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Facebook strotzt vor Kraft und Geld

Zuckerberg – sein Plan geht auf - Facebook strotzt vor Kraft und Geld

Nichts davon haben die Analysten und Marktbeobachter kommen sehen. Mit vor Unglauben weit geöffneten Mündern hörten sie sich die Zahlen zum zweiten Quartal des aufstrebenden Werbe- und Mediengiganten des 21. Jahrhunderts an.

Um glatte 59 Prozent auf 6,43 Milliarden Dollar war der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Es war das stärkste Wachstum im Vorjahresvergleich seit rund zwei Jahren. Allein der Anzeigenumsatz stieg um 63 Prozent auf 6,23 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn verdreifachte sich auf 2,1 Milliarden Dollar.

Facebook strotzt vor Kraft, und zeigt auch beim Wachstum der Nutzer keine Schwäche. Während der Kurznachrichtendienst Twitter in diesem Bereich gerade erst anämische Wachstumszahlen verkünden musste und von der Börse schwer abgestraft wurde, sind mittlerweile 1,7 Milliarden Menschen jeden Monat auf aktiv. Das sind 200 Millionen mehr als ein Jahr zuvor. Facebook ist unverzichtbar geworden und auch die Jugendlichen und jungen Menschen bleiben allen Unkenrufen zum Trotz weiter dabei.

Kurz gesagt, mehr Menschen sind aktiv auf Facebook und schauen sich auf PCs und zunehmend mobil auf Smartphones immer mehr Anzeigen an, deren Preise sogar noch steigen. Genaugenommen liegen sie bei Facebook neun Prozent höher als vergangenes Jahr, und das in einer Branche, die permanent über Preisdruck stöhnt.

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Bei alldem sind die Chancen bei den Messenger-Diensten wie WhatsApp und Facebook Messenger noch nicht berücksichtigt. Gerade erst hat der Facebook Messenger, auf dem sich die Menschen gegenseitig Nachrichten zusenden, die Zahl von einer Milliarde Kunden erreicht. „Den Messenger aus Facebook herauszulösen war vor drei Jahren eine sehr umstrittene Entscheidung“, so Mitgründer und CEO im Analystengespräch. Aber es habe sich gezeigt, wie richtig es gewesen sei.

Alle Silicon-Valley-Riesen setzen heute auf ihre Chat-Dienste, um sie zu mächtigen Kommunikations- und Handelsplattformen auszubauen. Über sie sollen in Zukunft Waren und Dienstleistungen eingekauft und direkt bezahlt werden können. Facebook hat hier einen großen Vorsprung, aber Microsoft (Skype, Cortana), Google (Google Now), Apple (Siri) und Amazon holen auf. Amazons „Alexa“ genannter digitaler Assistent, die künstliche Intelligenz hinter der Lautsprecher-Mikrofon-Kombination „Echo“, gehört zu den größten Erfolgen des laufenden Jahres.


Der „Ad load“ ist wichtiger Faktor

Doch wie auf jeder Party-Sause gibt es auch hier einen Nörgler, der die Stimmung trübt. Bei Facebook ist es der sogenannte „Ad load“ – das Maß dafür, wie viele Anzeigen ein Nutzer ausgespielt bekommt, während er durch seine Timeline scrollt. Diese Balance zwischen „echtem“ Inhalt von Freunden und „bezahltem“ von Firmen oder Organisationen ist wichtig, um die Zufriedenheit der Facebooker zu garantieren. Wird zu viel Werbung gezeigt, wenden sich die Nutzer genervt ab und bleiben weg. Wird zu wenig ausgeliefert, wird nichts verdient.

Der richtige Ad load, den für sich behält, ist laut Finanzvorstand Mark Wehner eine Mischung aus „Kunst und Wissenschaft“. Dabei ließ er ausdrücklich nicht unerwähnt, dass das Wachstum der Werbeauslastung zwar ein „sehr wichtiger Treiber“ des bisherigen Booms sei, sich das aber im weiteren Jahresverlauf abschwächen werde. 2017 dann werde es nur noch ein „unwichtiger“ Faktor für das Wachstum sein.

Mit anderen Worten: Facebook zeigt bereits so viel Werbung, wie gerade noch zu ertragen ist. Bald müssen deshalb neue Treiber fürs Geschäft her.
Was könnte das sein? Einmal die Regionalverteilung. 50 Prozent des Umsatzes kommt aus den , der Rest der Welt biete laut aber „enorme Chancen“, vor allem die Entwicklungsländer. Eine „Facebook Light“-App für Smartphones, die mit dem veralteten und langsamen Mobilfunkstandard Edge läuft, nutzen bereits 100 Millionen Menschen.
Doch da sich laut Zuckerbergs Einschätzung in Zukunft alles auf Video statt Text und Bilder hinbewegt, muss der Facebook-Chef auch in die dritte Welt schnelles liefern.

Die erste Facebook-Drohne, die über Monate in der Luft bleiben kann und Internetzugang auf die Erde abstrahlt, hat gerade ihren Jungfernflug absolviert. In Indien, China oder Afrika warten die nächsten Milliarden Facebook-Anhänger.

Einen zusätzlichen Schub könnten auch die bereits erschlossenen Märkte bieten. In den USA und Kanada liegt der erzielte Umsatz pro Facebooker bei 14,3 Dollar im Quartal. In Europa sind es nur 4,7 Dollar, in Asien 1,7 Dollar.


Wachwechsel: Facebook mehr wert als Exxon

Und da ist noch das Video-Engagement, laut mittlerweile „das Herz“ aller Anwendungen. Medien produzieren bereits exklusive Inhalte nur für Facebook und der Live-Streamingdienst ist sehr erfolgreich gestartet, heißt es. Der Effekt: Die Leute bleiben länger und schauen mehr Videos – und das gibt mehr Raum für eingeblendete Werbung.

Die Börse jedenfalls hat wieder volles Vertrauen in den Ausnahme-Gründer Mark Zuckerberg und darin, dass er die Wachstumsklippen umschiffen wird.

Nachbörslich lag der Kurs der Aktie bis zu acht Prozent im Plus bei 130 Dollar, dann ging es leicht auf 128 Dollar zurück. In der Spitze waren die Papiere des Lieferanten von Werbung und Katzenvideos kurzzeitig mehr wert als die des Ölgigants Exxon, der ganz Amerika mit Öl und Benzin versorgt und die Wirtschaft am Laufen hält.

Der Wachwechsel ist da. Die wertvollsten fünf Unternehmen der US-Börse kommen bald alle aus dem Technologiebereich. An der Spitze Apple mit 560 Milliarden Dollar, gefolgt von Alphabet (Google), Microsoft, und noch ist die Nummer fünf Exxon. Doch Amazon drängt mit Macht vom sechsten Platz und legt morgen seine Zahlen vor. Genauso wie Google.
Tritt zur Seite, alte Welt!

KONTEXT

Facebooks Weg zum Weltkonzern

Vorläufer Facemash

Als Student an der Harvard-Universität programmiert Mark Zuckerberg mit mehreren Kommilitonen 2003 die Plattform facemash.com. Dort präsentiert er zwei zufällig ausgewählte Fotos von Harvard-Studentinnen - die Nutzer sollen über die Buttons "hot" oder "not" die attraktivere auswählen. Weil Zuckerberg die Bilder illegal beschafft hat und das Projekt massive Protesten auslöst, wird es nach kurzer Zeit wieder eingestellt.

"Thefacebook" geht online

Mark Zuckerberg und seine Mitgründer eröffnen im Februar 2004 "Thefacebook". Es handelt sich um die Online-Version der gedruckten Jahrbücher. Das Konzept wird bald auf andere Universitäten ausgeweitet und verbreitet sich schließlich weltweit. Zwei von Zuckerbergs Kommilitonen klagen später mit dem Vorwurf, er habe ihnen die Idee für Facebook gestohlen. Der Streit wird im Jahr 2011 mit einem Vergleich beigelegt, die Kläger Tyler und Cameron Winklevoss erhalten 65 Millionen US-Dollar.

Der Newsfeed rückt ins Zentrum

Zweieinhalb Jahre nach der Gründung stattet Zuckerberg die Social-Media-Plattform mit dem Newsfeed aus - also mit einer Chronik, die alle Neuigkeiten aus dem Freundeskreis eines Nutzer anzeigt. Zuerst geht ein Aufschrei durch die Facebook-Gemeinde, die Mitglieder fürchten um ihre Privatsphäre. Doch der Amerikaner hält an seiner Idee fest und schließlich entwickelt sich Newsfeed zum zentralen Element von Facebook. Das Design der Nachrichtenchronik wird seitdem ständig überarbeitet, seit 2012 findet man dort auch Werbung.

Daumen hoch für Facebook

Im Februar 2009 führt Facebook den "Gefällt mir"-Knopf ein. Damit können Nutzer zeigen, dass ihnen etwas gefällt und dafür sorgen, dass sie bestimmte Nachrichten in ihren Newsfeed gespeist bekommen. Inzwischen hat das Symbol eine popkulturelle Bedeutung erlangt.

Profitabel dank Sandberg

Im März 2008 gibt Facebook bekannt, Sheryl Sandberg als Chefin fürs Tagesgeschäft (COO) von Facebook einzustellen. Der Auftrag der Harvard-Absolventin und ehemaligen Google-Managerin ist klar: Sie soll Facebook profitabel machen, was ihr zwei Jahre später auch gelingt. 2012 wird sie vom Time-Magazin in die Liste der 100 einflussreichsten Personen aufgenommen.

Umzug im Großformat

Mehr als 2000 Mitarbeiter beschäftigt Facebook im Juli 2011 - und allmählich werden die überwiegend angemieteten Gebäude in Palo Alto zu eng. Das Online-Unternehmen wird auf der Suche nach einer neuen Zentrale wieder im Silicon Valley fündig: Auf dem ehemaligen Campus des Computerherstellers Sun Microsystems stehen Mark Zuckerberg und seinen Mitarbeitern neun Gebäude auf knapp 24 Hektar zur Verfügung. Weil Facebook kurz zuvor 1,5 Milliarden Dollar von seinen Investoren eingesammelt hat, kann es sich den Umzug problemlos leisten.

Instagram und Whatsapp

Die bis dato größte Investition tätigt Mark Zuckerberg im April 2012: Für eine Milliarde US-Dollar schluckt Facebook das Start-Up Instagram. Das Unternehmen hatte eine gleichnamige App entwickelt, mit der man Fotos bearbeiten und teilen kann. Mit der Übernahme weicht Zuckerberg erstmals von seiner bisherigen Philosophie ab, die nur ein soziales Netzwerk für alle Nutzer vorsah. 2014 bewältigt Facebook eine weitaus größere Übernahme: Die Instant-Messaging-App Whatsapp kostet insgesamt 19 Milliarden Dollar.

Erst hui, dann pfui, dann hui

16 Milliarden US-Dollar an nur einem Tag - so viel Geld spült der bis dato größte Börsengang eines Internet-Unternehmens am 18. Mai 2012 in die Kasse von Facebook. Obwohl Experten einen deutlichen Anstieg des Kurses vorausgesagt hatten, bricht der Wert der Aktie dramatisch ein. Bis August 2012 halbiert sich der Ausgabepreis von 38 Dollar. Erst ein Jahr später wird dieser Wert wieder erreicht - danach steigt die Aktie in ungeahnte Höhen.

Jeder siebte bei Facebook

Im September 2012 verkündet Mark Zuckerberg stolz, dass Facebook die Marke von einer Milliarde Mitglieder geknackt hat. Rein rechnerisch ist somit jeder siebte Mensch der Welt bei dem sozialen Netzwerk angemeldet. Dabei haben die rund 1,3 Milliarden Einwohner Chinas bisher noch nicht einmal offiziellen Zugriff auf Facebook. Die Mitgliederzahlen steigen weiter, wenn auch langsamer als früher.

Geschäftsmodell überzeugt Anleger

Facebook reagiert auf die zunächst schlechte Entwicklung der Aktie: Das Unternehmen setzt alle Hebel in Bewegung, damit die Werbung in dem sozialen Netzwerk einträglicher wird, sowohl auf dem Desktop als auch auf mobilen Geräten - mit Erfolg. So gelingt es auch, die skeptischen Anleger zu überzeugen. Die Facebook-Aktie steigt im Oktober 2015 auf mehr als 100 Dollar.