Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    18.001,60
    +105,10 (+0,59%)
     
  • Euro Stoxx 50

    4.921,48
    +30,87 (+0,63%)
     
  • Dow Jones 30

    38.675,68
    +450,02 (+1,18%)
     
  • Gold

    2.310,10
    +0,50 (+0,02%)
     
  • EUR/USD

    1,0765
    +0,0038 (+0,36%)
     
  • Bitcoin EUR

    59.231,62
    -201,05 (-0,34%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.327,88
    +50,90 (+3,98%)
     
  • Öl (Brent)

    77,99
    -0,96 (-1,22%)
     
  • MDAX

    26.300,82
    +48,41 (+0,18%)
     
  • TecDAX

    3.266,22
    +26,40 (+0,81%)
     
  • SDAX

    14.431,24
    +63,12 (+0,44%)
     
  • Nikkei 225

    38.236,07
    -37,98 (-0,10%)
     
  • FTSE 100

    8.213,49
    +41,34 (+0,51%)
     
  • CAC 40

    7.957,57
    +42,92 (+0,54%)
     
  • Nasdaq Compositive

    16.156,33
    +315,37 (+1,99%)
     

EWE verkauft Türkeigeschäft an aserbaidschanischen Staatskonzern

Der Oldenburger Energieversorger trennt sich von einer seiner Auslandsgesellschaften. Das Engagement in der Türkei brachte zuletzt nur Ärger.

Der Oldenburger Energiedienstleister EWE beendet nach zwölf Jahren sein Engagement in der Türkei. Das Management des Unternehmens habe mit dem staatlichen aserbaidschanischen Ölkonzern Socar eine Vereinbarung zum Verkauf von 100 Prozent der Anteile der „EWE Turkey Holding“ unterzeichnet, teilte das Unternehmen mit. Damit zieht sich EWE vollständig aus dem türkischen Markt zurück und ist außerhalb Deutschlands nur noch in Polen aktiv.

Zwischenzeitlich belieferten die Oldenburger mehr als eine Million Türken mit Gas und waren damit viertgrößter Anbieter in dem Land. Der Markt war lange lukrativ: „Die Türkei ist einer der am schnellsten wachsenden Energiemärkte weltweit“, erklärte das Unternehmen einst stolz auf seiner Homepage.

Zwischenzeitlich hielt die Tochterfirma je 80 Prozent der Anteile an den regionalen Gasversorgern Bursagaz und Kayserigaz sowie am Handelsunternehmen EWE Enerji, dem Energiedienstleister Enervis Enerji Servis und dem Telekommunikationsunternehmen Millenicom (jeweils 100 Prozent). Türkei-Chef Frank Quante behauptete, alle acht Minuten käme ein neuer Kunde hinzu.

Doch in den vergangenen Jahren kamen zwei Probleme auf: Wirtschaftlich macht den Energieunternehmen die Schwäche der Lira zu schaffen. Die türkische Landeswährung hatte allein im vergangenen Jahr rund ein Drittel an Wert zum Dollar verloren. Öl und Gas werden allerdings in der amerikanischen Währung gehandelt.

WERBUNG

Das heißt: Die Unternehmen müssen die Rohstoffe in Dollar einkaufen, erhalten das Entgelt der Kunden aber in Lira. Je schwächer die Lira wurde, desto weniger verdienten die Energieversorger. Zwischenzeitlich musste das Unternehmen Geld beiseitelegen, für den Fall, dass das Geschäft kollabierte. 2017 brach der Umsatz des Auslandsgeschäfts um 14 Prozent ein.

Außerdem fällte EWE offenbar einige strategische Fehlentscheidungen. Zwei der ehemaligen Geschäftsführer der Türkeitochter sollen der Gülen-Bewegung nahestehen. Die wird in der Türkei für einen Putschversuch verantwortlich gemacht und gilt seit fünf Jahren als Terrororganisation.

Obwohl dies bekannt war, blieben die beiden Manager bis Herbst 2016 im Unternehmen. Damals beorderte der damalige Finanzminister Albayrak die EWE-Führung in sein Ministerium und nötigte ihnen Investitionen in Höhe von 120 Millionen Euro in die Türkei ab.

Jetzt wollen die Oldenburger das Experiment Türkei mit dem Totalrückzug beenden. „EWE schließt damit die strategische Überprüfung seiner türkischen Aktivitäten erfolgreich ab und zieht sich vollständig aus dem türkischen Energie- und Telekommunikationsmarkt zurück“, heißt es in einer Unternehmensmitteilung. Zum Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Im türkischen Markt kursieren seit Monaten Gerüchte, EWE habe nicht mehr als 140 Millionen Euro erlösen können. Der türkische Energieversorger Palmet bot nach eigenen Angaben 150 Millionen Euro, wie ein Unternehmensvertreter im Januar mitgeteilt hatte.

Neben EWE sind auch die deutschen Energiekonzerne Eon, Steag und und EnBW in der Türkei aktiv. Eon etwa unterhält ein Joint-Venture mit der türkischen Sabanci-Gruppe. Im vergangenen Februar brachten beide Gesellschafter das Unternehmen an die Börse, Eon reduzierte dabei seinen Anteil um zehn Prozentpunkte auf 40 Prozent.

Eon weist Spekulationen über einen kompletten Rückzug aber zurück. „Vor dem Hintergrund eines weiter wachsenden türkischen Energiemarkts und eines positiven regulatorischen Umfelds befindet sich die Performance von Enerjisa im Rahmen unserer Erwartungen weiter auf einem guten Weg“, sagte ein Sprecher: „Wir rechnen mit einem weiter steigenden Energieverbrauch.“

Im Geschäftsjahr 2017 setzte EWE in der Türkei rund 2,4 Milliarden Lira um, das waren zum damaligen Wechselkurs rund 658 Millionen US-Dollar. Ein Unternehmenssprecher schätzt, dass die Transaktion bis 2019 abgeschlossen sei. Für EWE war Barclays als Transaktionsberater tätig.

Der aserbaidschanische Staatskonzern Socar ist mit einem Volumen von 14,2 Milliarden US-Dollar größter ausländischer Investor in der Türkei. Das Unternehmen baut derzeit im westtürkischen Izmir eine große Raffinerie-Anlage. Mit der Übernahme von EWE Türkei steigt Socar nun auch in die türkische Gasversorgung ein.