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„Für ein weniger sportliches Auto ganz in Ordnung“ – Video zeigt Testfahrt von Elon Musk im VW ID.3

Harmonische Bilder: Tesla-Chef Elon Musk auf Probefahrt im Volkswagen ID.3, Herbert Diess als Beifahrer. Doch der Kampf um den Massenmarkt kommt.

Über das nasse Rollfeld rast ein futuristisches Auto mit grellen Scheinwerfern durch die Nacht, rote Blinklichter der Ordnungskräfte erhellen die Umgebung. Am Steuer: Elon Musk bei einer exklusiven Testfahrt im Volkswagen ID.3. Auf dem Beifahrersitz: VW-Chef Herbert Diess.

Das Geheimtreffen der Autobosse fand am vergangenen Donnerstag am Flughafen Braunschweig statt. Am Montag veröffentlichte der VW-Chef selbst auf seinem LinkedIn-Profil das kurze Video der Testfahrt. Denn für Volkswagen ist der Besuch des Tesla-Chefs auch Werbung.

Diess ließ die beiden Elektromodelle ID.3 und ID.4 extra zum Flughafen bringen, bevor Musk mit seinem Privatjet eintraf. Im Video sieht man, wie Musk die Lenkung des Wagens lobt, die – man beachte die Einschränkung – „für einen weniger sportlichen Wagen ganz in Ordnung“ sei.

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Die Größe der Batteriepacks und die Fahrassistenzsysteme lösen bei Musk dem Anschein nach weder Entrüstung noch Jubel aus. Der Tesla-Chef wirkt, als besuche er ein verheißungsvolles Start-up mit goldener Zukunft – und nicht einen der größten Automobilhersteller der Welt. Die Rollen scheinen klar verteilt: Diess kann noch eine Menge von Elon Musk lernen.

Die Vorstandschefs lobten sich schon früher wiederholt für ihr Engagement für die Elektromobilität. Die Freundschaft könnte durchaus noch eine Weile fortbestehen: Von einem harten Kampf auf einem gesättigten Markt ist das E-Auto-Segment Jahre entfernt.

Diess erzeugt mit dem Treffen starke Bilder – und will damit auch eine neue Bescheidenheit bei Volkswagen präsentieren. Er macht klar, dass der traditionsreiche Konzern bereit ist, von Tesla zu lernen. Einfach, weil es viel zu lernen gibt. Und weil Tesla auf dem wichtigen europäischen Markt noch kein echter Konkurrent ist.

Tesla ist vier Mal so wertvoll wie Volkswagen

Schon 2017 schwärmte Herbert Diess, damals noch als VW-Markenchef, von Tesla und nannte die Kalifornier „den relevantesten Wettbewerber für Volkswagen“. Musk erwiderte die Wertschätzung unter anderem 2019, als Diess zwischenzeitlich Angeklagter in der Dieselaffäre war. „Herbert Diess unternimmt mehr als jeder andere große Autohersteller, um elektrisch zu fahren.“ Ein solches Lob lässt sich etwas pathetisch durchaus als „Ritterschlag durch den Elektro-Pionier“ lesen.

Der Geadelte betonte dann Anfang 2020 bei einer Rede vor VW-Führungskräften, dass er beim Umstieg auf Elektromobilität das Tempo deutlich erhöhen und sich an internationalen Vorreitern wie Toyota und Tesla orientieren will. Ein offenbar notwendiger Appell: Damals lagen Kalifornien und Wolfsburg beim Börsenwert gerade etwa gleichauf. Inzwischen ist Tesla trotz der letzten Einbrüche mit knapp unter 390 Milliarden Dollar mehr als vier Mal so wertvoll wie VW (ca. 90 Milliarden Dollar).

Noch verfolgen Musk und Diess als Wettbewerber auf einem kleinen Markt das gemeinsame Projekt, Elektroautos in der Masse zu etablieren. VW könnte diese Zeit nutzen, um aufzuholen. Ewig wird die Harmonie also wohl nicht fortbestehen.

Denn in Grünheide nahe Berlin baut Tesla die europäische Gigafactory für das elektrische Kompakt-SUV Model Y. VW und Tesla könnten in einigen Jahren durchaus direkte Konkurrenten im Kampf um die Marktführerschaft im europäischen E-Auto-Geschäft werden. Hoffentlich erinnert sich Elon Musk dann noch an den Rest seines Zitats von 2019: „Das Wohl der Welt sollte an erster Stelle stehen.“

Herbert Diess zumindest schickt dem Video eine kleine, aber sportliche Kampfansage hinterher: Musk hatte sich über das zu geringe Drehmoment des ID.3 beschwert. Diess erwidert, der sei eben kein Sportwagen. „Dafür sollten Sie unseren Porsche Taycan ausprobieren. Ich freue mich auf unser nächstes Treffen!“