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Finanzprofis warnen vor Blase an den Bondmärkten

Bei Anleihen sind derzeit die Renditen niedrig und die Bewertungen extrem hoch. Nicht nur Top-Manager Jamie Dimon ist deshalb beunruhigt.

Die Zeiten, in denen Hochzinsanleihen auch hohe Zinserträge lieferten, scheinen vorüber zu sein. Rund 2,6 Prozent Rendite können Investoren derzeit im Durchschnitt erwarten, wenn sie Unternehmen Geld leihen, die von Ratingagenturen als „Sub-Investmentgrade“, also eher riskant, eingestuft werden.

Auch die Risikoaufschläge – der Mehrertrag für Anleger gegenüber sicheren Staatsanleihen – sind zuletzt stark gesunken. Aktuell werfen Hochzinsanleihen rund drei Prozentpunkte mehr Rendite ab als Bundesanleihen mit gleicher Laufzeit. Das ist der niedrigste Abstand seit zweieinhalb Jahren, bis zum Allzeittief aus dem Jahr 2016 fehlen lediglich rund 0,5 Prozentpunkte.

Sinkende Renditen bedeuten im Umkehrschluss: Die Kurse der Papiere haben zuletzt deutlich zugelegt. Der wichtigste Anleiheindex für europäische Hochzinsanleihen, der „Bofa ML Euro High Yield Index“, notiert auf Zwölfmonatssicht mehr als zehn Prozent im Plus.

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Aus Sicht vieler Anleiheexperten sind die Bondmärkte daher extrem hoch bewertet. So schreiben die Analysten der US-Bank JP Morgan: „Zurzeit fällt es schwer, überhaupt einen Markt mit attraktiven Bewertungen zu finden, da jeder Sektor teuer erscheint.“

Trotzdem ist die Nachfrage der Investoren weiter ungebrochen: Allein in den ersten beiden Handelswochen flossen den Analysten der Bank of America (Bofa) zufolge elf Milliarden US-Dollar in globale Anleihefonds.

Besonders stark waren die Zuflüsse bei Unternehmensanleihefonds: „Die Jagd nach Rendite setzt sich auch 2020 fort“, schlussfolgern die Bofa-Analysten. Doch das werde immer schwerer, sagt Michael Hünseler, Geschäftsführer und Leiter des Credit Portfolio Management beim Vermögensverwalter Assenagon: „Die Jahre der Zinsillusion, bei der Anleger mit Schuldverschreibungen Kurserträge deutlich über der Nominalverzinsung erzielten und sich daher kaum über die optische Renditearmut grämen mussten, scheinen vorbei zu sein.“

Besonders trüb seien die Aussichten für sicherheitsorientierte Anleger, so Hünseler. Immerhin sechs Prozent Kursgewinn waren 2019 mit zehnjährigen Bundesanleihen noch zu holen – trotz Nullzins-Kupons und negativer Renditen. Doch neue Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank, die eine neue Rally bei Bundesanleihen auslösen könnten, sind bislang nicht in Sicht.

Damit die EZB einen solchen Schritt wagt, müsste sich die Konjunktur in der Euro-Zone deutlich eintrüben. Doch das hält Anleiheexperte Hünseler für wenig wahrscheinlich. „Die Konjunkturerwartungen sind besser als die Stimmung.“ Das zeigten Frühindikatoren wie der ZEW-Index oder der Einkaufsmanagerindex für die deutsche Industrie, die zuletzt überraschend positiv ausfielen. Es scheine, dass die deutsche Volkswirtschaft aus dem Gröbsten raus sei, sagt Hünseler.

Angesichts extrem hoher Bewertungen und des begrenzten Kurspotenzials für sichere Staatsanleihen warnt Hünseler vor Preisblasen: „Wir alle beobachten Blasenbildung.“ Das gelte für die Immobilienmärkte, aber auch an den Bondmärkten sieht er solche Risiken. Dazu trägt aus Hünselers Sicht die „aufgeblähte EZB-Bilanz“ bei. Aktuell hat die EZB Wertpapiere mit einem Volumen von 4,7 Billionen Euro in ihrer Bilanz.

Ähnlich äußerte sich Jamie Dimon, Chef von JP Morgan, am Mittwoch in Davos gegenüber dem US-Fernsehsender CNBC. Auf die Frage, wo an den Finanzmärkten er Blasen sehe, antwortete er: „Bei den Staatsschulden.“ Die negativen Renditen in Europa seien ein Zeichen dafür, dass Investoren europäische Staatsschulden zu hoch bewerteten. „Ich würde niemals eine negativ rentierende Anleihe kaufen“, sagte er in Davos weiter.

Aus Sicht des US-Managers ist ein überraschender Anstieg der Inflation das größte Risiko: Das würde die Zentralbanken zu Zinsanhebungen zwingen – und hochverschuldete Staaten in die Bredouille bringen: „Es ist sehr schwer für Zentralbanken, Fehler, die anderswo gemacht werden, auszugleichen.“ Historisch seien negative Renditen von Anleihen einmalig – „und das muss nicht gut ausgehen“, warnt Dimon.

Investoren, die eine negative Rendite vermeiden wollen, bleibt daher nur, in Unternehmensanleihen zu investieren. Im sichersten Segment von Unternehmensbonds, sogenannten Investmentgrade-Anleihen, müssen sich Anleger im Euro-Raum mit einem halben Prozent Rendite zufriedengeben – nach Abzug der Inflationsrate bleibt also unter dem Strich ein Verlust. Mehr gibt es nur bei Hochzinsanleihen. Doch auch hier schlummern Risiken.

Zwar sind die Ausfallraten auf historisch niedrigen Niveaus. Doch das dürfte nicht so bleiben, warnt Hünseler: „Es wird selektive Ausfälle geben.“ Trotz seit Jahren extrem günstiger Finanzierungsbedingungen gebe es noch immer eine Reihe von Unternehmen, die es nicht geschafft haben, ihr Geschäftsmodell zukunftsfähig zu

Letzte Rettung Coco-Anleihen

Deutlich besser durchfinanziert als viele Hochzinsunternehmen sind Hünseler zufolge die europäischen Banken. Die striktere Regulierung habe dazu geführt, dass Banken Kapitalquoten erhöht und Liquidität aufgestockt haben. Zwar sind die Kreditinstitute dadurch heute weniger profitabel – was für Aktionäre eine schlechte Nachricht ist. Doch für Anleihegläubiger reduziert sich damit die Gefahr von Bankpleiten und einem Ausfall ihrer Wertpapiere.

Hünseler hält daher sogenannte Contingent Convertibles (Cocos) für das lukrativste Investment im Anleihesegment. Coco-Bonds haben die Besonderheit, dass sie in Aktien umgewandelt werden, wenn das Eigenkapital der Bank, die den Bond ausgibt, einen gewissen Schwellenwert unterschreitet. So sollen die Papiere im Krisenfall eine Bank vor der Pleite bewahren.

Für das Risiko, dass die Cocos zu Aktien einer Pleitebank werden, erhalten Investoren eine deutlich höhere Verzinsung als bei Zinspapieren von Banken, die nicht umgewandelt werden können. „Die Bankkapitalquoten sind nach Jahren des Aufbaus durchaus robust, und das Risiko, dass ein Coco-Kupon ausfallen könnte, ist eher klein“, sagt Hünseler.

Eine Einsicht, die sich bereits im Jahr 2019 verstärkt durchgesetzt hat. Im vergangenen Jahr waren ‧Cocos mit einem Plus von mehr als 16 Prozent das stärkste Anleihesegment in Europa. Trotzdem sieht der Portfoliomanager auch im kommenden Jahr bei Cocos das größte Potenzial – wenn auch auf deutlich niedrigerem Niveau. Aktuell beträgt die durchschnittliche Rendite 3,8 Prozent.