagsangst": die Angst, die uns sonntags befällt, wenn wir daran denken, was wir am Montag alles zu tun haben. Doch ein Burnout ist genau so: nur, dass diese Angst zum Dauerzustand wird.

Es ist das Wissen darum, wie ätzend die Arbeit ist, wie ätzend die Kollegen sind oder wie endlos und hoffnungslos der nächste Tag sein wird. Egal, wie viel Freizeit ihr habt, ihr werdet in einem solchen Fall immer daran denken, dass ihr irgendwann wieder zur Arbeit gehen müsst. Wenn ihr einen schlechten Chef habt, werdet ihr jedes Mal ein ungutes Gefühl haben, wenn ihr an ihn denkt.

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Keine Freizeit der Welt kann eine gesunde Work-Life-Balance wiederherstellen, wenn ihr weiterhin in einem schlecht geführten Unternehmen oder Abteilung beschäftigt seid. Wenn ihr am Arbeitsplatz ständig überfordert seid oder schlecht behandelt werdet, dringt das Grauen irgendwann in jeden Winkel eures Lebens ein.

Um das Gleichgewicht zwischen Arbeits- und Privatleben herzustellen und dem Burnout ein Ende zu setzen, müssen Unternehmen und Führungskräfte ihren Angestellten die Möglichkeit geben, sich geistig von ihrer Arbeit zu lösen. Eine echte Führungskraft ist eine, die erkennt, dass sie dafür sorgen muss, dass ihre Mitarbeitenden sich eine Auszeit nehmen und sich tatsächlich vom Arbeiten erholen.

Hört auf, Angestellten die Schuld zu geben!

Oft wird den Angestellten die Verantwortung für die "Lösung des Burnout-Problems" zugeschoben, mit Aussagen wie "Gebt eurem Chef oder Chefin nicht die Schuld an eurer Erschöpfung" oder "Versucht, das Problem mit kleinen Taten der Freundlichkeit zu überwinden". Und jeder Artikel, der "Tipps zum Umgang mit Burnouts" anbietet, suggeriert implizit, dass die Mitarbeitende die Verantwortung für die Anpassung ihrer Work-Life-Balance tragen.

Aber das ist ein großer Irrtum: Diese Probleme sind niemals die Schuld der Mitarbeitenden. Die Angestellten werden für ihr eigenes Leiden verantwortlich gemacht, während das Unternehmen und die Führungskräfte einen Freifahrtschein erhalten – obwohl es die Aufgabe eines Managers oder Managerin ist, die Arbeitsbelastung der Mitarbeitenden zu verwalten.

Die Aufgabe einer Führungskraft: Sie sollte die Arbeit ihrer Mitarbeiteten verstehen und wissen, wie viel Zeit sie dafür benötigen. Zudem sollte sie in der Lage sein, sich in diejenigen einzufühlen, die diese Arbeit erledigen. Ein toxisches Arbeitsumfeld, verursacht durch eine schlechte Führungskraft, ist wie eine schlechte Liebesbeziehung: Sie verzerrt die Wahrnehmung einer Person für die Welt um sie herum.

Wie Peter Wellers Buckaroo Banzai einmal sagte: "Egal, wo du hingehst, du bist immer da". Das ist das Problem bei einem Burnout. Während Mitarbeitende vielleicht in der Lage sind, sich zu einem angemessenen Zeitpunkt von der Arbeit zu distanzieren, findet ein schlechter Vorgesetzter immer einen Weg, euch zu erreichen. Wenn es sich nicht um eine beiläufige E-Mail mit dem Inhalt ,"Oh, das könnt ihr morgen beantworten", handelt, dann ist es eher eine SMS mit einer "kurzen Frage" um 19:02 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt möchten sich die Angestellten schon entspannen.

Die Lösung des Problems beginnt damit, dass die Führungskräfte, die für die Überwachung der Leistung ihrer Teams zuständig sind, in die Pflicht genommen werden. Dazu müssen sich Unternehmen von Führungskräften trennen, die ihre Mitarbeiter ausbrennen, und Systeme schaffen, die sicherstellen, dass die Arbeit gleichmäßig auf die Teams verteilt wird. Außerdem soll jedem nur so viel Arbeit zugewiesen werden, wie die Person bewältigen kann.

Arbeitsbelastung lässt sich nicht einfach ausblenden

Unternehmen, denen die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben wirklich am Herzen liegt, müssen die Art und Weise, wie sie ihre Angestellten betreuen, sinnvoll verändern. Diese Entwicklungen sollten damit beginnen, indem die Unternehmen ihre Mitarbeitenden fragen, wie eine ausgewogene Work-Life-Balance tatsächlich aussehen könnte. Es reicht nicht aus, neue Initiativen namens "Wellness" oder "psychische Gesundheit" am Arbeitsplatz einzuführen, ohne die Mitarbeitenden zu fragen, wie effektiv sie sind.

Nehmen wir als Beispiel Bumble. Das Dating-App-Unternehmen war großzügig, als es all seinen Mitarbeitenden eine Woche Urlaub gab, um einem Burnout vorzubeugen. Das Problem daran, dem gesamten Unternehmen auf einmal freizugeben, ist, dass es ironischerweise zu noch mehr Burnouts führen kann. Denn die Arbeit verschwindet nicht auf magische Weise, wenn eine Person in den Urlaub fährt, und noch weniger, wenn das gesamte Unternehmen für eine Woche verschwindet.

Es sind auch nicht nur einmalige „erfrischende" Aktionen wie diese – jede Initiative zur „geistigen Gesundheit", die nicht direkt die Zeit außerhalb der Arbeit bewahrt und fördert, ist nutzlos. Niemand kann eine schlechte Führungskraft oder eine ungerechte Arbeitsbelastung einfach ausblenden. Ein Meditationskurs am Mittag verscheucht nicht die aufdringlichen Gedanken eines Mitarbeitenden. Kein Wellnesstag kann einen Urlaub retten, da dieser durch den Gedanken ruiniert wird, dass jeder Tag, an dem ihr nicht im Büro ist, den metaphorischen Papierstapel auf dem Schreibtisch vergrößert.

Lösungen gibt es trotzdem viele

Es gibt jedoch Möglichkeiten, wie Unternehmen und Manager eine gesunde Work-Life-Balance fördern und den Angestellten helfen können, sich zu erholen. Erstens muss ein Unternehmen ein System schaffen, das die Arbeit einer Person effektiv verlagert, wenn sie sich eine Auszeit gönnt. So muss die Person sich nicht über den unvermeidlichen Stapel von der Arbeit sorgen machen, wenn sie zurückkommt. Das bedeutet, dass in der Sekunde, in der jemand seinen Urlaub antritt, jemand anderes bereit ist, die Arbeit zu übernehmen.

Außerdem müssen Führungskräfte genau wissen, was die einzelnen Angestellten täglich tun und wie und von wem diese Arbeit erledigt wird. Und das bedeutet, dass die Führungskräfte dafür sorgen müssen, dass in ihrem Team genügend Kapazitäten vorhanden sind. So kann die Arbeit aufgefangen werden, wenn ein Mitglied ausfällt, anstatt die Kollegen zu überlasten und Unmut über die Auszeit zu erzeugen. Das mag nicht einfach klingen, aber dafür sind Manager ja da: um zu managen.

Um eine positive Work-Life-Balance zu schaffen, müssen die Unternehmen eine Kultur schaffen, in der die Erholung der Mitarbeiter im Vordergrund steht. Dazu kann es gehören, dass eine Kommunikationssperre verhängt wird. Die Arbeitszeit kann zwischen 9 und 17 Uhr liegen, aber vor 8 Uhr oder nach 16:30 Uhr darf nicht kommuniziert werden. Das mag zwar extrem erscheinen, aber es ist eine Möglichkeit, das ungute Gefühl einer SMS zu verhindern, wenn eine Person gerade aufgewacht ist oder sich für den Tag abgemeldet hat.

Unternehmen sollten auch Strafmaßnahmen für Wiederholungstäter einführen, die mehrfach eine SMS oder E-Mail vor oder nach der Arbeit verschicken – die Technologie, E-Mails so zu terminieren, dass sie später eintreffen, gibt es schon lange, es gibt einfach keine Entschuldigung dafür, sie nicht zu nutzen. Zudem sollte die Einhaltung der arbeitsfreien Zeit aktiv eingehalten werden.

Unternehmen müssen das Arbeitsvermögen der Angestellten als ihr wertvollstes Gut betrachten und die Work-Life-Balance als Treibstoff behandeln, um das Beste aus ihren Mitarbeitenden herauszuholen. Dies beginnt mit einem grundlegenden organisatorischen Respekt vor der Freizeit – ob es sich um Urlaub handelt oder nicht. Und dazu zählt für mich eine offene Ablehnung derjenigen, die die Freizeit anderer beeinträchtigen.

Dieser Artikel wurde von Zoe Brunner aus dem Englischen übersetzt. Das Original findet ihr hier.