Einzelhandel verliert jährlich Milliarden durch Ladendiebstähle
Der Einzelhandel machte im vergangenen Jahr einen Umsatzverlust in Milliardenhöhe durch Diebstähle. Doch nicht nur kriminelle Kunden sind ein Problem für die Handelsunternehmen, wie eine Studie zeigt.
Diebstahl bleibt ein großes Problem im deutschen Einzelhandel. Jährlich entsteht den Unternehmen durch Langfinger ein finanzieller Schaden in Milliardenhöhe. Verschlimmert wird die Situation durch Verluste aufgrund organisatorischer Fehler, wie eine Studie des Kölner Handelsforschungsinstituts EHI ergeben hat.
Insgesamt musste der Einzelhandel im vergangenen Jahr eine Inventurdifferenz von 4,4 Milliarden Euro hinnehmen, heißt es in der im Juli veröffentlichten Studie "Inventurdifferenzen im deutschen Handel 2020". Das sind fünf Prozent mehr als im Vorjahr. An der Untersuchung beteiligten sich 81 Unternehmen mit insgesamt 22.849 Verkaufsstellen.
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Der größte Schaden entstand durch Diebstähle. Insgesamt wurden 2019 Waren im Wert von 3,75 Milliarden Euro geklaut. Das meiste davon ging auf das Konto der Kunden, die Produkte für 2,44 Milliarden Euro mitgehen ließen.
Weitere Probleme
Aber auch in den eigenen Reihen der jeweiligen Handelsunternehmen findet sich so mancher Dieb. So haben Mitarbeiter im vergangenen Jahr Waren für 950 Millionen Euro gestohlen, Lieferanten und Servicekräfte sorgten für ein zusätzliches Umsatzminus von 360 Millionen Euro. "Rein statistisch gesehen, wird durch jede Person in Deutschland ein Warenwert von knapp 30 Euro pro Jahr gestohlen", kommentiert Frank Horst, Sicherheitsexperte vom EHI, das Ergebnis der Studie.
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Erheblich sind auch die Verluste, die auf organisatorische Mängel zurückzuführen sind. Hätten alle Mitarbeiter im vergangenen Jahr zum Beispiel die Preise richtig ausgezeichnet, hätten die Händler am Ende 660 Millionen Euro mehr in der Kasse.
Insgesamt musste der Einzelhandel durch die genannten Phänomene rund einen Prozent seines Jahresumsatzes abschreiben. Zusammen mit den Milliardenausgaben für Prävention und Sicherheitsmaßnahmen entstand ein Minus von 1,32 Prozent des Umsatzes.
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