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Fondsbilanz: Goldminen sind die klaren Gewinner

Im ersten Halbjahr lieferten Fonds für Edelmetallaktien hohe Erträge. Anleger suchen Schutz vor den Folgen einer dramatisch steigenden Verschuldung.

Anleger beginnen sich stärker für das Metall zu interessieren, doch die Aktien der Förderer liefern die höchsten Gewinne. Foto: dpa
Anleger beginnen sich stärker für das Metall zu interessieren, doch die Aktien der Förderer liefern die höchsten Gewinne. Foto: dpa

Krösus hätte seine Freude gehabt an der Fondsbilanz des ersten Halbjahres 2020. Der reiche Herrscher in Kleinasien machte vor zweieinhalbtausend Jahren Goldmünzen populär. Das gelbe Metall ist auch aktuell der große Gewinner unter den Vermögensanlagen. In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres brachten Fonds für Edelmetallaktien im Schnitt knapp 22 Prozent Gewinn (siehe Grafik).

Das errechnete Andre Härtel von Scope Analysis für das Handelsblatt. Fast alle anderen Fondsgruppen dagegen bescherten den Anlegern Verluste. Vor allem Aktienstrategien litten unter dem Corona-bedingten Konjunktureinbruch. Am härtesten traf es die Produkte für lateinamerikanische Titel, die im Schnitt ein Drittel ihres Wertes einbüßten.

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Die Scope-Übersicht der Anlageergebnisse zeigt zusätzlich zu den Resultaten des ersten Halbjahres die längerfristigen Wertentwicklungen für fünf Jahre. Es fällt auf, dass sich sowohl kurz- als auch langfristig zwei Fondsgruppen mit ihren Erträgen weit von den Konkurrenzanlagen entfernt haben.

Das sind neben den erwähnten Aktienfonds für Edelmetallminen und damit vor allem Goldförderer jene für Technologiewerte. Eines unterscheidet die beiden Anlageschwerpunkte jedoch, wie Härtel betont: „Der Tech-Boom ist Dauer-Gesprächsthema unter Anlegern, während der Aufschwung bei den Goldminen kaum wahrgenommen wird.“

Der Experte interpretiert das als positives Zeichen für Edelmetall-Investments. „Es ist eine vernachlässigte Anlageklasse, weit weg von jeder spekulativen Überhitzung“, findet er. Dafür spricht auch ein tieferer Blick in die Scope-Datenbank: Seit vier Jahren ist kein neuer Goldminenfonds mehr aufgelegt worden. Es gibt in Deutschland nur rund drei Dutzend Produkte mit einem Gesamtkapital von lediglich 13 Milliarden Euro - und das nach den starken Wertgewinnen. Das ist sehr wenig, in allen breit und international anlegenden Aktienfonds beispielsweise stecken 424 Milliarden Euro.

Corona - ein Brandbeschleuniger

Goldminenanlagen sind bisher zwar ein Nischenthema. Doch die Lage hat sich seit dem virusbedingten Kollaps an vielen Finanzmärkten im März drastisch verändert. Seither gewann Gold ein Fünftel an Wert, die Kurse der Goldaktien haben sich annähernd verdoppelt. „Corona wirkte wie ein Brandbeschleuniger für den Goldpreis“, sagt Erich Meier, Fondsmanager beim schweizerischen Vermögensverwalter Konwave. Edelmetallexperte Ronald-Peter Stöferle nennt die Gründe.

„Die gigantischen Ausgabenprogramme von Notenbanken und Regierungen treiben die Verschuldung, schüren die Inflationsängste; und die Zinswende nach oben ist nun endgültig auf den Sankt-Nimmerleinstag verschoben“, sagt der Mitgründer der liechtensteinischen Anlagefirma Incrementum.

Der Fachmann sieht deshalb „ein fantastisches Umfeld für Gold“. Das Metall habe sich immer als Absicherung gegen Geldentwertung bewährt. Außerdem fielen Anleihen als Konkurrenzanlage zu Gold dank der zementierten Tiefzinsen aus. Der neue Aufschwung des Goldpreises begann laut Stöferle übrigens schon früher. Bereits im vergangenen Jahr sei der Metallpreis in vielen Währungen so hoch gewesen wie nie - auch beispielsweise in Euro. Nur in Dollar gerechnet sei noch kein Rekordwert erreicht. Das letzte Hoch erreichte das Metall vor neun Jahren mit 1920 Dollar je Feinunze.

Meier denkt ähnlich wie Stöferle, doch er warnt mit klaren Worten vor einer unheilvollen Zukunft. „Die verrückteste Geldpolitik aller Zeiten wird Folgen haben“, sagt er. Notenbanken finanzierten inzwischen die Defizite der Staatshaushalte. Das habe noch immer in der Geschichte die Währung geschwächt und die Inflation nach oben getrieben. „Ich sehe den Beginn einer Vertrauenskrise in die Notenbanken“, sagt Meier. Für ihn ist klar: „Langfristig wird das Geld wertlos, und das ist nicht erst das Problem unserer Kinder, das wird auch uns bereits beschäftigen.“

Goldpreisprognose: 4800 Dollar

Die Experten präsentieren mit diesen Argumenten entsprechend offensive Prognosen für den Goldpreis. „Unsere Schätzung liegt bei 4800 Dollar am Ende der Dekade“, sagt Stöferle. Tim Hayes von der renommierten US-Finanzanalysefirma Ned Davis Research nimmt immerhin schon ein Erreichen des letzten Goldpreishochs vorweg. Und setzt hinzu: „Es wäre keine Überraschung, wenn der Preis anschließend so stiege wie in den beiden vergleichbaren Situationen 1978 und 2007, als auch vorherige Tops überschritten wurden“, urteilt er. Im ersten Fall vervierfachte sich der Preis, im zweiten konnte er sich längerfristig mehr als verdoppeln.

Der Ausblick von Meier fällt entsprechend seiner Sorgen um die Stabilität der Währungen pointierter aus. Bei einem „normalen“ Preisaufschwung könne er sich Gold ein Drittel teurer vorstellen, die Kurse der Minenaktien doppelt so hoch. „Aber wenn sich die Lage tatsächlich Richtung einer echten Währungskrise verschärft, dann müsste man einige Nullen anhängen“, ergänzt er. Viele Anleger wollen so deutliche Worte seiner Meinung nach nicht hören. Sie stimmten seinen Gedanken zwar zu, aber kauften dann doch kein Gold zur Absicherung, sagt er.

Die Kurse der Minenaktien entwickeln sich meist parallel zum Goldpreis. Doch die Bewegungen in beide Richtungen sind deutlicher. Wenn der Goldpreis beispielsweise um einen bestimmten Prozentsatz teurer wird, steigen die Gewinne der Förderer wegen des Kostensockels stärker - und umgekehrt. Das zeigte sich auch in den vergangenen Monaten: Seit dem März-Aktientief an den Finanzmärkten legte der Goldpreis um ein Fünftel zu, während sich die Minenkurse fast verdoppelten.

Top-Fonds mit 35 Prozent Rendite

Diese guten Entwicklungen schlagen sich in den Halbjahresbilanzen der besten Edelmetall-Aktienfonds nieder. An der Spitze steht der „Earth Gold Fund“ mit einem Ertrag von 35 Prozent. „Wir haben auch Aktien mittelgroßer Firmen, deren Kurse stärker gestiegen sind“, sagt der zuständige Fondsmanager Georges Lequime in London.

Viele Konkurrenten konzentrierten sich mehr auf die großen Konzerne wie etwa Newmont und Barrick Gold. Auf 31 Prozent Gewinn kommt der „Konwave Gold Equity“ von Manager Meier. Eher moderate 24 Prozent erreicht im Konkurrenzumfeld der mit 4,3 Milliarden Euro Kapital weitaus größte Fonds, der „World Gold“ von Blackrock. Nur zwei Produkte erhalten von Scope Analysis das Top-Rating, wegen ihrer guten langfristigen Performance: der „Stabilitas - Pacific Gold + Metals“ und der „Bakersteel Global Precious Metals“.

In der Corona-Ära fühlen sich die Manager mit ihren Minengesellschaften noch besser aufgehoben. „Der Ausblick für das Gewinnwachstum ist gut, während für viele andere Branchen der Daumen nach unten geht“, meint etwa Evy Hambro, Manager des Blackrock-Fonds.

Viele Minen haben laut Stöferle in den vergangenen Jahren ihre Kosten gesenkt und die Bilanzen bereinigt. Laut Konwave-Mann Meier beginnt sich der Fokus der Anleger inzwischen zu verschieben. Die hätten zuerst die Aktien der großen Minen gekauft. Nur rückten die mittelgroßen wie etwa Teranga oder Alamos Mining in den Mittelpunkt. Stöferle findet aus dem Silberbereich Werte wie Mag Silver und Endeavour Silver attraktiv.

Ein Sonderthema bei den Goldminen sind die Ausschüttungen - in der Nullzinswelt ein besonders reizvolles Thema. „Viele Gesellschaften haben höhere Dividenden angekündigt“, sagt Blackrock-Mann Hambro. Der Trend nach oben ist laut David Baker intakt.

„Kinross zahlt eine Dividendenrendite von 3,8 Prozent, auf Sicht der nächsten Jahre könnten es bis zu sechs Prozent werden“, glaubt der Fondsmanager des „Bakersteel Global Precious Metals“. Goldfields mit momentan 4,5 Prozent könnte bis zu sieben Prozent erreichen. Lequime sieht das Ausschüttungspotenzial von Endeavour Mining sogar bei 15 Prozent.

Warten auf die Großanleger

Die Protagonisten vertrauen auch auf die künftigen Käufe der institutionellen Investoren. „Viele stehen noch an der Seitenlinie“, sagt Stöferle. Laut Baker hatten Großanleger in den 70er-Jahren im Schnitt bis zu 15 Prozent ihres Kapitals in Gold und Goldminen angelegt. Jetzt seien einige nach Jahren der Abstinenz wieder mit Quoten von drei bis fünf Prozent dabei, Tendenz steigend.

Nach oben ist seiner Meinung nach viel Luft. Das spiegelten auch die Marktgrößen wider: „Edelmetallaktien kommen nur auf einen Börsenwert von 0,5 Billionen Dollar, Aktien weltweit dagegen auf 80 Billionen Dollar.“ Der Anteil liege also momentan lediglich bei 0,6 Prozent.

Baker nennt die entsprechenden Quoten am Top der beiden letzten Bullenmärkte: 1,7 Prozent 2011, etwa fünf Prozent 1980. Er wagt eine Ertragsprognose für den eigenen Fonds: „Über die nächsten Jahre jährlich zwischen zehn und 80 Prozent.“ Die große Differenz spiegele hohe kurzfristige Unsicherheiten wider.

Bei allen diesen Fonds versuchen Manager, die ihrer Meinung nach attraktivsten Unternehmen zu finden. Dabei haben sie zwei Konkurrenten. Das sind zunächst einige Indexfonds für Goldminenaktien. Der größte ist der „iShares Gold Producers“ von Blackrock mit einem Halbjahresertrag von knapp 23 Prozent.

Darüber hinaus können Anleger das physische Gold auch in Wertpapierform kaufen, wobei der Emittent das Metall hinterlegt. Das erleichtert Kauf und Verkauf etwa im Vergleich zum direkten Erwerb von Münzen oder Barren. Bekanntestes Angebot in Deutschland ist „Xetra-Gold“, das den Besitzern im ersten Halbjahr etwas mehr als 17 Prozent Gewinn lieferte.

Trotz der positiven Prognosen der Fondsmanager bleiben Risiken. „Dazu gehören höhere Realzinsen“, meint Baker, auch wenn er sie für unwahrscheinlich hält. Außerdem könnten Staaten Minen stärker besteuern. Lequime sieht als Risiko einen allgemeinen Aktienmarktsturz wie im März, als der Goldpreis und die Minenkurse ebenfalls durchsackten, weil Anleger Liquidität um jeden Preis beschaffen mussten.

Und dann sei da noch Corona. „Dadurch kann die Förderung zeitweise unterbrochen werden, wie wir etwa bei der peruanischen Hochschild Mining gesehen haben.“ Aus Sicht des Fondskäufers sind die Nischenprodukte außerdem kostspielig. Viele verlangen eine Jahresgebühr von zwei Prozent oder mehr. „Das ist teuer“, meint Analyst Härtel. Er rät bei diesen Fonds grundsätzlich: „Für Anleger kann das wegen der hohen Wertschwankungen und des engen Anlagegebietes keine Basisanlage sein, höchstens eine Ergänzung im Depot.“

Der Herrscher Krösus hätte sich vor zweieinhalb Jahrtausenden mit solchen Bedenken wahrscheinlich kaum aufgehalten. Für ihn war Gold wohl die Basis von Stärke schlechthin. Seine Münzen zierten die Bilder von Stier und Löwe: Beide Tiere galten als Symbol der Macht.