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„Zwei Schritte vor, ein Schritt zurück“

Der Euro erklimmt trotz Niedrigzins die psychologisch wichtige Marke von 1,10 US-Dollar. Vor Kurzem prognostizierten viele Analysten die Parität. Warum daran heute nur noch die wenigsten glauben.

Der Währungsmarkt kann den politischen Wirrungen einfach nicht entkommen. Und so bewegen dieser Tage gar Meldungen das an Umsätzen gemessen größte Währungspaar der Welt, Euro-Dollar, die auf den ersten Blick keinen direkten Einfluss haben: Der US-amerikanische Präsident Donald Trump soll laut einem Bericht der „Washington Post“ dem russischen Außenminister geheime Staatsinformationen ausgeplaudert haben.

Diese Nachricht hat dem Euro-Dollar-Kurs nun den nötigen Schub gegeben, um ihn über die Marke von 1,10 Dollar je Euro zu hieven. War vor Trumps Amtsantritt noch die Rede von einem Wechselkurs von einem Dollar zu einem Euro, hat der Trend seit Anfang Januar den Kurs in die Gegenrichtung eingeschlagen.

Die Währungs-Analysten der Commerzbank kommentieren nüchtern: „Dass sich die Regierung angesichts des aktuellen politischen Aufruhrs noch auf Steuerreformen und Infrastrukturausgaben konzentriert, erscheint irgendwie unwahrscheinlich, was die grundsätzliche Marktstimmung mit Blick auf den US-Dollar beeinflusst.“ Diese sei derzeit eben negativ.

Die Stimmung lässt sich indes auch mit Kennzahlen an den Märkten belegen. So fielen die Einzelhandelsumsätze in den USA im April mit einem Plus von 0,4 Prozent schwächer aus als erwartet. Die Verbraucherpreise zogen im Jahresvergleich zwar um 2,2 Prozent an, gingen im Vergleich zum März allerdings leicht zurück. Die DZ-Bank erwartet zudem, dass der ZEW-Index heute positive Geschäftserwartungen bereithält und den Euro weiter stützt.

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Auf US-Seite hat die Trump-Regierung zwar bereits ihre groben Pläne zur Steuerreform umrissen. Da es aber noch immer an Details dazu sowie den in Aussicht gestellten Wirtschaftsprogrammen – beispielsweise einer Deregulierung der Energiebranche – fehlt, ist die Trump-Euphorie in den vergangenen Jahren merklich abgeebbt.

Entsprechend stieg der Euro gegenüber dem Greenback, Und mit diesem Trendwechsel änderten sich auch die Erwartungen der Experten. Hatten zahlreiche Analysten von Großbanken wie etwa der Deutschen Bank Anfang des Jahres noch die Parität zwischen Euro und Dollar innerhalb des ersten Halbjahres gesprochen, haben fast alle diesen Ausblick mittlerweile kassiert.

Und nicht nur beim Euro-Dollar-Kurs ist der erneute Vertrauensentzug gegenüber Trump abzulesen. Der Dollar-Index, der die US-Währung gegenüber den sechs größten Währungen der Welt misst, fiel am Dienstag auf das Sechs-Monats-Tief von 98,5 Punkten.


Was noch für einen steigenden Dollar spricht

Auch am Anleihemarkt sieht Kit Juckes, Währungsanalyst von der Société Générale Anzeichen, die für den Euro und gegen den Dollar sprechen. Denn im Gegensatz zu den hohen Bewertungen an den amerikanischen Aktienmärkten, ist der Zins auf zehnjährige US-Anleihen seit Anfang des Jahres leicht rückläufig, notiert derzeit bei 2,34 Prozent. Zum Vergleich: Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe schwankte in den vergangenen Monaten zwar mehr, steht heute mit 0,44 Prozent aber deutlich höher als noch zu Jahresbeginn. Juckes sieht für Euro-Dollar derzeit eher Potenzial für den Euro - wenngleich im Takt „zwei Schritte vor, ein Schritt zurück“.

Einer, der noch an der grundlegenden Dollar-Stärke festhält, ist Hans Redeker, der Chef-Rohstoffstratege der amerikanischen Bank Morgan Stanley. Seit Wochen betont er die Bedeutung des Zinsumfeldes, die letztlich die Währungskurse bewegt. So sieht er den Dollar grundsätzlich auf Stärkungskurs. „Jenseits der Fed (der amerikanischen Notenbank, Anm. d. Red.) bleiben die geldpolitischen Konditionen locker, und zwar im Gegensatz zu den steigenden Zinsen in den USA“, schreiben Redeker und seine Kollegen in einem Kommentar. Grundsätzlich sei sogar davon auszugehen, dass Euro-Dollar wieder in Richtung 1,06 Euro je Dollar fällt.

Eine Begründung findet Morgan Stanley auch in den Worten Mario Draghis. Der Präsident der Europäischen Zentralbank hatte Ende April angekündigt, den Leitzins trotz der anziehenden Konjunktur in Europa vorerst nicht anheben zu wollen. Marktbeobachter gehen hingegen davon aus, dass die Federal Reserve in den USA ihren Leitzins im Juni anheben wird. Es wäre der vierte Zinsschritt seit Dezember 2015. Die Zinsdifferenz zwischen den USA und dem Euroraum würde somit größer, was für einen stärkeren Dollar spräche. Während der Leitzins in der Eurozone aktuell bei null Prozent liegt, befindet er sich in den USA in einer Spanne zwischen 0,75 und 1,0 Prozent.

Wie die jüngsten politischen Ereignisse einmal mehr zeigen, bestimmt in diesen Monaten aber nicht der Leitzins allein über einen Währungskurs. Nachdem die politischen Risiken nach dem Wahlsieg Macrons in Frankreich zumindest in Europa weitgehend gebannt sind, blicken die Währungsanleger in den kommenden Wochen wohl umso mehr auf den Erfolg oder Misserfolg von Donald Trump.