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Erdogans Krieg isoliert die Türkei – doch die Bevölkerung unterstützt ihn

Der türkische Präsident führt mit dem Krieg in Syrien sein Land in die Isolation. In der Bevölkerung wächst der Rückhalt für Erdogan trotzdem.

Er regiert die Türkei länger als Staatsgründer Atatürk. Foto: dpa
Er regiert die Türkei länger als Staatsgründer Atatürk. Foto: dpa

Die Türkei steht international derzeit dort, wo Recep Tayyip Erdogan sie offenbar haben will: in der Isolation. So schafft es der türkische Präsident, die Reihen in der Bevölkerung zu schließen.

Sein Mittel der Wahl heißt Krieg. Mit seinem Militäreinsatz für eine Sicherheitszone und gegen die Kurdenmiliz YPG in Nordsyrien hat der türkische Präsident sein Land weltweit isoliert. Die USA verhängten Sanktionen, mehrere Nato- und EU-Staaten Waffenembargos. Selbst der Präsident Nordzyperns – also dem Land, das einzig von Ankara anerkannt und von dessen Militär beschützt wird – kritisierte den Einsatz.

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US-Präsident Donald Trump forderte den türkischen Staatschef in einem persönlichen Brief auf, er möge mit ihm an einer Lösung im Nordsyrien-Konflikt arbeiten. Der Brief ist eine Woche alt, doch die türkischen Haubitzen schießen immer noch über die Grenze. „Sei kein Hardliner! Sei kein Dummkopf!“, schrieb Trump an Erdogan. Ohne Erfolg.

Ein Treffen mit US-Vizepräsident Pompeo blieb zunächst ergebnislos. Auch vom deutschen Embargo zeigte sich Erdogan unbeeindruckt, griff Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) sogar persönlich an. Dieser habe keine Ahnung von Politik, so Erdogan. Maas sei ein Dilettant.

Es sind Beleidigungen wie diese, die seine Unterstützer jubeln lassen. Für den 65-Jährigen geht es inzwischen um alles. Erdogan hat sich mit der Intervention an den Rand des Abgrunds gebracht. Der Zusammenhalt in der Bevölkerung ist wiederhergestellt, die Solidarität mit den Soldaten ungebrochen. Doch eine militärische Niederlage könnte ihn das Amt kosten.

Erdogan ist es gewohnt, als Außenseiter durch die Welt zu schreiten. Aufgewachsen im Istanbuler Hafenviertel Kasimpasa, lernte der Sohn eines konservativen Seemanns und einer Hausfrau früh das harte Leben kennen. Die Türkei wurde damals von säkularen Eliten angeführt. Wer religiös war oder ein Kopftuch trug, kam nicht weit. Erdogan biss sich durch.

VWs Rückzug trifft Erdogan hart

1994 wurde er Bürgermeister von Istanbul. Nach einer Haftstrafe gewann seine neu AKP 2002 die Parlamentsmehrheit. Er regiert die Republik inzwischen länger als Staatsgründer Atatürk. Aus einem Putschversuch ging Erdogan gestärkt hervor, doch zwei darauffolgende Wahlen gewann der Präsident nur haarscharf – und nicht ohne den Vorwurf der Manipulation.

Dass Erdogan seit einer Verfassungsänderung mehr Macht hat, ist unumstritten. Trotzdem ist sein Spielraum geschrumpft. Inzwischen sind es seine Gegner, die ihn vor sich hertreiben.

Bei den Kommunalwahlen verlor Erdogans AKP viele Großstädte, darunter nach 25 Jahren seine Heimatstadt Istanbul. Hauptgründe für den Wählerfrust: die wirtschaftliche Schieflage und die vielen Flüchtlinge aus Syrien, die die Türkei seit acht Jahren aufgenommen hat.

Führende Parteikollegen wollen eigene Parteien gründen, um gegen Erdogan anzutreten. „Die Türkei wird von einer kleinen Clique geführt“, erklärte zum Beispiel Ex-Premier Ahmet Davutoglu bei seinem Austritt aus der AKP.

Wer erwartet hat, dass Erdogan einlenkt, wurde schnell eines Besseren belehrt. Er ließ Oppositionspolitiker verklagen und verordnete der Zentralbank einen scharfen Kurswechsel. Zwischenzeitlich sah es so aus, als wende sich alles wieder zum Besseren für Erdogan: Die gesellschaftlichen Spannungen ließen nach, die Wirtschaft erholte sich.

Mit dem Plan von Volkswagen, ein neues Werk in der Türkei zu bauen, wäre Erdogan international ein Stück weit rehabilitiert worden. Jetzt hat VW einen Rückzieher gemacht, für Erdogan ist das ein herber Rückschlag.

Der türkische Staatschef ist es gewohnt, sich über andere Meinungen hinwegzusetzen. Die breite Unterstützung für den Militäreinsatz gibt ihm derzeit noch Rückhalt. Doch wenn der militärische Erfolg – eine Sicherheitszone sowie das Zurückdrängen der Kurdenmiliz YPG – ausbleibt, dürfte davon nicht mehr viel übrig bleiben. Dann wäre Erdogan seinen Gegnern ausgeliefert. Und die haben nur ein Ziel: Erdogan loszuwerden.