EZB-Spannung vor Ratssitzung lässt selbst Veteranen nicht kalt

(Bloomberg) -- Die Entscheidung der Europäischen Zentralbank in dieser Woche ist für Investoren schon nervenaufreibend genug. Aber selbst die Ratsmitglieder haben keine Ahnung, wie das Ergebnis aussehen wird, wie Insider berichten.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Die Entscheidung, ob in dieser Woche mit einer Zinserhöhung ein weiterer Schritt im Kampf gegen die Inflation unternommen oder angesichts der sich abschwächenden Konjunktur eine Pause eingelegt wird, sei so offen, dass auch die Teilnehmer der am Mittwoch beginnenden Ratssitzung gespannt seien, hieß es.

Die Personen beschrieben ein intellektuelles Kräftemessen, das in den nächsten zwei Tagen in Frankfurt stattfinden wird, wobei beide Seiten Munition für die Debatte haben, einschließlich widersprüchlicher Signale in den jüngsten Wirtschaftsdaten und in neuen Konjunkturprognosen.

Ein Sprecher der Zentralbank wollte sich zur Entscheidung des EZB-Rates nicht äußern.

Die Ökonomen sind sich über das Ergebnis fast 50:50 uneins, und die Märkte spiegeln diese Stimmung weitgehend wider. Am Dienstag preisten sie eine Wahrscheinlichkeit von 45% für eine Zinserhöhung auf 4% ein.

Sollte die EZB eine Pause bei der Straffung der Geldpolitik einlegen, wäre dies das erste Mal seit dem Beginn des Zinserhöhungszyklus im vergangenen Jahr, dass sich im Rat eine taubenhafte Position durchsetzt.

Zu den Daten, die für eine Pause sprechen, gehören die sich mehrenden Anzeichen für eine Verlangsamung des Wachstums in der Eurozone. Der industrielle Abschwung in Deutschland hat die Wirtschaft nach Ansicht von Ökonomen im laufenden Quartal wahrscheinlich wieder schrumpfen lassen.

Vor diesem Hintergrund werden die Tauben wahrscheinlich dafür plädieren, abzuwarten, ob das schwache Wachstum und die höheren Zinssätz bereits ausreichen, um die Inflation zu senken. Sie könnten auch argumentieren, dass die Kerninflation ihren Höhepunkt wahrscheinlich bereits erreicht hat.

Die Falken werden entgegnen, dass sowohl die Gesamt- als auch die Kerninflationsrate immer noch über 5% liegen und dass die Öl- und Gaspreise in letzter Zeit gestiegen sind, was das Risiko eines weiteren Aufwärtsdrucks erhöht.

Sie könnten sich auch auf das von EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel vorgebrachte Argument stützen, dass die derzeitige Konjunkturabschwächung zum Teil auf Faktoren wie Arbeitskräftemangel und nicht auf zyklische Kräfte wie eine geringere Nachfrage zurückzuführen ist.