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Europas Stahlkonzerne leiden unter schwacher Nachfrage

Die Lage hat sich in vielen Branchen verschlechtert – vor allem in der deutschen Autoindustrie. Das trifft Unternehmen wie Thyssen-Krupp und Arcelor-Mittal schwer.

Das Unternehmen rechnet mit Ausgaben von gut einer Milliarde Euro, um die Anlagen mit der Wasserstofftechnologie auszurüsten. Foto: dpa
Das Unternehmen rechnet mit Ausgaben von gut einer Milliarde Euro, um die Anlagen mit der Wasserstofftechnologie auszurüsten. Foto: dpa

Als der Thyssen-Krupp-Vorstand vor einigen Monaten bekannt gab, die Stahlsparte nach der geplatzten Fusion mit Tata Steel Europe wieder zum neuen Kerngeschäft zu erheben, war die Lage der Branche zwar schlecht, aber noch nicht ernst. Das hat sich geändert: Aus einer vermeintlich vorübergehenden Durststrecke der wichtigsten Abnehmer, der deutschen Autoindustrie, ist eine handfeste Rezession in vielen Branchen geworden.

Die trifft die europäische Stahlindustrie schwer: Nicht nur Thyssen-Krupp, auch Konkurrenten wie Arcelor-Mittal, Salzgitter oder Tata leiden unter der anhaltend schwachen Nachfrage von Autoherstellern und Maschinenbauern.

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So vermeldete etwa Tata Steel Europe vor knapp zwei Wochen, dass sich die ohnehin schon desolate Situation der Stahltochter in Großbritannien weiter verschlechtert hat. Unterm Strich erzielte Tata UK im abgelaufenen Geschäftsjahr einen operativen Verlust von 157 Millionen Pfund – eine Verdreifachung im Vergleich zum Vorjahr.

Längst haben die Hersteller damit begonnen, ihre Produktion herunterzufahren. Der weltgrößte Hersteller Arcelor-Mittal etwa, der im Moment mitten in der Sanierung eines neu zugekauften Stahlwerks im italienischen Tarent steckt, schickte Tausende italienische Stahlkocher vorübergehend in Kurzarbeit.

Betroffen sind auch deutsche Standorte in Bremen und Eisenhüttenstadt. Nach Daten des Weltstahlverbandes fiel die Stahlproduktion in Deutschland im Juni verglichen mit dem Vorjahresmonat um fast sechs Prozent.

Umweltauflagen belasten

Doch Druck kommt nicht nur durch die schwache Nachfrage. Auch die Kosten für das Vormaterial – bei integrierten Stahlwerken ist das vor allem Eisenerz – sind seit Jahresanfang regelrecht explodiert. Mit gut 80 Euro je Tonne ist der Preis für den Rohstoff zwar in den vergangenen Tagen wieder gesunken, nachdem die Erzlieferanten im Juli zeitweise das Anderthalbfache davon verlangt hatten.

Gegenüber dem Jahresanfang bleiben die Kosten allerdings hoch: Im Vergleich zum Januar (rund 60 Euro je Tonne) beträgt die Preissteigerung immerhin noch mehr als 30 Prozent – bei gleichzeitig sinkender Nachfrage durch die Kunden der Stahlhersteller.

Hinzu kommt speziell in Europa ein weiterer Kostenfaktor: die Belastung durch den notwendigen Kauf von CO2-Zertifikaten im Rahmen des europäischen Emissionsrechtehandels. Der Aufwand wächst stetig, die Branche selbst kann daran aber nur wenig ändern.

So rechnet etwa der österreichische Hersteller Voestalpine für das laufende Geschäftsjahr mit Ausgaben in Höhe eines dreistelligen Millionenbetrags, um den eigenen Bedarf an Zertifikaten zu decken. Anders als in vielen anderen Industrien fällt es der Stahlbranche besonders schwer, ihre Emissionen zu verringern. Denn das CO2 fällt hier als sogenanntes Prozessgas an, ist also untrennbar mit der Produktion verbunden.

Daraus erwächst für die Hersteller das nächste Zukunftsrisiko: Bis 2050, so will es die Europäische Union, soll der Ausstoß von CO2 in der EU um bis zu 95 Prozent gesenkt werden. Um das Ziel zu erreichen, setzen viele Hersteller auf Wasserstofftechnologien, um eines Tages den Koks im Hochofen durch das klimaneutrale Gas zu ersetzen.

Doch die Investitionen für den Umbau sind hoch: Allein Salzgitter rechnet mit Ausgaben von gut einer Milliarde Euro, um die Anlagen mit der neuen Technologie auszurüsten. Bei Thyssen-Krupp, dem größten deutschen Hersteller, sind es sogar zehn Milliarden Euro.

Das Problem: Die Investitionen bringen den Unternehmen auf dem Weltmarkt keinen Wettbewerbsvorteil. Gleichzeitig wächst die Konkurrenz aus dem Ausland – auch wegen der Stahlzölle in den USA, die außereuropäische Exporteure in die EU treiben.