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DuMont verkauft „Mitteldeutsche Zeitung“ an Bauer

Die Kölner Mediengruppe ist mit dem Großverlag aus Hamburg handelseinig geworden. Es endet eine politische Verpflichtung des Altverlegers Alfred Neven DuMont.

Das Medienhaus DuMont erhält den Standort Köln und trennt sich von ihrer Zeitung in Halle an der Saale. Foto: dpa
Das Medienhaus DuMont erhält den Standort Köln und trennt sich von ihrer Zeitung in Halle an der Saale. Foto: dpa

Für die Kölner DuMont-Mediengruppe endet der alte Traum, bundesweit in der Publizistik eine bedeutende Rolle zu spielen. Die Hamburger Bauer Media Group übernimmt jetzt ihre „Mitteldeutsche Zeitung“ in Halle an der Saale (Auflage: 162.000 Exemplare).

Sie war vom einst großen Sortiment der Rheinländer noch übriggeblieben. Der hauptsächlich von Zeitschriften lebende Erwerber baut auf Verbundeffekte mit seiner einzigen Regionalzeitung, der „Magdeburger Volksstimme“.

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DuMont dagegen beschränkt sich künftig als Zeitungsverleger auf das Stammblatt „Kölner Stadt-Anzeiger“, das Boulevardblatt „Express“ und die „Kölnische Rundschau“ – ohne dass bereits ein Zukunftskonzept erkennbar wäre.

CEO Christoph Bauer dürfte bei Bauer einen Verkaufserlös von deutlich mehr als 50 Millionen Euro erzielt haben, heißt es in Verlagskreisen. Zuvor hatte der Manager im Rahmen einer Überprüfung des Portfolios bereits den Berliner Verlag mit der „Berliner Zeitung“ veräußert. In Kürze wird auch Vollzug bei der „Hamburger Morgenpost“ erwartet. Dort fordert der Betriebsrat das Kölner Management vorsorglich auf, eine Insolvenz auszuschließen.

Man habe sich die Entscheidung in Halle nicht leicht gemacht, erklärt Gesellschafterin Isabella Neven DuMont: „Die Nutzung von Synergien ist der Schlüssel zu langfristigem Erfolg im regionalen Zeitungsgeschäft.“ Und die sind bei Bauer offenbar größer als bei DuMont.

Die „Mitteldeutsche Zeitung“ dürfte zuletzt noch einige Millionen Euro Gewinn gemacht haben. Das Blatt, das in der DDR „Freiheit“ hieß, war einst für den Kölner Altverleger Alfred Neven DuMont (1927-2015) eine Herzensangelegenheit.

Gleich nach der Wende im Dezember 1990 bekam er für 103,5 Millionen Mark den Zuschlag, nur die „Freie Presse“ aus Chemnitz hatte im Ludwigshafener Verleger Dieter Schaub – einem Freund von Altkanzler Helmut Kohl – einen noch schnelleren Erwerber gefunden. Alle anderen deutschen Presseverlage mussten bei Investitionen in der einstigen DDR viel länger auf die Treuhand warten.

Der FDP-nahe Neven DuMont konnte bei seinem Vorstoß auf den damaligen Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) bauen, der in Halle geboren war. Interne Pressevermerke von Behörden deuteten darauf hin, dass bei der Treuhandanstalt (THA) Druck gemacht wurde. „Bitte bei THA nachfassen“, wies Bundeswirtschaftsminister Helmut Haussmann (FDP) seine Beamten an, „auch Interesse von BM Genscher“.

Genscher sei für das eigene Haus generell „Wegweiser und Partner“ gewesen, offenbarte einmal Gesellschafter Christian DuMont Schütte. Der liberale Politiker habe anschaulich von den Zeitläuften zu berichten gewusst, insbesondere den Lesern „unserer Mitteldeutschen Zeitung“ gegenüber.

Millionen-Investition

In das neue Druckhaus in Halle hatte Neven DuMont immerhin 200 Millionen Mark gesteckt. Er war hier an der Saale Patrizier und Publizist zugleich, dem bis zu seinem Tod zehn Chefredakteure dienten. Unternehmer kommt von unternehmen, predigte Neven DuMont und gründete mit seiner Frau Hedwig den Verein „Wir helfen“.

Alfred Neven Du Mont sei durch sein „offenes Zugehen auf die Menschen im Osten zu einem Baumeister und Türöffner innerhalb des Hauses Deutschland geworden“, lobte einmal Genscher seinen Freund. Nun fällt in diesem „Haus Deutschland“ eine Tür ins Schloss.

Für die Gesellschafter-Stämme um Isabella Neven DuMont und DuMont Schütte bleibt nach hohen Wertberichtigungen der einst vielen Beteiligungen immerhin ein größerer außerordentlicher Erlös. Die Gruppe hat 2018 rund 621 Millionen Euro umgesetzt und meldete einen Konzernverlust von fast 86 Millionen, bedingt durch Abschreibungen und eine Kartellstrafe.

Auch 2019 ist gemäß Konzernabschluss ein Fehlbetrag in „einstelliger Millionen Euro Größenordnung“ angefallen. DuMont baut jetzt sehr stark auf die Säulen Business Information und Marketing Technology.

Der Hamburger Bauer-Konzern wird von CEO und Eigentümerin Yvonne Bauer gelenkt, einer Tochter des langjährigen Verlagspatriarchen Heinz Bauer, dem intern als „haftender Gesellschafter“ immer noch großer Einfluss nachgesagt wird.

Beide sind an diesem Mittwochmorgen zu einer Mitarbeiterversammlung nach Halle gekommen. Das Unternehmen ist international sehr aktiv, selbst in den USA und in Australien sowie im Radiogeschäft. Der aktuelle Deal muss noch vom Bundeskartellamt genehmigt werden.

Da sich die Verbreitungsgebiete von „Volksstimme“ und „Mitteldeutscher Zeitung“ nicht überlappen, dürfte es kaum Probleme geben. Der akquirierte Verlag mit seinen 1100 Mitarbeitern soll von Marco Fehrecke gesteuert werden, dem Chef der Mediengruppe Magdeburg.

Zu einem möglichen Geschäft in Halle hatte COO Veit Dengler im Handelsblatt-Interview erklärt, Regionalzeitungen seien rückläufig und kein einfaches Geschäft: „Wir schauen uns vieles an.“ Eine Kriegskasse gäbe es im Haus nicht, die Finanzierungskraft aber sei stark – und richte sich nach Gelegenheiten.