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EZB weiß auch nicht mehr als der Markt: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Jana Randow zum Zentralbanker-Auftrieb in Sintra. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages und erhalten Sie sonntags das Hauptstadtgeflüster direkt in Ihre Mailbox.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Einen Schritt noch

Wertpapierhändler sagen gemeinhin: “Der Markt hat immer Recht”. Wer in den letzten Tagen verfolgt hat, was die Notenbanker der Europäischen Zentralbank zu ihren Plänen gesagt haben, könnte geneigt sein, dem Spruch zu glauben.

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Eine weitere Zinssenkung dieses Jahr ist im Markt fest eingepreist, bei einer zweiten stehen die Chancen quasi 50:50. Eine vernünftige Erwartung, so das Urteil von Gouverneuren wie Martins Kazaks oder Olli Rehn. Einen Schritt wird die EZB ganz sicher machen, sagen Gabriel Makhlouf und Pierre Wunsch. Für einen zweiten, so letzterer, müsste sich die Inflation noch deutlicher Richtung 2% bewegen.

Im Juni fiel die Rate im Euroraum auf 2,5% — ein Niveau, um das sie sich auch in den kommenden Monaten bewegen sollte. Erst am Ende des nächsten Jahres rechnet die EZB damit, ihr Ziel zu erreichen.

Präsidentin Christine Lagarde stellte in ihrer Rede im portugiesischen Sintra die Ungewissheit, mit welcher dieser Ausblick behaftet ist, in den Vordergrund. Die Entwicklung von Gewinnen, Löhnen und Produktivität ließe sich — auch vor dem Hintergrund des Risikos neuer Schocks — nicht so genau voraussagen. “Es wird einige Zeit dauern, bis wir genügend Daten gesammelt haben, um sicher zu sein, dass die Risiken einer über dem Zielwert liegenden Inflation vorbei sind,” so die Französin.

Damit ist eine Zinssenkung noch im Juli ganz offensichtlich vom Tisch. Der Markt erwartet zu diesem Zeitpunkt schon länger keine mehr.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Alexander Kell und Stephan Kahl: Sorge und Hoffnung, ungeliebtes China, Geld & Welt, Slackers, und warten auf Brutus.

Sorge und Hoffnung

Angesichts der Absatzprobleme bei E-Autos und der davon belasteten Preise von Batteriegrundstoffen hat die BASF ihre Pläne verworfen, in den chilenischen Lithiumabbau zu investieren. Wie der Chemiekonzern auf Anfrage von Bloomberg erklärte, hat das Management in frühem Stadium befindliche Gespräche mit Wealth Minerals beendet. Dabei war es um eine mögliche Finanzierung und Abnahmevereinbarungen gegangen. Wenig Schaden richtet die Elektroauto-Flaute derzeit bei Tesla-Papieren an. Die Aktie des E-Auto-Riesen kletterte am Dienstag um 10% angesichts der Nachricht, dass der Konzernabsatz im abgelaufenen Quartal nur um 4,8% gesunken ist und damit nicht ganz so deutlich wie Analysten befürchtet hatten. Analyst Daniel Ives von Wedbush sieht bei dem Konzern das Gröbste überstanden. Sein Kursziel impliziert rund 30% Aufwärtspotenzial. JPMorgan und HSBC indessen erwarten einen Kursrutsch auf 115 beziehungsweise 120 Dollar. Während der Elan für E-Autos stockt, begrüßt Rothschild die Strategie von BYD, auf Plug-in-Hybrids zu setzen. Sie könnte den Chinesen helfen, ihren Marktanteil zu steigern und auf Kosten von Verbrennermodellen zu wachsen, so die Erwartung.

Ungeliebtes China

Robert Habeck hat einen Industrie-Deal versenkt: MAN Energy Solutions darf sein Gasturbinengeschäft nicht an ein staatliches Schiffbauunternehmen aus China verkaufen — aus Gründen der nationalen Sicherheit. Am 20. Juni wurde die Übernahme von MAN-Standorten in Oberhausen und Zürich durch CSIC Longjiang angekündigt, wo an der Entwicklung neuer Gasturbinen gearbeitet werden sollte. Die Tochter der China State Shipbuilding Corporation entwickelt kleine und mittlere Gasturbinen, fertigt aber auch Motoren für chinesische Kriegsschiffe. Die enge Verbindung von CSIC Longjiang zum chinesischen Militär sei der Dealbreaker gewesen, sagte ein Insider. MAN bestreitet, dass die Turbinentechnologie militärisch genutzt werden kann. Habeck hatte bei seiner letzten China-Reise eine härtere Linie beim Export von Dual-Use-Gütern angekündigt. Beeilen sollte sich, wer günstige chinesische Produkte bei Temu, AliExpress & Co. bestellt: Brüssel arbeitet an einem Vorschlag, Importzölle auf Billigprodukte zu erheben, die auf Online-Plattformen außerhalb der EU gekauft werden. Derzeit gilt in der EU eine Zollfreigrenze von 150 Euro für Online-Einkäufe, was zu einem Boom bei der Einfuhr geringwertiger Waren geführt hat.

Geld & Welt

Wenn die Fed heute Abend das Protokoll ihrer Sitzung vom Juni vorlegt, richtet sich das Augenmerk auf die Frage, warum die inflationsbesorgten Währungshüter ihre Erwartungen für die Zinssenkungen im Rest des Jahres gestutzt, die Prognosen für Wirtschaftswachstum und Beschäftigung aber unverändert gelassen haben. Notenbankchef Jerome Powell betonte gestern, die Teuerung sei wieder auf ihren Abwärtspfad zurückkehrt. Vor einer Lockerung der Geldpolitik brauche es dafür aber weitere Belege. Im Einzelhandel hinterlässt die Inflation indessen Spuren: Viele Verbraucher haben ihre Ausgaben für Dinge des täglichen Bedarfs gesenkt. Um durch Preiserhöhungen weniger negativ aufzufallen, setzen viele Hersteller auf konstante Preise bei kleineren Packungen, was zur so genannten “Shrinkflation” führt. Einige machen sogar die Not zur Tugend: Etablierte Produkte werden in margenstarken Spezialversionen angeboten, die Probleme in den Fokus rücken, die bislang vielleicht kaum Beachtung fanden. Angesichts branchenweit rückläufiger Verkaufszahlen im Deodorant-Segment fragten sich Manager bei Procter & Gamble, wie sie neue Kunden für ihre Marken Secret, Old Spice und Native gewinnen könnten. Geboren war das Ganzkörperdeo.

Slackers

Einmal im Jahr fühlt der Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes mit Hilfe eines professionellen Meinungsforschungsinstituts den Beschäftigten der Branche auf den Zahn. Eine der Fragen dabei ist, wie häufig sie denn außerhalb der typischen Büroarbeitszeiten unter der Woche noch beruflich tätig seien. In der diesjährigen Erhebungsrunde, deren Ergebnisse Bloomberg News in Teilen vorliegen, bestätigt sich der Trend der vergangenen Jahre: Die Quote sinkt. Insgesamt 27,2% der Beschäftigten gaben an, häufig oder sehr häufig werktags zwischen 18 und 20 Uhr beruflich tätig seien. Der Anteil liegt leicht unter dem Wert der Befragungsrunde aus 2023. Vor rund 10 Jahren beantworteten sogar noch rund 37% der Beschäftigten die Frage nach der häufigen Arbeit außerhalb der üblichen Bürozeiten an Werktagen mit Ja. Der Herzinfarkt eines Bankers von HSBC, der in einem viralen LinkedIn-Post beschrieben wurde, hatte vor drei Jahren eine Debatte über Überarbeitung im Bankensektor ausgelöst. Der AGV Banken kommt in seiner aktuellen Studie zu dem Schluss, dass Feierabend und Ruhezeiten in der Branche respektiert werden.

Warten auf Brutus

Für den katastrophalen Auftritt von US-Präsident Joe Biden im TV-Duell mit Donald Trump gibt es eine neue Erklärung: Jetlag. “Ich beschloss, ein paar Mal um die Welt zu reisen und dabei etwa 100 Zeitzonen zu durchqueren. Im Ernst, ich glaube, es waren etwa 15 Zeitzonen”, sagte Biden gestern bei einer Spendengala in Virginia. “Ich habe nicht auf meine Mitarbeiter gehört, kam zurück und wäre auf der Bühne fast eingeschlafen.” Dabei hatte er zwischen seinen zahlreichen Reisen und dem TV-Duell gut eine Woche an der Ostküste verbracht. Eine Erkältung musste bisher als offizielle Erklärung für die Peinlichkeit herhalten. Um die Wahlchancen der Demokraten bei den Präsidentschaftswahlen im November zu wahren, fordern einige von ihnen den 81-Jährigen offen zum Rückzug auf. Unterstützend berichtet die den Demokraten nahestehende New York Times unter Berufung auf Kreise, Bidens Entgleisungen hätten in den vergangenen Monaten an Häufigkeit und Schärfe zugenommen — und seien nach der Debatte am Donnerstag noch beunruhigender geworden. Wenn Bidens Beliebtheitswerte den größten Wochenrückgang seit fast drei Jahren verzeichnen, treten eben die Königsmörder aus der Kulisse.

Was sonst noch passiert ist

  • Covid-Segen

  • Höhere Kapitalanforderung

  • Nukleare Selbstzerstörung

--Mit Hilfe von Celine Imensek.

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