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Die erste Frau an der Spitze der IG Metall knöpft sich Tesla vor

(Bloomberg) -- Die neue starke Frau an der Spitze der Industriegewerkschaft Metall hat einen gut gemeinten Rat für Elon Musk, sollte dieser versuchen, die gewerkschaftliche Organisierung der Arbeiter im Tesla-Werk Grünheide zu hintertreiben.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

“Sie müssen aufpassen. Hier gelten andere Spielregeln”, sagt Christiane Benner, die von den Delegierten des Gewerkschaftstages am Montag in Frankfurt voraussichtlich an die Spitze der größten deutschen Arbeitnehmerorganisation gewählt wird.

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Die Warnung ist ein Schuss vor den Bug für Musk, dessen Fabrik vor den Toren Berlins das populäre Model Y herstellt — in diesem Jahr das meistverkaufte Auto in Europa. Trotz Werbeaktionen der IG Metall gilt in Grünheide mit seinen 12.000 Beschäftigten bisher kein Tarifvertrag, was Tesla auf Kollisionskurs mit Benner bringt.

Die Macht der IG Metall ist bekanntlich nicht zu unterschätzen. Sie kann Streiks bei Großunternehmen wie Airbus, Siemens, Volkswagen und anderen Industrietitanen ausrufen. Ihre Lohnverhandlungen für die 3,9 Millionen Beschäftigten der Metallindustrie werden von der Europäischen Zentralbank wegen der möglichen Auswirkungen auf die Inflation aufmerksam verfolgt.

Während das Kräftemessen mit Tesla eines ihrer Hauptanliegen ist, skizziert Benner in einem Interview mit Bloomberg News eine ganze Reihe besorgniserregender Entwicklungen für die Arbeitnehmerschaft in Deutschland.

Die schwächere Nachfrage aus China, höhere Zinsen und die anhaltenden Folgen der Energiekrise haben bereits zur Schließung von Fabriken und zur Verlagerung von Produktion ins Ausland geführt. Die Wirtschaft dürfte in diesem Jahr schrumpfen. Gleichzeitig erfordert die Umstellung auf erneuerbare Energien und andere neue Technologien neue Qualifikationen von den Arbeitnehmern.

“Die Dinge sind im Moment sehr turbulent”, sagt die 55-jährige studierte Soziologin. “Die Umqualifizierung wird sehr wichtig sein.”

Die IG Metall ist die größte Industriegewerkschaft in Europa. Sie nimmt jährlich rund 500 Millionen Euro an Mitgliedsbeiträgen ein und scheut nicht vor Streiks in den größten deutschen Unternehmen zurück. Aufgrund ihrer großen Mitgliederzahl hat sie auch erhebliches politisches Gewicht.

Benner ist der Meinung, dass die deutsche Politik die strukturellen Probleme des Landes zu langsam angegangen ist und dadurch Arbeitnehmer in Branchen wie der Automobilproduktion gefährdet, in der rund 800.000 Menschen beschäftigt sind.

Bei denen sorgt der Schwenk hin zu Elektrofahrzeugen auch für Zukunftsängste. Elektroautos, die technisch einfacher zu bauen sind als Verbrenner, könnten mit weniger qualifizierten Arbeitskräften produziert werden, die Löhne könnten sinken.

In Deutschland hat wachsende Unzufriedenheit der Wähler zum Aufstieg der AfD geführt, die Benner als Bedrohung für die Bemühungen des Landes sieht, die Produktionsbasis auf eine grüne Wirtschaft umzustellen. Die Partei, die bei den jüngsten Landtagswahlen in Bayern und Hessen zulegen konnte, lehnt die von der Bundesregierung forcierte Einführung grüner Technologien wie Wärmepumpen ab. Während sich der auch von der Industrie beklagte Arbeitskräftemangel ohne Zuwanderung weiter verschärfen wird, will die AfD sie so gut es geht unterbinden.

“Die Menschen brauchen Vertrauen. Sie brauchen einen Plan und sie müssen Strategien erkennen. Sie brauchen starke Gewerkschaften”, sagte Benner. “Wir sehen es als unsere Aufgabe an, dieser politischen Fragmentierung und Polarisierung entgegenzuwirken.”

Benners Aufstieg in der mehrheitlich von Männern dominierten IG Metall ist bemerkenswert. Zusammen mit der Betriebsratsvorsitzenden von Volkswagen, Daniela Cavallo, die den Kampf gegen schmerzhafte Einschnitte anführt, steht er für einen breiteren Wandel in der traditionell männlich dominierten Arbeitnehmerführung in Deutschland.

In Deutschland ist eine paritätische Vertretung der Arbeitnehmer in den Aufsichtsräten großer Unternehmen vorgeschrieben — eine Regelung, die manche für die schleppende Neuausrichtung angeschlagener Unternehmen wie Volkswagen und Thyssenkrupp AG verantwortlich machen. Benner ist anderer Meinung.

“Wir können sehen, dass, wenn wir die Dinge wirklich vorantreiben und Unternehmen und Regierungen gute Konzepte vorlegen, gute Dinge passieren”, sagte Benner.

Diese Botschaft will sie auch Tesla übermitteln, wo Anfang des Monats mehr als 1.000 Beschäftigte mit Aufklebern für “sichere und gerechte Arbeit” vor das Werk in Grünheide zogen. Nach Angaben der Gewerkschaft beschweren sich die Tesla-Beschäftigten über schlechte Arbeitsbedingungen und Sicherheitsrisiken, einschließlich extremer Arbeitsbelastung aufgrund von Personalmangel und zu ehrgeizigen Produktionszielen. Tesla erklärte laut Reuters, dass das Werk regelmäßig von den Behörden kontrolliert werde und die Sicherheitsmaßnahmen eingehalten würden.

Benner hofft, sich bald mit dem reichsten Mann der Welt zusammensetzen zu können. “Elon, what’s the problem?”, richtet sie dem Tesla-Chef aus. “I’m so friendly, I’ll bring cookies.”

Überschrift des Artikels im Original:First Woman to Lead Germany’s Biggest Union Takes Aim at Tesla

©2023 Bloomberg L.P.