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EM-Quali geglückt: Aber wie stark ist das DFB-Team?

Das DFB-Team hat sich souverän für die Europameisterschaft 2020 qualifiziert. Bundestrainer Joachim Löw überraschte, als er Deutschland aus dem Favoritenkreis redete. Wie stark ist die Mannschaft wirklich?

Das DFB-Team gewann überzeugend gegen Nordirland. (Bild: Getty Images)
Das DFB-Team gewann überzeugend gegen Nordirland. (Bild: Getty Images)

“Man kann insgesamt zufrieden sein, auch wenn andere Nationen wie Italien, England, Frankreich und Belgien einfach weiter sind, weil sie schon einen Umbruch hatten”, sagte Löw vor dem Duell mit Nordirland am Dienstag (6:1). Sein Fazit: “Aktuell gehören wir sicherlich nicht zum Favoritenkreis.”

Löw zufolge sei die deutsche Mannschaft nach dem Neustart bedingt durch das katastrophale Abschneiden bei der WM 2018 “noch am Anfang ihrer Entwicklung” und werde sich erst in den kommenden Jahren konsolidieren.

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Mit Blick auf die Weltmeisterschaft von 2010 macht es sich Löw aber vielleicht auch etwas einfach. Damals waren große Teile des Kaders knapp über 20 Jahre alt, Spieler wie Mesut Özil, Thomas Müller oder Sami Khedira schafften erst während des Turniers den richtigen Durchbruch.

Stapelt Löw also zu tief? Oder ist er nach den letzten Ernüchterungen in Russland und auch stückweise in der Nations League einfach nur Realist?

DFB-Team ist alles andere als unerfahren

Fakt ist: Unerfahren ist das Team trotz allen Neuerungen nicht. Spieler wie Neuer (33) oder Toni Kroos (29) halten altersmäßig die Fahne hoch und auch “jüngere” Spieler wie Joshua Kimmich (24), Emre Can (25), Leon Goretzka (24) oder Timo Werner (23) greifen auf einen riesigen Erfahrungsschatz zurück.

Die Mischung aus Erfahrung und “jungen Wilden”, wie man gerne sagt, etwa Spieler wie Luca Waldschmidt (23), Kai Havertz (20) oder Jonathan Tah (23) hat das deutsche Team auch in den letzten Jahren immer ein Stück weit ausgezeichnet.

Zumal mit Blick auf die von Löw eher im Favoritenkreis befindlichen Länder klar wird, dass auch dort keine über Jahre hinweg eingespielten Teams auflaufen. Italien findet sich unter Trainer Roberto Mancini erst, England testet massiv neue Spieler, Frankreich sucht nach dem Triumph 2018 nach einer neuen fußballerischen Identität. Einzig Belgien läuft tatsächlich wie geschmiert.

Löw arbeitet noch an der neuen deutschen Strategie

Was Löw sicherlich auch meinte, ist die strategische Entwicklung, die das DFB-Team noch immer betreibt. Nach der WM 2018 kündigte der Bundestrainer an, das Ballbesitzspiel zugunsten einer direkteren Offensive aufgeben zu wollen.

Das allerdings war bisher in der EM-Quali und in den Testspielen nur unstet zu beobachten. Die kleineren Gegner, wie etwa Nordirland am Dienstag, zwangen den DFB durch ihre defensive Spielweise geradezu in die aktive Rolle. Deutschland hatte 72,4 Prozent Ballbesitz - ein “Rückfall” in alte Zeiten.

Gegen stärkere Mannschaften, etwa die Niederlande (2:4), Frankreich (1:2) oder auch in der zweiten Halbzeit gegen Argentinien (2:2), zeigte sich dann schon eher die neue Löw-Idee, wohl aber auch deren Schwächen. Viele Konterversuche konnten von den Gegnern direkt im Keim erstickt werden, dazu kamen teils eklatante Patzer im Defensivverhalten.

Die defensive Stabilität lässt noch Fragen offen

Will das deutsche Team aber bis zur EM 2020 weiter an diesem Stil arbeiten, muss die Verteidigung stehen. Wer dem Gegner öfter den Ball überlässt, wird unweigerlich etwas zurückgedrängt und muss dadurch aufmerksam sowie möglichst fehlerlos verteidigen.

Das scheint angesichts der aktuellen Ausfälle von Niklas Süle (eventuell auch für die EM) und Antonio Rüdiger sowie den - hier hat sich Löw selbst geschwächt - Ausbootungen von Jerome Boateng und Mats Hummels fraglich. Hat das DFB-Team die Qualität, um gegen gute Mannschaften defensiv lange stabil zu stehen und auf Nadelstiche zu warten? Aktuell zumindest nicht.

Ohne Frage kann aber über Spieler wie Serge Gnabry, Werner oder auch den noch verletzten Leroy Sane ein beispielloses Tempo nach vorne entfacht werden. Diese müssen aber auch auf den Weg geschickt werden und dafür braucht es noch mehr Trainingseinheiten - Einheiten, die Löw auch vor der EM 2020 nur spärlich bekommt.

Deutschland wieder eine Turnier-Mannschaft?

Eine Spielweise zu entwickeln, fällt im Nationalteam so oder so schwer. Dafür sorgen die seltenen Zusammentreffen und die individuellen Ansichten und Automatismen, die die Stars aus ihren Klubs mitbringen. Löw wird bis kurz vor der EM 2020 noch an vielen Stellschrauben drehen müssen.

Dass der DFB entsprechend ein Länderspiel gegen Spanien plant, ist da nur folgerichtig. Gegen das Team von Luis Enrique wartet nicht nur ein Härtetest, sondern auch eine Mannschaft, die den DFB in die gewollte Richtung drängen wird: Gut verteidigen, schnelle Angriffe, direktes Spiel über die Flügel.

Vieles spricht dafür, dass mehr Zeit dem DFB-Team gut tun wird. Dann ist durchaus einiges möglich, auch schon bei der EM 2020. Deutschland, die Turnier-Mannschaft - das hört man auch nicht zum ersten Mal.