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Die EZB will die Leitzinsen erneut erhöhen, aber die US-Fed könnte in wenigen Tagen das Ende der Zinsrunden einläuten – das sind die Folgen für euer Geld

Fingerzeig für die Zinsrichtung: Die EZB und ihre Präsidentin Christine Lagarde sowie die US-Notenbank Fed entscheiden Anfang Mai über die Leitzinsen.  - Copyright: Getty Images / Martin Bureau, Hiroshi Higuchi
Fingerzeig für die Zinsrichtung: Die EZB und ihre Präsidentin Christine Lagarde sowie die US-Notenbank Fed entscheiden Anfang Mai über die Leitzinsen. - Copyright: Getty Images / Martin Bureau, Hiroshi Higuchi

Die nächste Zinsrunde steht an, und sie könnte besonders spannend werden. In dieser Woche beraten die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-Notenbank Fed über die Leitzinsen. Den Anfang macht am Mittwoch die Fed. Einen Tag später folgt am Donnerstag die EZB.

Im Kampf gegen die Inflation will die EZB die Leitzinsen zum achten Mal in Folge erhöhen, wahrscheinlich erneut um 0,25 Prozentpunkte. Die Entscheidung in den USA ist offener. Die Fed hatte früher mit den Zinserhöhungen begonnen – nun könnte das Ende der Zinserhöhungen einläuten.

In den USA sind die Leitzinsen auf dem höchsten Stand seit 16 Jahren. Europa erlebt die stärksten Zinserhöhungen seit Einführung des Euro. Gleichzeitig wackelt die Konjunktur. Die Euro-Zone ist überraschend in die Rezession gerutscht. Auch in den USA erwarten viele Ökonomen einen Abschwung.

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Auch das müssten die Zentralbanken bedenken. Denn eine Änderung der Leitzinsen hat Folgen für die gesamte Wirtschaft – für Sparer, Kreditnehmer, Anleger oder Beschäftigte. Sie beeinflusst die Konjunktur, Wechselkurse und Immobilienmärkte.

Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um die Zinsentscheidungen und die Folgen für euer Geld.

Wie entwickeln sich die Inflationsraten?

Die seit 2021 laufende Inflationswelle hat ihren Höhepunkt zwar überschritten, allerdings geht die Teuerung nur langsam zurück. Die Verbraucherpreise steigen also weiter schneller als gewünscht.

In der Euro-Zone fiel die Inflation im Mai von 7,0 auf 6,1 Prozent. Die Kernrate ging von 5,6 auf 5,3 Prozent zurück. Dies ist immer noch weit über dem Stabilitätsziel der EZB von zwei Prozent Preissteigerung.

In Deutschland betrug die Inflationsrate im Mai in nationaler Rechnung ebenfalls 6,1 Prozent. Zum Höhepunkt der Inflationswelle waren es im Oktober 8,8 Prozent. Die Teuerung geht also auch bei uns nur langsam zurück. Der Rückgang im Jahresvergleich liegt vor allem daran, dass die Preissprünge bei Energie nun länger als ein Jahr her sind. Größter Preistreiber sind aktuell Nahrungsmittel, die zuletzt rund 15 Prozent teurer waren als vor einem Jahr.

Auch darüber hinaus hat sich die Inflation ausgebreitet. Das zeigt die Kernrate der Inflation ohne die Preise für Energie und Lebensmittel. Sie stieg bis in den April in Deutschland auf 5,8 Prozent.

In den USA geht die Inflation bereits seit dem Sommer 2022 zurück. Im April sank die Inflationsrate von 5,0 auf 4,9 Prozent. Sie ist damit niedriger als zu Beginn des Ukraine-Krieges. Die Kernrate verharrt bei 5,5 Prozent. Auch in den USA liegt die Teuerung über dem Zielwert der Fed von ebenfalls zwei Prozent. Die Inflationszahlen für Mai werden am Dienstag veröffentlicht, einen Tag vor der Zinssitzung der Fed. Analysten erwarten im Durchschnitt, dass die Inflationsrate in den USA im Mai weiter auf 4,2 Prozent gefallen.

Wie hat sich der Leitzins der EZB entwickelt?

Nach eine langen Phase mit niedrigen, teilweise negativen Zinsen hatte die Fed die Zinswende in den USA im Frühjahr 2022 eingeleitet. Seither erhöhte die Notenbank die Leitzinsen in zehn Schritten auf eine Spanne von 5,0 bis 5,25 Prozent. Dies ist der höchste Stand seit 16 Jahren.

Die EZB erhöhte ihre Leitzinsen erst seit Juli 2022, bisher siebenmal. Der Zinssatz, zu dem Banken Geld von der EZB leihen können, beträgt 3,75 Prozent. Der Einlagenzins, zu dem Banken ihr Geld bei der EZB parken können, beträgt 3,25 Prozent. Die Zinserhöhungen seit dem Sommer waren die stärksten in der Geschichte der EZB.

Welche Zinserhöhungen werden jetzt erwartet

Die Zentralbanken betonen ihre Entschlossenheit, die Inflation wieder auf zwei Prozent zurückzuführen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde und die deutsche EZB-Direktorin Isabel Schnabel haben deutlich gemacht, dass die EZB den Leitzins am Donnerstag erneut erhöhen will. Nachdem die EZB das Tempo ihrer Zinsschritte zuletzt von 0,5 auf 0,25 Prozentpunkte gedrosselt hatte, wird auch jetzt eine solche kleine Erhöhung erwartet.

Bundesbank-Chef Joachim Nagel, der als Mitglied des EZB-Rates über die Zinsen mitentscheidet, hält noch mehrere Zinsschritte über den Sommer hinaus für nötig. Danach müssten die Zinsen noch eine Weile auf dem hohen Niveau bleiben.

Die meisten Volkswirte erwarten den Zinsgipfel in der Euro-Zone im Laufe des Sommers bei 3,5 bis vier Prozent für den niedrigeren Einlagensatz und bis zu 4,5 Prozent für den höheren Refinanzierungssatz. Deutsche Bank Research erwartet, dass auf den Zinsgipfel ein lang andauerndes Zinsplateau folgt.

In den USA halten viele Marktbeobachter es für möglich, dass die Fed die Zinserhöhungen zunächst aussetzt. Viel dürfte dabei von den Inflationsdaten für Mai abhängen, die am Dienstag kommen. Die Fed könnte damit als wichtigste Notenbank am Mittwoch das Ende der Zinserhöhungen einläuten.

Die Produktivität in Deutschland geht zurück. Für das Land ist das ein alarmierendes Signal.
Die Produktivität in Deutschland geht zurück. Für das Land ist das ein alarmierendes Signal.

Welche Folgen hat die neue Zinsrunde für Sparer?

Die Zinswende hatte Sparern 2022 das Ende der Negativzinsen beschert. Mittlerweile zahlen Banken in Deutschland wieder Zinsen von drei Prozent auf Tagesgeld. Für Festgeld gibt es bereits über bis zu vier Prozent.

Weil die Inflation aber höher ist, sind die Realzinsen aber noch im Minus. Wer bei einer Inflationsrate von sechs Prozent drei oder vier Prozent Zinsen erhält, verliert in einem Jahr immer noch viel Geldwert.

Diese Schere schließt sich langsam. Experten erwarten, dass die Sparzinsen etwa parallel zu den Leitzinsen weiter steigen. Die meisten Ökonomen gehen gleichzeitig davon aus, dass die Inflationsraten bis zum Jahresende Richtung drei bis vier Prozent fallen. Beide Kurven könnten sich also in den nächsten Wochen schneiden und Sparer positive Realzinsen bekommen.

Welche Folgen hat der Zinsentscheid der EZB auf Bauzinsen?

Im Zuge der Zinswende hatten sich die Bauzinsen 2022 vervielfacht. Für Kredite mit zehn- oder 15-jähriger Zinsbindung mussten im Spätherbst vier Prozent gezahlt werden. Anfang des Jahres waren die Hypothekenzinsen Richtung 3,5 Prozent gefallen. Zuletzt zogen sie wieder an.

„Eine Baufinanzierung mit 10 Jahren Zinsbindung kostet aktuell etwa 3,9 bis 4,5 Prozent an Zinsen pro Jahr, je nach Beleihungsauslauf und Zinsbindung“, schreibt die Verbraucherseite finanztip.de.

Immobilienkredite kosten aktuell so viel, wie seit zehn Jahren nicht mehr. Im längerfristigen Vergleich sind die Bauzinsen zwar immer noch eher niedrig. Doch der starke Anstieg hat die Kalkulationen vieler Bau- oder Kaufwilligen über den Haufen geworfen. Am Immobilienmarkt sinkt die Nachfrage. Die Baugenehmigungen für neuer Wohnungen brechen ein. Dies wiederum bremst die Nachfrage nach Baukrediten und damit den Zinsanstieg.

Auch den Preisen sieht die Bundesbank eine Zeitenwende. Die Ära mit geringem Preisdruck sei vorbei.
Auch den Preisen sieht die Bundesbank eine Zeitenwende. Die Ära mit geringem Preisdruck sei vorbei.

Was bedeutet die Zinserhöhung der EZB für die Kreditzinsen

Mit höheren Leitzinsen steigen die Kosten der Banken, sich Geld bei der Zentralbank zu leihen. Dies geben sie weiter. Konsumenten- und Dispokredite werden teurer. „Eine erneute Leitzinserhöhung wird aller Voraussicht dazu führen, dass Banken die Zinssätze für Raten- und Dispokredite weiter erhöhen“, sagt Alexander Artopé, Chef des Kreditvergleicher Smava.

Dies zeigt die Entwicklung seit Beginn der Zinswende. Mitte April erreichten die Zinsen für Ratenkredite den höchsten Stand seit 14 Jahren. Für Darlehen mit dreijähriger Laufzeit müssen Verbraucher effektive Zinsen um neun Prozent bezahlen. Das sind gut drei Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr.

Dabei gibt es aber große Unterschiede. Die Zinsen zwischen den günstigsten und teuersten Krediten können durchaus zwischen drei und vier Prozentpunkte variieren. Für Kreditnehmer lohnt es sich also, die Angebote zu vergleichen, zum Beispiel auf einem der vielen Vergleichsportale.

Was bedeutet ein höherer Leitzins der EZB für die Konjunktur

Ein höherer Leitzins bremst die Wirtschaft. Steigende Zinsen machen Kredite teurer. Das erschwert Investitionen für Unternehmen sowie Anschaffungen für private Haushalte. Die Nachfrage im Inland geht zurück. Höhere Zinsen machen gleichzeitig Sparen und Geldanlagen attraktiver als das Geld auszugeben. Auch dieser Effekt geht auf Kosten der Nachfrage.

In normalen Konjunkturzyklen ist Inflation Folge einer Überhitzung der Wirtschaft. Dann ist dieser bremsende Effekt erwünscht. Die aktuelle Inflationswelle wurde aber durch externe Schocks ausgelöst, vor allem bei den Energiepreisen. Die Wirtschaft boomt also nicht, sondern sie ist ohnehin belastet.

In Deutschland ist die Wirtschaft bereits in eine deutliche Rezession gerutscht. Das Bruttoinlandsprodukt ging in den vergangenen beiden Quartalen um 0,3 und 0,5 Prozent zurück. Im Sog Deutschlands als größten Volkswirtschaft ist auch die gesamte Euro-Zone in die Rezession geraten.

Ähnlich ist das Bild in den USA: Viele Ökonomen gehen davon aus, dass die USA in eine milde Rezession rutschen. Sollte die Inflationsrate in den USA für Mai niedrig ausfallen, könnte dies die Fed dazu bewegen, eine Zinspause einzulegen. Dabei spielt es auch eine Rolle, dass die US-Notenbank neben der Preisstabilität auch die Aufgabe hat, Konjunktur und Arbeitsmarkt stabil zu halten.

Was bedeutet eine Zinserhöhung für den Euro

Die Zinswende brachte auch für den Wechselkurs zwischen Euro und US-Dollar eine bewegte Zeit. Als die US-Fed die Zinsen erhöhte, die EZB aber zögerte, geriet der Euro unter Druck. Der Wechselkurs des Euro sackte bis auf 95 US-Cent durch, den tiefsten Stand seit 20 Jahren.

Als die EZB die Zinsen dann nachzog, stieg der Euro mit einigen Wellenbewegungen zwischenzeitlich bis über 1,10 Dollar. Zuletzt hat der Euro unter den schwachen Konjunkturdaten aus Europa gelitten und ist wieder unter 1,08 Dollar gefallen.

Sollte die US-Fed ihre Zinserhöhungen früher beenden als die EZB geht die Zinsdifferenz zwischen den USA und dem Euro-Raum zurück. Das würde den Euro stärken.

Ein starker Euro würde der EZB widerum gegen die Inflation in Europa helfen. Denn ein stärkerer Euro macht große Teile des Importes in den Euro-Raum billiger. Für Deutschland ist dies besonders wichtig, weil Öl, Gas und Kohle auf den Weltmärkten meist in Dollar abgerechnet werden.