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Druschba-Pipeline an wichtigem Knotenpunkt beschädigt: So dramatisch kann es die Öl-Versorgung Deutschlands stören

Die Druschba-Pipeline, die Öl von Russland nach Deutschland pumpen soll, ist beschädigt.  - Copyright: picture alliance / Kontributor
Die Druschba-Pipeline, die Öl von Russland nach Deutschland pumpen soll, ist beschädigt. - Copyright: picture alliance / Kontributor

Die Druschba-Pipeline, die Öl von Russland nach Deutschland pumpen soll, ist beschädigt. In Lania (Polen) fließt Öl aus einem Leck. "Die Pumpen wurden sofort abgeschaltet", heißt es in einem Statement des polnischen Betreibers. Eine Ursache konnte bislang nicht gefunden werden.

In Deutschland werden die beiden wichtigen Raffinerien in Schwedt und Leuna mit russischem Öl über die Druschba versorgt. Die Total-Raffinerie in Sachsen-Anhalt und die PCK-Raffinerie in Brandenburg produzieren Sprit, Heizöl und Kerosin für weite Teile Ostdeutschlands und auch Polen. Sie sind damit sehr wichtig für die deutsche Infrastruktur.

Deutschland importierte weiterhin viel russisches Öl

Wie lange die Pipeline jetzt repariert werden muss, bleibt abzuwarten. Die Bundesregierung verkündete Anfang September, dass die Ölreserven gut gefüllt seien. Das liegt auch an den immer noch großen Liefermengen russischen Öls über die Druschba-Pipeline, die in den vergangenen Monaten nur sehr langsam reduziert wurden. Argus Media hat Business Insider Zahlen zur Verfügung gestellt, die zeigen, wie viel Öl aus Russland in den vergangenen Monaten nach Deutschland geflossen ist.

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Unklar ist trotzdem, wie lange die Reserven die Raffinerien aber versorgen können. Während man in Leuna in Sachsen-Anhalt schon seit längerem versucht, von russischem Öl loszukommen, hat die PCK-Raffinerie im brandenburgischen Schwedt erst nach der Enteignung des Hauptanteilseigner Rosneft Deutschland im September damit begonnen.

Aus dem Schneider ist Leuna damit aber nicht. Denn: Leuna versorgt sich nach eigenen Angaben zu großen Teilen mit Öl aus anderen Ländern, das per Schiff geliefert wird und am Hafen in Danzig (Polen) entladen wird. Von dort wird es über eine weitere Pipeline Richtung Plock (Zentralpolen) und dann über die letzten Kilometer der Druschba-Pipeline zu den Raffinerien geschickt. Allerdings ist das Leck genau 70 Kilometer westlich von Plock. Es schneidet also auch die deutsche Versorgung über Danzig ab.

Kein russisches Öl – keine Ersatzlieferungen über Danzig

Das heißt: Die Versorgung mit russischem Öl fällt vorerst aus. Dazu werden auch keine Ersatzlieferungen über Danzig geordert werden können. Auch über Öllieferungen nach Schwedt über Danzig hatte die Bundesregierung im vergangenen Monat intensiv mit der polnischen Regierung verhandelt. Jetzt bleibt einzig der Hafen in Rostock, an dem Öl von Schiffen entladen werden kann und von dem eine kleinere Pipeline nach Schwedt und Leuna führt.

In dem Hafen von Rostock können Tanker Öl aus Saudi-Arabien oder den USA entladen werden. Damit soll zukünftig das russische Öl kompensiert werden. Natalie Müller vom Preis-Informationsdienst Argus Media schreibt in einem Beitrag, dass bereits zwei Schiffe im August US-amerikanisches Öl verladen hätten und es durch die Pipeline nach Schwedt gelangt sei. Dort seien erfolgreich Tests durchgeführt worden, ob die Technik mit dem US-amerikanischen Öl kompatibel sei. Allerdings sind die Rohre der Pipeline sehr klein, weswegen die Mengen kaum ausreichen dürften. Im September hat Olaf Scholz (SPD) noch angekündigt, die Pipeline mit mehreren Millionen Euro ausbauen zu wollen.

Mittel- und langfristig ist das eine gute Strategie, um sich von russischem Öl loszusagen – die Bundesregierung gibt weiterhin das Ziel aus, im nächsten Jahr unabhängig von russischem Öl sein zu wollen. Kurzfristig sorgt der Umbau aber für keine Entspannung. Vielmehr droht ein Öl-Engpass in Ostdeutschland. Die Situation könnte folgenschwer sein.

"Bundesweite Versorgung mit Erdölprodukten beeinträchtigt"

„Ein Ausfall des Betriebs der PCK-Raffinerie hätte zur Folge, dass die bundesweite Versorgung mit Erdölprodukten – und demnach mit lebenswichtigen Gütern – beeinträchtigt und insbesondere im Nordosten Deutschlands gefährdet wäre“, schrieb das Wirtschaftsministerium im Bundesanzeiger im September.

Neben Versorgungsengpässen drohten „Preisspitzen bei Kraftstoffen für gewerbliche und private Verbraucher“ sowie eine Unterversorgung mit Asphalt, der für den Straßenbau notwendig ist.

Ein Großteil aller Tankstellen in Berlin und Brandenburg werden mit in Schwedt produziertem Benzin und Diesel betrieben. Angaben von PCK zufolge fahren in Brandenburg und Berlin 90 Prozent aller Autos mit Kraftstoffen, die in Schwedt produziert werden. Auch Leuna versorgt weite Teile in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen mit Kraftstoff.

Auch der BER könnte betroffen sein

Katrin van Randenborgh, Unternehmenssprecherin des ADAC, sagt zu Business Insider, es würden sich große logistische Herausforderungen für die Rohöl-Versorgung und den Kraftstoffmarkt stellen. „Wenn es nicht gelingt, dass andere Raffinerien die Belieferung übernehmen, ist damit zu rechnen, dass es in den östlichen Bundesländern zu Versorgungsengpässen kommen kann. Das Angebot würde sich insgesamt verknappen, sodass weiter steigende Preise zu befürchten sind.“

Sollten die Preise für Diesel tatsächlich stark steigen, werden vermutlich auch die Heizölpreise im Osten weiter steigen. Denn: Heizöl ist chemisch gesehen Diesel. Sie sind nur verschieden besteuert.

Doch nicht nur Autofahrer und Verbraucher mit Ölheizung könnten die Folgen eines Ausbleibens russischen Öls und Ersatzlieferungen über Danzig spüren. Auch am BER, dem Hauptstadt-Flughafen in Berlin, werden die Flugzeuge mit Kerosin betankt, dass von PCK in Schwedt hergestellt wurde. Daneben ist die Stadt Schwedt selbst hängt von der Raffinerie ab, geheizt wird hier oft mit Fernwärmeleitungen.