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Fluch oder Segen: Karriere mit „Vitamin B“?

Sie kennen jemanden, der jemanden kennt, der ...zufällig den Traumjob auf dem Silbertablett für Sie bereithält? Gar nicht so unwahrscheinlich. Denn nach dem Boom von Online-Netzwerken wie Xing oder LinkedIn sind auch reale soziale Netzwerke in Sachen Karriere gefragt wie nie. Was bringt das berüchtigte „Vitamin B“? Wo setzen Sie Kontakte bei der Jobsuche am sinnvollsten ein? Und wann können die Connections dem beruflichen Werdegang sogar schaden? Wir haben bei den Experten nachgefragt.

„Ein Viertel aller im Jahr 2010 neu besetzten Stellen wurde über die Nutzung persönlicher Kontakte vergeben“, heißt es im Kurzbericht 26/2011 des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Etwas weniger Arbeitgeber vergeben Jobs über Stellenangebote in Zeitungen und Zeitschriften. Arbeitsagenturen und Internetbörsen bringen jeden siebten Arbeitnehmer an den Mann. Also ab auf den Golfplatz oder zum Rotary Dinner? Auch, wenn es nicht gleich ein elitärer Club sein muss – „echte“ soziale Kontakte wirken nachhaltiger, so Gordon Müller-Eschenbach. „Lieber zu einem interessanten Treffen fahren als in zehn rein virtuellen Netzwerken sein Glück versuchen. Erst offline kennenlernen und dann online Kontakt pflegen lautet die Devise erfolgreicher Netzwerker“, rät der Personalberater und Buchautor aus Berlin.

Hochschulabsolventen kommen vor allem übers Internet zum Traumjob

Wie wirksam persönliche Kontakte bei der Jobsuche sind, hängt von der Qualifikation der Bewerber und der Betriebsgröße ab. „Wir finden deutliche Hinweise darauf, dass vor allem Stellen, die ein sehr niedriges Qualifikationsniveau verlangen, häufiger über Netzwerke besetzt werden. Da Netzwerke ein sehr preiswerter Weg der Rekrutierung sein dürften, ist es also denkbar, dass Arbeitgeber diesen Weg vor allem dann einschlagen, wenn sie Stellen mit einer geringen Produktivitätserwartung besetzen“, erklärt  Martina Rebien vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung im Gespräch mit Yahoo! Finanzen. Bei den Ungelernten oder geringer Qualifizierten findet jeder Dritte seinen neuen Job über Bekannte, Hochschulabsolventen kommen vor allem übers Internet zum Traumjob. Geht es allerdings um die richtig hochdotierten Posten auf Managementebene, kommt wieder Vitamin B ins Spiel. Hier ist unter gleichqualifizierten Bewerbern klar im Vorteil, wer einen Vertrauensvorschuss genießt.

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„In Deutschland scheint es so zu sein, dass Netzwerke, nach allem was wir wissen eher in der Privatwirtschaft als in öffentlichen Einrichtungen genutzt werden“, so Rebien weiter. Bei einer Betriebsgröße ab 500 Mitarbeitern verliert „Vitamin B“ an Wirksamkeit, schreiben Martin Dietz, Christof Röttger und Jörg Szameitat, Autoren der IAB-Studie. Denn dort sind Recruitingprozesse meist in eigenen Abteilungen organisiert. „Den mit Abstand größten Anteil der Neueinstellungen durch die Nutzung von persönlichen Netzwerken gibt es bei Kleinstbetrieben“, so das Fazit des IAB-Kurzberichts.


Motivation und Kosten - Vorteile für Arbeitgeber
Neben der Kostenersparnis wissen deutsche Arbeitgeber die Bewerbersuche über persönliche Kontakte aber auch aus anderen Gründen zu schätzen. Die IAB-Expertin erklärt: „Die persönliche Anbindung in der neuen Arbeit kann auch zu einer höheren Motivation und einem besseren Arbeitsklima führen. Das hat wiederum einen positiven Einfluss auf die Arbeitsmotivation der Belegschaft.“ Kein Wunder also, dass auch größere Betriebe an den HR-Abteilungen vorbei suchen. Zum Beispiel, indem Sie ihren Mitarbeitern Prämien für die erfolgreiche Vermittlung von Freunden und Bekannten versprechen.

„Vitamin B“ ist gleich Erfolg?
Bei allen Vorteilen, die persönliche Kontakte Arbeitnehmern und –gebern bieten: „Der Kontakt wird sicherlich in erster Linie helfen, bei der Auswahl berücksichtigt zu werden. Das übliche Stellenbesetzungsverfahren muss der oder die Kandidatin dann aber ebenso erfolgreich durchlaufen, wie die Bewerber, die keine Empfehlung erhalten haben“, so Rebien. „Vitamin B“ steigert also die Chancen auf eine Stelle, am Ende ist aber in den meisten Fällen vor allem die Qualifikation entscheidend.

Auch beim Weiterkommen. „Vor allem, wenn die Kollegen das Gefühl haben, dass eine Beförderung rein auf Beziehungen beruht und nicht auf Erfolgen. Dann verkehrt sich der vermeintliche persönliche Vorteil schnell in eine Fußfessel: Mitarbeiter, die von den eigenen Kollegen geschnitten, von Informationswegen getrennt werden, sich als nicht teamfähig herausstellen oder deren Heißhunger auf eine Beförderung schon in der Lobby zu riechen ist, haben heute keine große Chance mehr, sich gegenüber ihren teamfähigen Kollegen mittelfristig durchzusetzen, selbst wenn sie zunächst einen Beförderungsschritt voraus sein sollten“, warnt Gordon Müller-Eschenbach. „Immer wieder neu zusammengesetzte Netzwerke sind die Antreiber für Innovation, Kreativität und wirtschaftlichen Erfolg in Unternehmen der Zukunft“, so Müller-Eschenbach. Und da setzen sich vor allem „Networker“ durch, die auch geben können.