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Erster Xiaomi-Laden in Deutschland – Was Chinas Smartphone-König plant

Der chinesische Unternehmer eröffnet sein erstes Geschäft in Deutschland. Mit niedrigen Preisen kämpft er um Marktanteile – besonders bei 5G-Endgeräten.

Das Problem des einen kann die Chance für den anderen sein. Während in Deutschland erbittert um die künftige Rolle des chinesischen Netzausrüsters Huawei gerungen wird, nutzt der chinesische Rivale Xiaomi die Schwierigkeiten seines Wettbewerbers für einen Vorstoß. Am Donnerstag eröffnet der Hersteller in Düsseldorf seinen ersten Flagshipstore in Deutschland. Pikantes Detail: Die Huawei-Europazentrale sitzt auch in der NRW-Landeshauptstadt.

Hinter Xiaomi steht einer der einflussreichsten Technologieunternehmer der Welt: Lei Jun. Er gründete das Unternehmen vor zehn Jahren in Peking und baute es kontinuierlich auf. Heute bringt es der 50 Jahre alte Informatiker laut Berechnungen des US-Magazins „ Forbes“ auf ein persönliches Vermögen von 15 Milliarden Dollar. Bei Xiaomi bestimmt er als Chairman weiter den Kurs der Firma, auch nachdem er sie vergangenes Jahr an die Börse gebracht hat.

Für die Firmenstrategie nutzt er eine besondere Situation Chinas. Über Jahre hatten globale Technologiekonzerne ihre Produktion in die Volksrepublik ausgelagert. Besonders im Süden des Landes hatte sich ein Cluster von Hardwareproduzenten gebildet, die nahezu jedes Elektronikprodukt der Welt fertigen können.

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China galt zu dieser Zeit vor allem als Werkbank der globalen Elektronikindustrie. Nicht jedoch als Land, das auch wegweisende Produkte selbst entwickelte. Der Informatiker Lei Jun setzte an, das zu ändern.

Er erkannte die besondere Chance der Hardwarefertigung in China. Denn im Gegensatz zu Unternehmen wie Apple, die Prototypen für neue Produkte zwar in Kalifornien designen, dann aber aufwendig in China fertigen lassen müssen, konnte Lei Jun seine neuen Produktideen direkt in China ausprobieren lassen. So konnte er die Zeit der Entwicklung eines neuen Geräts deutlich reduzieren.

Anfangs wendete er das Prinzip auf Smartphones an. Dann ließ er das Produktportfolio immer stärker erweitern. Heute hat Xiaomi ein ganzes Sortiment von vernetzten Geräten im Angebot. Das Xiaomi-Prinzip dabei ist immer, eine bestehende Idee aufzugreifen, das Gerät auf maximale Stückzahlen zu optimieren und so den Preis zu drücken. Am Ende entsteht ein Sammelsurium von smarten Geräten des Alltags, die Xiaomi immer etwas günstiger als die Konkurrenz anbieten will.

Von Fitnessarmbändern bis Flugdrohnen

Ob smarte Fitnessarmbänder, Saugroboter oder Flugdrohnen: Xiaomi hat alles im Sortiment. Viele der Produkte stammen nicht von Entwicklern des Pekinger Unternehmens selbst. Lei Jun ließ vielversprechende Start-ups in China scouten. Waren er und sein Team vom Potenzial der Unternehmen überzeugt, beteiligten sie sich an den Firmen und halfen ihnen, ihre Produktion auf den Massenmarkt zu trimmen.

Heute umfasst das Xiaomi-Sortiment Dutzende Produkte eigener Herstellung oder von beteiligten Start-ups. Die Geräte zeichnet dabei ein simples Design aus. Weiß ist meist die dominante Produktfarbe. Immer wieder stellt Lei Jun selbst den Vergleich zum US-Konzern Apple her. „Wir sind wie Apple, nur besser und günstiger“, sagte Lei Jun selbstbewusst bei einer Produktvorstellung. Gern vergleicht er die Leistungsfähigkeit der neuesten Smartphones von Xiaomi mit denen der neuesten iPhones.

Zunächst konzentrierte Lei Jun seine Firma vor allem auf den chinesischen Markt. Dann forcierte er die Internationalisierung. Indien ist mittlerweile der größte Markt für Xiaomi außerhalb Chinas. Rund jedes dritte in Indien verkaufte Smartphone stammt von Xiaomi, wie aus Daten des Marktforschers Counterpoint Research hervorgeht. Damit ist Lei Juns Unternehmen mit Abstand der Marktführer.

Xiaomi nimmt mittlerweile auch stärker Industrieländer in den Fokus. In Deutschland ist das Unternehmen erst seit dem vergangenen Jahr präsent. Der Xiaomi-Chef für Westeuropa, Wen Ou, gibt sich angriffslustig. „Wir haben viel in Deutschland vor“, sagte er dem Handelsblatt. Besonders die Einführung des neuen Mobilfunkstandards 5G biete Chancen für neue Produkte.

Seit wenigen Wochen haben besonders die Deutsche Telekom und Vodafone ihre 5G-Netze auf viele deutsche Großstädte erweitert. Doch Endgeräte, die den Echtzeitmobilfunk unterstützen, sind bislang noch nicht weit verbreitet. Hersteller wie Samsung oder Huawei verlangen teilweise mehr als 1000 Euro für ein Gerät, das 5G unterstützt. Apple hat bislang nicht mal ein iPhone mit 5G angekündigt.

Mit der Eröffnung des Flagship-Stores in Düsseldorf will Xiaomi den Anspruch auf dem deutschen Markt untermauern. Dabei soll 5G ein wichtiges Verkaufsargument sein. Manager Wen Ou sagte: „Wir wollen 5G zu einem Massenprodukt machen.“ Mit dem Mi 10 Lite 5G hat die Firma ein Smartphone im Angebot, das sie schon ab 350 Euro bewirbt. Das ist deutlich günstiger als die Konkurrenz von Samsung oder Huawei. Im kommenden Jahr könnten sogar 5G-Smartphones ab 300 Euro auf den Markt kommen, kündigte Wen Ou an.

Sorge um Datenschutz

In den USA wird der Aufstieg chinesischer Technologiekonzerne mit Sorge betrachtet. Bislang hatte sich Washington dabei vor allem auf Huawei konzentriert. Zuletzt erweiterten US-Beamte ihre Vorwürfe jedoch auch auf andere Firmen. Auch in Deutschland wächst die Sorge, dass chinesische Unternehmen nicht vertrauensvoll mit Daten der Bürger umgehen könnten. Im jüngsten Bericht des Bundesamts für Verfassungsschutz warnte die Behörde vor dem Einsatz chinesischer Apps.

Xiaomi war bislang kaum im Fokus der Kritik. Im Mai beschrieben die Sicherheitsforscher Gabriel Cirlig und Andrew Tierney, dass Xiaomi in den Webbrowsern seiner Endgeräte im Hintergrund zahlreiche Daten sammele, selbst im Privatsphäremodus. Dazu zählten demnach alle aufgerufenen Websites sowie Suchanfragen. Xiaomi teilte mit, es habe sich um missverständliche Einstellungsmöglichkeiten gehandelt, die mit einem Update behoben worden seien.

Besonders kritisch schauen Datenschützer auf den Ort der Datenverarbeitung. Wer in Deutschland ein Xiaomi-Gerät benutzt, kann nicht sicher sein, dass seine Daten auch hier verarbeitet werden. „Wir speichern die Daten der EU-Nutzer in Deutschland oder Singapur, je nachdem, wo die Server von Amazon, Microsoft und Alibaba Cloud platziert werden“, sagte ein Firmensprecher. Unabhängig vom Ort der Server halte Xiaomi alle Vorgaben der Datenschutz-Grundverordnung ein.

Der Absatz läuft unterdessen für Xiaomi sehr gut. Der Hersteller ist in Westeuropa die am schnellsten wachsende Smartphone-Marke unter den größten Anbietern im ersten Quartal dieses Jahres, laut Daten des Marktforschers Canalys. Demnach konnte Xiaomi den Absatz um rund 80 Prozent auf einen Marktanteil von rund zehn Prozent steigern.

Zum Vergleich: Der Absatz von Huawei ging um 40 Prozent auf einen Marktanteil von 18 Prozent zurück. Auch die Topmarke Samsung (minus 21 Prozent) und Zweiplatzierter Apple (Minus acht Prozent) gaben nach.

Lei Juns Aufstieg in Europa könnte noch am Anfang stehen.