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Funke will mit Ausschlussklage die Verlegerfamilie Dichand loswerden

Der Essener Zeitungskonzern fĂ€hrt im Konflikt um die Kronen-Zeitung in Österreich schweres GeschĂŒtz auf. Die Allianz mit Karstadt-Eigner Benko steht.

Seit rund zwei Jahrzehnten tobt zwischen der Funke-Mediengruppe (WAZ) und der Verlegerfamilie Hans Dichand ein erbitterter und viele Millionen Euro teurer Streit um das gemeinsame Zeitungsimperium (Kronen-Zeitung, Kurier) in Österreich. Nun fĂ€hrt der Essener Zeitungskonzern im Kampf um die Macht bei der grĂ¶ĂŸten Zeitung des Landes schweres GeschĂŒtz auf.

Funke will mit einer Ausschlussklage die Wiener Verlegerfamilie aus den gemeinsamen Unternehmen katapultieren. „Die Ausschlussklage beim Handelsgericht in Wien hat zum Ziel, die Dichands komplett aus dem Unternehmen zu drĂ€ngen“, sagten informierte Medienkreise dem Handelsblatt in Wien. „Die Ausschlussklage ist traditionell das allerletzte Mittel, einen Gesellschafterstreit endgĂŒltig zu lösen.“

Ein Sprecher des Handelsgerichts Wien bestĂ€tigt dem Handelsblatt am Donnerstag die Ausschlussklage der Funke-Mediengruppe. Die Dichands hĂ€tten bereits Ende Mai mit einer Erwiderung darauf reagiert. Der erste Verhandlungstag der Erzrivalen ist am 26. August. „Die Funkes schlagen voll zurĂŒck. Jetzt werden sie alle Möglichkeiten ausschöpfen“, hieß es in Kreisen der Verlegerfamilie Dichand am Donnerstag.

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Die Klage richtet sich gegen EigentĂŒmer Christoph Dichand und seine Geschwister Johanna und Michael sowie der Verlegerwitwe Helga und die Krone-Verlag GmbH. Weder die Funke Mediengruppe noch die Rechtsvertreterin der Familie Dichand, Huberta Gheneff, wollten sich auf Anfrage Ă€ußern. „Krone“-Mitgesellschafter Rene Benko ließ eine Anfrage unbeantwortet.

Die Waffe einer Ausschlussklage gegen die Familie Dichand mit Christoph Dichand als EigentĂŒmervertreter und Herausgeber der „Krone“ an der Spitze ist erst durch ein rechtliches Manöver der österreichischen Verlegerfamilie ermöglicht geworden. Die Dichands haben ihre Anteile in einer gemeinsamen Gesellschaft in Wien zusammengefasst. Davon gibt es offenbar eine Urkunde vom Januar 2020. Das ist laut Gesellschaftervertag nicht erlaubt. Somit ist die Ausschlussklage ĂŒberhaupt erst möglich geworden.

Sollte sich Funke in der österreichischen Hauptstadt vor Gericht durchsetzen, hĂ€tte das womöglich fatale wirtschaftliche Folgen fĂŒr die Familie Dichand. „Bei einem Ausschluss wĂŒrde nur der Buchwert des komplexen Medienunternehmens fĂŒr die EntschĂ€digung berĂŒcksichtigt“, heißt es in Medienkreisen.

Der Funke-Mediengruppe und der Familie Dichand gehört jeweils die HĂ€lfte der „Krone“. Seit 2018 ist in Funkes Beteiligungsunternehmen auch die Signa-Holding des Immobilienentwicklers und Warenhausbesitzers Rene Benko an Bord. Der österreichische MilliardĂ€r besitzt 24,5 Prozent an der „Krone“ und 24,2 Prozent am „Kurier“. Er soll dafĂŒr nach Handelsblatt-Informationen rund 90 Millionen Euro gezahlt haben. Im laufenden GeschĂ€ftsjahr, das am 30. Juni enden wird, werden Erlöse von ĂŒber 400 Millionen Euro erwartet. Das Ergebnis vor Steuern soll bei rund 20 Millionen Euro liegen, berichtet ein Insider.

Der „Krone“ geht es in Österreich nicht zuletzt großzĂŒgiger Anzeigenkampagnen von staatlichen Institutionen wesentlich besser als der Boulevardkonkurrenz in anderen europĂ€ischen LĂ€ndern. „Die Krone leidet nicht so sehr wie vergleichbare Zeitungen in Deutschland. Die Inserate der öffentlichen Hand fangen vieles in Österreich auf“, sagt eine Person, die die Zahlen kennt. Allein aus dem Corona-Medienhilfspaket erhielt die „Krone“ zuletzt 2,7 Millionen Euro an Steuergeldern.

Benko ist offenbar an MehrheitsĂŒbernahme interessiert

Die Dichands nehmen den neuen Angriff sehr ernst. „Es gibt einen riesigen Druck“, heißt es im Umfeld der Verlegerfamilie. Die Hoffnung von Funke und Benko ist, dass sich die Familie Dichand auf Grund der Ausschlussklage freiwillig von ihren Anteilen trennt. Vor allem Benko hat großes Interesse am politisch einflussreichen Medienimperium in seiner österreichischen Heimat.

„Signa hat ein grĂ¶ĂŸeres Interesse als die Funke-Mediengruppe und wird bei einem Ausstieg der Dichand-Familie dann Mehrheitsgesellschafter“, hieß es in gut informierten Medienkreisen. Er sei bei der „Krone“ an der Rendite interessiert und nicht an anderen Dingen. Ein Komplettausstieg von Funke sei nach dem Ausschluss der Dichands vorstellbar, auch wenn die Zusammenarbeit mit Benko sehr gut funktioniere. „Benko will die Anteile komplett“. hieß es auch im Umfeld der Dichands.

Benko verfĂŒgt seit Jahren ĂŒber exzellente Beziehungen zu Österreichs Bundeskanzler und ÖVP-Chef Sebastian Kurz. Die „Krone“ macht dem Immobilienunternehmer, dessen Vermögen im vergangenen Jahr vom US-Magazin Forbes auf 4,9 Milliarden Dollar geschĂ€tzt wurde, auf Grund ihrer Angriffe allerdings wenig Freude. Es sei abscheulich, dass Rene Benko von der ,Krone‘ attackiert wird. Christoph Dichand lasse sich davon nicht abbringen, heißt es in der Medienbranche. Zudem hat er Probleme in Deutschland.

Der 43-jĂ€hrige Benko kĂ€mpft unterdessen mit seinem Warenhausriese Galeria Karstadt Kaufhof um das Überleben. Bis zu 80 der 172 WarenhĂ€user mĂŒssen geschlossen werden.

Privileg eines Vorabgewinns

Der mit harten Bandagen gefĂŒhrte Streit im Gesellschafterkreis hat deutlich an Geschwindigkeit gewonnen. Zuletzt hatten die Dichands im Schweizer Schiedsgerichtsverfahren einen Erfolg erzielt. EigentĂŒmervertreter Christoph Dichand sieht durch dieses Urteil die Vorrechte der Dichands in den VertrĂ€gen mit der Funke-Gruppe „vollinhaltlich“ bestĂ€tigt, wie seine RechtsanwĂ€ltin Gheneff zuletzt bekrĂ€ftigte.

Der „Krone“-GrĂŒnder Hans Dichand hatte mit der damaligen WAZ-Gruppe – der Funke-Mediengruppe – in den 80-er Jahren das Privileg eines Vorabgewinns ausgehandelt. 2014 kĂŒndigte Funke diesen Vertrag. Die Dichand-Erben haben die KĂŒndigung nie anerkannt.

Funke will den Schiedsgerichtsspruch in der Schweiz nicht kampflos hinnehmen. Das Familienunternehmen aus dem Ruhrgebiet will schnellstmöglich eine Korrektur juristisch erkĂ€mpfen. Der Hebel soll die angebliche Befangenheit des Mitglied des Schiedsgerichts, Paul Oberhammer, sein. „Die Funke-Mediengruppe wird am 19. Juni eine Aufhebung der Entscheidung des Schiedsgerichts in ZĂŒrich beim Obersten Bundesgericht beantragen“, berichten Medienkreise. Funke wollte sich auf Anfrage nicht Ă€ußern. In Essen ist es aber ein offenes Geheimnis, dass die Entscheidung des Schiedsgerichts als große EnttĂ€uschung empfunden wurde.

Die Dichands geben sich unterdessen gelassen. „Die Familie lĂ€sst sich davon nicht beeindrucken. Die Ausschlussklage ist ein verzweifelter Versuch nach der Niederlage vor dem Schweizer Schiedsgericht“, sagte ein Wiener Vertrauter der Familie. Eine Entscheidung des Obersten Bundesgerichts dauert offenbar einige Monate. „Wir sind guter Dinge, dass Schweizer Schiedsgerichturteil ins Wanken zu bringen“, sagte ein Insider.