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Erst verschätzt, und dann kam noch Pech dazu

Die Bayer-Aktie stürzt ab, der Konzern muss sparen und Milliarden abschreiben. Der Vorstand um Konzernchef Werner Baumann hat sich verschätzt. Und nun kommt auch noch Pech dazu.

Wenn Konzerne den Abbau von Arbeitsplätzen ankündigen, steigen oft deren Aktienkurse. Im Falle Bayer ist das anders. Das Agrar- und Pharmaunternehmen aus Leverkusen kündigte am Mittwochabend milliardenschwere Abschreibungen und Sparrunden an – der Abbau von Arbeitsplätzen ist nicht ausgeschlossen. Der Wert der Bayer-Aktie verminderte sich daraufhin am Donnerstag bis zum Mittag um etwa acht Prozent. Am Freitag kam es für die Aktie sogar noch dicker: Sie sackte auf das tiefste Niveau seit 2011. Die Papiere weiteten ihren 13-prozentigen Kursrutsch vom Donnerstag zeitweise um mehr als 5 Prozent aus. Als einziger Dax-Titel fiel sie zeitweise mit 43,87 Euro unter das Tief des Corona-Crashs vom März.

Die Anleger verlieren das Vertrauen in das Papier. Seit dem Amtsantritt von Unternehmenschef Werner Baumann und der angekündigten Übernahme von Monsanto für gut 60 Milliarden Dollar hat die Bayer-Aktie 50 Prozent ihres Wertes abgegeben – deutlich mehr als andere Dax-Aktien.

Die jüngsten Hiobsbotschaften kündigte Bayer überraschend an. Die Gründe für die Misere liegen vor allem im Agrargeschäft, in dem sich Bayer durch die Übernahme von Monsanto noch verstärkt hat. In dem anderen großen Bereich, bei Pharma, läuft es dagegen ganz rund. Die Alternative zur Monsanto-Übernahme wäre gewesen, das Pharmageschäft auszubauen.

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Die Auswirkungen der Pandemie, erklärt Bayer nun, seien im Agrargeschäft „tiefgreifender“ als erwartet, die Wachstumserwartungen sind „reduziert“. Von niedrigen Preisen, Währungseffekten und intensivem Wettbewerb bei Soja ist die Rede.

Das freilich ist nur ein Teil der Wahrheit. Der andere Teil lautet: Bayer hat sich von den Aussichten des Agrargeschäfts zu sehr blenden lassen. Und dann kam schließlich auch noch Pech dazu. Die rechtlichen Risiken des Monsanto-Kaufs – der zur Talfahrt der Aktie führte - hat der Vorstand unter Werner Baumann völlig unterschätzt. Dass Zehntausende Amerikaner vor Gericht ziehen würden, weil der Bayer-Wirkstoff Glyphosat angeblich Krebs verursacht, was Bayer bestreitet, und die Gerichte weitgehend im Sinne der Kläger entscheiden würden, hatten sie so wohl nicht vorausgesehen. Schließlich ließ sich Bayer auf einen Vergleich ein, über den aber immer noch verhandelt wird. Eine Summe von rund zehn Milliarden Dollar steht im Raum.

Um den Kauf zu rechtfertigen, versicherten die Bayer-Manager aber Jahr für Jahr, dass sich die Aussichten im weltweiten Agrargeschäft bald bessern. Doch auch mit diesen Prognosen lagen sie daneben. Der Agrarmarkt kam nie richtig in Schwung, weil die einkommensschwachen Bauern wenig in Pflanzenschutzmittel und Saatgut investierten. Immerhin lieferte Monsanto in einigen Quartalen ordentliche Umsatz- und Ergebniszuwächse für Bayer.

Ziel für Übernahmen

Und schließlich kam auch noch Pech dazu. Der Handelskonflikt zwischen den USA und China lähmte den Agrarexport, die Überschwemmungen in den USA vernichteten wertvolle Ernten, die Coronapandemie verschlechterten die Aussichten der Bauern weiter. Das alles konnte der Bayer-Vorstand freilich noch nicht voraussehen, als er sich 2016 an die Übernahme von Monsanto machte.

Nach dem jüngsten Börsenabsturz ist Bayer derzeit nur noch 47 Milliarden wert – deutlich weniger als Bayer für Monsanto bezahlt hat. „Der niedrige Kurs könnte bald aktivistische Investoren und Übernahme-Käufer anlocken“, sagt Ulrich Huwald, Analyst beim Bankhaus Warburg, „zumindest ab dann, wenn ein Vergleich mit den US-Klägern steht und das Kursrisiko Glyphosat nicht mehr besteht.“

Um einen Vergleich wird Bayer wohl nicht herum kommen. „Vielleicht“, mutmaßt Huwald „ging es Bayer mit seiner Ankündigung, ja auch darum, den US-Klägeranwälten zu zeigen, dass die finanziellen Mittel endlich sind.“

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