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Aus „Fragile Five“ werden „Troubled Ten“

Der Börsen-Crash in China reißt die internationalen Finanzmärkte mit. Besonders betroffen sind exportorientierte Schwellenländer.

Der Absturz an Chinas Aktienmarkt hat zu einem weltweiten Börsenbeben geführt. Anleger rund um den Globus erlebten gestern einen „Schwarzen Montag“. Der chinesische Leitindex Shanghai Composite stürzte um 8,5 Prozent ab. Der Deutsche Aktienindex DAX verlor zeitweise um sieben Prozent und der Dow Jones schloss mit einem Minus von 3,6 Prozent. An den europäischen Börsen wurde ein Börsenwert von 230 Milliarden Euro vernichtet. Dass nun auch der deutsche Aktienmarkt unter der seit Wochen anhaltenden Schwäche der chinesischen Börsen leidet, führen Experten auf die Währungsabwertung im Reich der Mitte am 11. August zurück. „Die Yuan-Abwertung war der Auslöser“, bestätigt Thomas Mayer vom Research Institute bei Flossbach von Storch. „Das (Other OTC: DASX - Nachrichten) hat bei vielen Leuten den Verdacht bestärkt, dass die Lage in China schlechter ist als man lange dachte.“

Aber nicht nur China schwächelt. Auch viele Schwellenländer stecken in der Krise. Anleger ziehen massenhaft Geld aus diesen Märkten ab. „Wir kommen global in eine schwächere Wachstumsphase“, erwartet Mayer. Daran hat auch Chinas Währungspolitik Anteil, welche die bestehenden wirtschaftlichen Probleme in den Schwellenländern in eine handfeste Krise verwandelte. Diese Entwicklung lasse den Kreis gefährdeter Volkswirtschaften anwachsen, sind die Experten von Morgan Stanley (Xetra: 885836 - Nachrichten) überzeugt. Vor zwei Jahren warnte die US-Bank bereits, dass die Wirtschaftskraft der fünf aufstrebenden Schwellenländer Brasilien, Indien, Indonesien, Südafrika und Türkei auf wackeligem Fundament stehe. Der Begriff „Fragile Five“ war geboren.

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Nun geht die Investmentbank noch weiter. Hans Redecker, Leiter der weltweiten Devisenstrategie bei Morgan Stanley, erwartet, dass sogar zehn Volkswirtschaften große Probleme bekommen können: Brasilien, Chile, Indonesien, Kolumbien, Malaysia, Peru, Singapur, Südkorea, Thailand und Türkei – die „Troubled Ten“.

Die Gründe, die Morgan Stanley für die Not dieser Zehn nennt, sind nicht zwingend identisch. Der schwächere Yuan trifft beispielsweise exportorientierte Nationen wie Südkorea, Singapur, Taiwan oder Thailand. Importierte Produkte werden für chinesische Kunden teurer. Gleichzeitig werden chinesische Produkte auf dem Weltmarkt günstiger und damit wettbewerbsfähiger. Andere Staaten sind stärker von Förderung und Verkauf von Öl, Gas und anderen Rohstoffen abhängig. Der nun stark gefallene Ölpreis macht Malaysia enorm zu schaffen. Die Währung Ringnit befindet sich auf dem niedrigsten Stand gegenüber dem US-Dollar seit der Asienkrise 1998. Malaysias Nachbar Indonesien hat hingegen nötige Reformen in den Boom-Jahren auf die lange Bank geschoben. Der Inselstaat profitierte vom Geschäft mit Gas, Kupfer und Eisenerz. Die marode Infrastruktur wurde jedoch nicht erneuert. Nun folgt die Quittung.

Chile und Kolumbien besitzen im Grunde eine solide volkswirtschaftliche Basis. Doch auch sie können sich der von Peking entfachten Krise nicht entziehen, da der Export von Rohstoffen für einen großen Teil der Wirtschaftsleistung verantwortlich ist. Die niedrigen Rohstoffpreise machen sich auch beim bisherigen Vorzeigeland Südamerikas, Peru, bemerkbar. Der Sol fiel im vergangenen Monat um 2,5 Prozent gegenüber dem US-Dollar. Brasilien hingegen ist weitgehend unabhängig von Rohstoffen. Dennoch sitzen die Probleme tief: Korruption, eine marode Infrastruktur und schwere Wirtschaftspolitische Fehler der vergangenen Jahre ließen das Land zuletzt in eine Rezession rutschen.

Der Einbruch des chinesischen Aktienmarktes zieht sich um den kompletten Erdball. Eine erneute Asienkrise erwarten Experten aber nicht. Die Finanzsysteme und Zentralbanken der asiatischen Staaten seien inzwischen erfahrener und robuster. „Die Schwellenländer als Ganzes müssen sich auf weniger stabile Finanzmärkte einstellen“, sagt Ludovic Subran, Chefvolkswirt des Kreditversicherers Euler Hermes. „Aber einen kollektiven Crash wir in den 1990er-Jahren erwarte ich nicht.“

Was aber sollen Berater ihren Kunden nun sagen? „Abwarten“ heißt das Gebot der Stunde. „Es wird noch einige Portfolioanpassungen geben“, erwartet Asoka Wöhrmann, Chefanlagestratege der Deutschen Bank. „Bestimmte Fonds müssen sich jetzt aus Risikoklassen verabschieden, die sich nun seit Jahresbeginn im negativen Territorium befinden.“ Es könnte also noch etwas nach unten gehen. Zumal sich viele Fondsmanager im Zweifel nicht gegen den Markt stellen würden. Sind sie so gut oder so schlecht wie ihr Vergleichsindex, droht ihnen kein Ärger. Aber wer den Anlegern erklären muss, dass er noch schlechter als der Markt performt, der bekommt ein Problem. Deutschbanker Wöhrmann gibt sich optimistisch: „Geht man, wie wir, nicht davon aus, dass die Weltwirtschaft vor einer Rezession steht, sollten sich die derzeitigen Stände als gute Einstiegsgelegenheiten herausstellen.“

(PD)