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Warum der Einhorn-Kondome-Gründer Balkonkraftwerke verkaufen will – und was eine EnBW-Tochter dagegen hat

Waldemar Zeiler will mit seiner Marke Einhorn auch Balkonkraftwerke verkaufen.  - Copyright: Anne Hufnagl
Waldemar Zeiler will mit seiner Marke Einhorn auch Balkonkraftwerke verkaufen. - Copyright: Anne Hufnagl

Was haben Kondome und Balkonkraftwerke gemeinsam? Einhörner. Klingt skurril, stimmt aber. Zumindest bis zuletzt. Einhorn-Kondome-Gründer Waldemar Zeiler will mit Einhorn Energy die Produktpalette erweitern und Balkonkraftwerke verkaufen. Etwas dagegen hat ein lokaler Energieversorger aus der Stadt Giengen in Baden-Württemberg. Den Begriff Einhorn trägt nämlich hier die Einhorn Energie GmbH & Co. KG im Namen. Die ist ein Tochterunternehmen der Stadtwerke Giengen und der EnBW ODR – Tochter des Energie-Milliardenkonzerns EnBW. Per Unterlassungserklärung wurde den Berlinern die Verwendung des Namens untersagt. Warum die Geschichte trotzdem ein Happy End haben könnte und was ein Linkedin-Post damit zu tun hat, erzählt Zeiler der Gründerszene-Redaktion.

Von Kondomen und Balkonkraftwerken

Der Sprung von nachhaltigen Kondomen hin zu erneuerbarer Energie sei laut dem Einhorn-Gründer kein weiter gewesen. "Uns wurde klar, dass wir wahrscheinlich mit nachhaltigen Kondomen und Menstruationsprodukten nicht die Welt retten werden", sagt Zeiler zu uns. Die Energiewende sei dagegen allgegenwärtig. Beim Campen mit einem Freund habe dieser portable Solarpaneele zur Stromversorgung ausgepackt. Zeiler dachte sich: "Alter, wie geil ist das denn. Das ist ja Magie."

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Und da, wo Magie ist, sind Einhörner nicht weit. Zeiler und sein Team hatten die Idee, Balkonkraftwerke zu verkaufen. Ihr selbst auferlegtes Ziel: "Wir wollen drei Millionen Menschen und ihre Familien dazu einladen, eine bereits bewährte Lösung auszuprobieren." Dabei helfen sollte das branchenuntypische Einhorn-Marketing. Bei der Konkurrenz gehe es "nicht um Design, Leichtigkeit und schon gar nicht um Frauen", laut dem Unternehmer. Statt konservativ sollte es bei Einhorn Energy bunt und mit einem Augenzwinkern zugehen.

Den Unternehmensnamen haben die Einhörner aus Baden-Württemberg jedoch nicht mit einem Augenzwinkern hingenommen. Vier Monate nach der Ausgründung erhielt das Startup eine erste Abmahnung, wie Zeiler in einem Linkedin-Post aus dem Februar 2024 schreibt. Diesen leitet er mit "Heute fehlen uns die Worte" ein. Denn sein Team und er haben eine Unterlassungserklärung unterschrieben. Der Grund: die Einhorn Energie GmbH aus Giengen hält die Markenrechte für den Begriff Einhorn im Bereich der Energieversorgung und für Sonnenkollektoren. Es bestehe eine große Verwechselungsgefahr.

Zeiler überraschte das feindselige Verhalten des Artgenossen: "Ich habe nicht damit gerechnet, dass ein Einhorn das andere abmahnt." Rein rechtlich sei das EnBW-Tochterunternehmen jedoch auf der sicheren Seite, so Zeiler. Und sowieso habe Einhorn Energy weder die Kraft noch das Geld für einen Rechtsstreit.

Wie EnBW auf die Namensdiskussion reagiert

Zeiler gibt zu, bereits vor der Gründung von dem Energieversorger aus Baden-Württemberg gewusst zu haben. In den Kommentaren zum Linkedin-Post wird ihm daher unprofessionelles Verhalten vorgeworfen. Ein weiterer Nutzer schreibt: "Du hättest vermutlich auch nicht soviel Lust darauf, dass ein anderer unter dem Namen Einhorn Kondome oder Periodenprodukte verkauft, oder?"

Doch der Post, in dem Zeiler auch das Gespräch mit EnBW öffentlichkeitswirksam sucht, funktioniert. EnBW kommentiert und schreibt: "Einhörner sind einmalig und damit schützenswerte Wesen. Marken aber ebenfalls. Euren Frust verstehen wir trotzdem und haben Euch daher gerade eine DM geschickt – lasst uns sprechen." Für Zeiler ein Glücksfall. "Wir dachten zuerst: Mist, da mahnt uns die Tochter eines Milliardenkonzerns ab, der auch noch selbst zehn Kohlekraftwerke betreibt." Doch es müsse nicht immer David gegen Goliath sein: "Wir hatten ein wunderbares Gespräch mit EnBW und prüfen gerade, wie wir gemeinsam zusammenarbeiten können."

Wie diese Zusammenarbeit genau aussehen könnte, sei noch nicht abschließend geklärt. Unter dem Namen Einhorn Energy wird sie nicht mehr stattfinden. Das Startup muss sich umbenennen. Eine der Ansätze bleibe jedoch weiterhin bestehen: Balkonkraftwerke auch für Menschen mit weniger finanziellen Mitteln zugänglich machen. Hierfür arbeiten Zeiler und sein Team bereits mit einer NGO zusammen, wie er sagt. Zehn Euro von jedem verkauften Paneel soll in einen Fonds fließen, aus dem das Vorhaben finanziert werden soll. Auch EnBW könnte hier helfen, so Zeiler.

Einhorn-Gründer plant Crowdfunding im März

In dem Team von Einhorn Energy arbeiten demnach fünf Personen plus Freelancer. Gegründet hat er das Unternehmen zusammen mit Elisa Naranjo – zuvor Head of Fairstainability bei Einhorn Products – und Kian Pariwar. Am 12. März startet die Crowdfunding-Aktion. "Wenn wir 5.000 Einheiten verkaufen, geht es weiter", so Zeiler. Ursprünglich wurde eine Schwelle von 10.000 verkauften Einheiten eingeplant. Der Preis der Balkonkraftwerke soll zwischen 500 und 600 Euro liegen. Mit ihrem Produkt versprechen sie eine einfache Installation. Das Balkonkraftwerk soll zudem eine Farbe besitzen, die heraussticht. Um welche es sich genau handeln soll, hat Zeiler nicht verraten. Angesprochen werden sollen Personen, die sich ohne großartige Vorkenntnisse für die Energiewende engagieren möchten.

Mit den Balkonkraftwerken können Haushalte eigenen, sauberen Strom produzieren und die Kosten dadurch senken. Überschüsse können – unvergütet – in das Netz eingespeist werden. Allerdings lässt sich durch die gängigen Balkonkraftwerke nur ein Teil des eigenen Verbrauchs decken. Den gesamten Haushalt autark zu versorgen, ist für die meisten eine Wunschvorstellung. Zeiler entgegnet: "Auch Kleinvieh macht Mist."

In die Stadt Giengen an der Brenz habe er sich trotz des Namensstreits bereits verliebt. "Im Sommer werde ich einen Mini-Urlaub dort planen", sagt er im Gespräch mit Gründerszene. Dass sich der Gründer dort wohlfühlen könnte, liegt nicht zuletzt am Wappen der Stadt. Darauf abgebildet: ein Einhorn.