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Die fünf Lehren aus den fehlenden Konten bei Wirecard

Der Konzern teilt mit, dass Treuhandkonten über fast zwei Milliarden Euro wahrscheinlich nicht bestehen. Anleger können daraus Rückschlüsse ziehen.

Die Meldung, die Wirecard am Montagmorgen um 2.53 Uhr verschickt hat, beseitigt alle Resthoffnungen, die vermissten 1,9 Milliarden Euro könnten womöglich doch noch auftauchen. Stattdessen geht der Vorstand um den neuen CEO James Freis davon aus, dass die insgesamt vier Konten bei zwei Philippinischen Banken „mit überwiegender Wahrscheinlichkeit“ gar nicht bestehen.
Das sind die fünf Kernaussagen, die sich daraus für Anleger ergeben.

1. Das Drittpartnergeschäft

Bisher hatte Wirecard stets die Rechnung aufgemacht: Die Hälfte des Geschäfts kommt aus Ländern mit eigenen Lizenzen, die andere Hälfte aus Ländern, in denen man wegen einer fehlenden Lizenz mit Drittpartnern zusammenarbeiten muss. Eine Art Weltkarte, auf denen der Zahlungsabwickler konkret zeigt, wo er auf welche Art agiert, gab es allerdings nie.

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Mittlerweile kristallisiert sich heraus, dass es eigene Lizenzen nur in Europa gab und im bislang großen Asien-Geschäft vor allem mit Drittpartnern zusammengearbeitet wurde. Das waren in der Regel lokale Anwaltskanzleien, deren Namen der Öffentlichkeit zumeist verborgen blieben. Jetzt steht das gesamte Drittpartnerschaft unter Überprüfung. In der Meldung aus der Nacht zum Montag heißt es wörtlich: „Der Vorstand geht außerdem davon aus, dass die bisherigen Beschreibungen des sog. Drittpartnergeschäfts (Third Party Aquiring) durch die Gesellschaft unzutreffend sind. Die Gesellschaft untersucht weiter, ob, in welcher Art und Weise und in welchem Umfang dieses Geschäft tatsächlich zugunsten der Gesellschaft geführt wurde“. Es steht damit mindestens die Hälfte des bisherigen Konzernumsatzes vor der Überprüfung.

2. Die Abwicklung

Abgewickelt wurden die Zahlungsströme über drei Rechenzentren: Wirecard Technologies in der Zentrale in Aschheim, Wirecard Card Systems Middle East in Dubai und die Tochter Payment Solutions in Dublin. Auffällig dabei: Im bislang letzten Jahresabschluss, den der Wirtschaftsprüfer EY für das Jahr 2018 testiert hatte, trug das Ergebnis aus Dubai mit 237,5 Millionen Euro insgesamt 58,2 Prozent zum gesamten Jahresergebnis bei.

Die deutsche Tochter lieferte knapp ein Drittel, der Rest kam aus Irland 15,3 Prozent. Abgewickelt wurde über Dubai vor allem das Asien-Geschäft, das zumeist über Drittpartner kam. Umstritten war die Tochter in Dubai bereits länger. In Dubai saß auch der bis vor kurzem wichtigste Drittpartner Al Alam. Der meldete im Mai die Schließung und mittlerweile auch die Liquidation.

Als Grund dafür nannte das Unternehmen den hohen Reputationsschaden durch die ständige Negativ-Berichterstattung. Früheren Meldungen zufolge sollen Mitarbeiter von Wirecard im Wesentlichen die Geschäfte von Al Alam gelenkt haben.

3. Die Entwicklung

Umsatz- und Ergebnissteigerungen von 35 bis 40 Prozent im Jahr waren bei Wirecard in der Vergangenheit Normalität. Das hohe Wachstum kam dazu meist aus Asien, wo der bargeldlose Zahlungsverkehr sehr viel verbreiteter ist als in Deutschland.

Grundsätzlich wachse der weltweite Markt pro Jahr um 15 bis 20 Prozent, lautete die Rechnung dabei. Wirecard trat hier aber stets auch aggressiver auf als die Konkurrenz und begründete das mit stetigen Innovationen, mit denen man diese übertreffen könne.

4. Die Kunden

Wirecard meldete in der Vergangenheit eine Kundenzahl von über 300.000. Auffällig dabei: Mehr als 260.000 davon waren Kleinkunden, vor allem aus Südostasien. Also Souvenirhändler, Suppenküchen, kleine Handwerker. Die Überprüfung solcher Kundenbeziehungen war auch für die Wirtschaftsprüfer bestenfalls stichprobenhaft möglich.

Begründet wurde die ungewöhnliche Strategie damit, dass sich durch die Vielzahl an kleinen Kunden deutlich höhere Margen erzielen lassen als mit Großkunden. Wer als Zahlungsdienstleister nur Großkunden habe, baue ein Klumpenrisiko auf und laufe Gefahr, durch deren Marktmacht unter Preisdruck zu geraten, hieß es zur Begründung.

5. Die Überprüfung

Die vorläufigen Zahlen für das abgelaufenen Jahr hat der Konzern in der Nacht ebenso zurückgenommen wie die vorläufigen Zahlen für Q1 dieses Jahres, den Ausblick für das laufende Jahr und die Langfriststrategie bis ins Jahr 2025. Sicher dürften auch die Bilanzen der vergangenen Jahre noch einmal auf dem Prüfstand stehen. Ging man damals doch noch von anderen Voraussetzungen aus.