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Drohende Eskalation im Atomstreit: Asiens Wirtschaftsmächte suchen die Annäherung

Der Atomstreit zwischen den USA und Nordkorea droht erneut zu eskalieren. Bei ihrem jährlichen Gipfeltreffen rücken Japan, China und Südkorea deshalb wieder stärker zusammen.

Moon Jae In (l-r), Präsident von Südkorea, Li Keqiang, Ministerpräsident von China, und Shinzo Abe, Premierminister von Japan, während der Einweihungszeremonie eines Denkmales, das 20 Jahre trilateraler Zusammenarbeit symbolisiert. Foto: dpa
Moon Jae In (l-r), Präsident von Südkorea, Li Keqiang, Ministerpräsident von China, und Shinzo Abe, Premierminister von Japan, während der Einweihungszeremonie eines Denkmales, das 20 Jahre trilateraler Zusammenarbeit symbolisiert. Foto: dpa

Die trilateralen Gipfeltreffen zwischen China, Japan und Südkorea haben immer eine etwas theatralische Note. Einmal pro Jahr treffen sich die drei obersten Staatsmänner der Nachbarn, um eine gemeinsame Freihandelszone der drei Wirtschaftsgroßmächte zu forcieren. Abseits ihres Treffens beharken sich die drei Staaten dagegen diplomatisch oder mit den Waffen des Handels.

China hat schon Japan und Südkorea mit Boykotten bestraft, Japan und Südkorea befinden sich aktuell in einem Konflikt. Umso wichtiger war nun das Treffen im chinesischen Chengdu, um der Welt gemeinsam Annäherung zu demonstrieren.
Einen guten Anlass, um öffentlich Eintracht zu üben, bot dieses Jahr Nordkorea. „Wir hatten tiefgehende Gespräche über die Sicherheitslage auf der koreanischen Halbinsel“, erklärte Chinas Ministerpräsident Li Keqiang nach einem Treffen mit Japans Regierungschef Shinzo Abe und Südkoreas Präsident Moon Jae-in. Sie versicherten sich gegenseitig, mit diplomatischen Mitteln eine Denuklearisierung Nordkoreas erreichen zu wollen.

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Nordkoreas Atomprogramm wird wieder zum Gesprächsthema

Diese Koordination der drei Anrainer des nordostasiatischen Krisenherds war ein wichtiges Signal. Denn sie kommt zu einem kritischen Zeitpunkt. Nach zwei ruhigen Jahren verschärft sich im Poker um Nordkoreas Atom- und Raketenprogramm der Tonfall zwischen der Großmacht USA und der armen, aber hochgerüsteten asiatischen Familiendiktatur wieder.

Nachdem US-Präsident Donald Trump im Frühjahr ein Gipfeltreffen mit Nordkoreas Führer Kim Jong Un ergebnislos abgebrochen hatte, setzte der junge Diktator der Weltmacht eine Frist: Bis Jahresende müssten die USA ein verhandlungsfähiges Angebot vorlegen. Ansonsten würde Nordkorea nicht definierte Maßnahmen ergreifen.

Seither benimmt sich Nordkorea zunehmend kriegerisch. Seit dem gescheiterten Gipfel nutzt das Land Trumps Langmut mit autoritären Herrschern, um neue Kurzstreckenraketen zu testen und sein Atomwaffenarsenal auszubauen. Bereits im Juni schätzte ein Forschungszentrum der japanischen Nagasaki-Universität, dass Nordkorea seinen Bestand innerhalb eines Jahres von bis zu 20 auf bis zu 30 Atomsprengköpfe erhöht hat. Und diese Schätzung gilt noch als konservativ.

Zuletzt drohte Nordkorea den USA dann mit einem „Weihnachtsgeschenk“, wenn Trump das Ultimatum verstreichen lassen sollte. Daher spekulieren Nordkorea-Beobachter, dass das Land wieder Langstreckenraketen oder gar Atombomben testen könnte. Mit unabsehbaren Folgen: Nach der letzten Testserie im Jahr 2017 ließen Trump und Kim ihren schwelenden Konflikt bis an den Rand eines Krieges eskalieren. Aber es ist unklar, wie Trump dieses Mal reagieren würde. Denn durch die Treffen mit Kim hat er sein wirtschaftliches Druckpotenzial verspielt.

Kritik an Trumps Nordkorea-Politik wächst

Die internationale Sanktionsfront, die Nordkoreas Regime wirtschaftlich unter Druck setzte, ist inzwischen zerbrochen. Nicht nur versucht der US-Alliierte Südkorea, beide Länder aneinander anzunähern. Zudem lassen Nordkoreas Verbündete China und Russland nicht nur mehr Waren über ihre Grenze mit Nordkorea fließen. Sie haben in den Vereinten Nationen auch schon eine Lockerung der Sanktionen vorgeschlagen. Trump bliebe also nur Säbelrasseln oder Einlenken.

In den USA werden daher Stimmen lauter, die Trumps Schmusekurs mit Kim als gescheitert ansehen. Sogar sein geschasster ehemaliger nationaler Sicherheitsberater John Bolton griff Trump nun öffentlich an. „Die Vorstellung, dass wir maximalen Druck auf Nordkorea ausüben, ist unglücklicherweise nicht wahr“, warf der als Hardliner bekannte Bolton Trump in einem Interview mit dem Online-Newsdienst Axios vor.

Trumps Weigerung, Nordkoreas Atomprogramm zu akzeptieren, kritisierte er dabei als „rhetorische Politik“. Doch noch scheint Nordkorea still zu halten. Südkoreas Militär versicherte den Bürgern am Heiligabend, das man keine Bewegungen festgestellt habe, die auf bedeutende militärische Aktionen hindeuteten.

Japan und Südkorea suchen Dialog im Konflikt

Doch nicht nur trilateral sendeten die drei Länder Zeichen der Verhandlungsbereitschaft, auch in ihren bilateralen Treffen geben sie sich offen. China ist dabei wegen des Handelskriegs mit den USA besonders bemüht, die diplomatischen Krisen mit seinen Nachbarn zu entschärfen. Chinas Staatschef Xi Jinping und Japans Ministerpräsident Abe versicherten sich, die Beziehung ihrer Länder auf eine „neue Stufe“ heben zu wollen.

Mit ganz besonderer Spannung wurde allerdings ein Treffen zwischen Abe und Südkoreas Präsident Moon am Dienstag erwartet, beide eigentlich Alliierte der USA. Ein Streit über die Entschädigung für koreanische Zwangsarbeiter japanischer Konzerne während des zweiten Weltkriegs ist zu einem kleinen Handelskrieg zwischen beiden Ländern eskaliert. Denn Japan sieht in dieser Forderung einen Angriff auf den bilateralen Grundlagenvertrag von 1965. Nach japanischer Lesart sind mit dem alle Schadenersatzforderungen abgegolten worden.

Japan erschwerte daraufhin im Juli den Export von drei Chemikalien, die Südkorea für die Chip- und Displayproduktion braucht. In Korea wurde das als wirtschaftlicher Angriff aufgefasst. Es folgten ein Boykott japanischer Waren und die Drohung, aus einem bilateralen Abkommen zum Austausch militärischer Informationen auszusteigen.

Inzwischen deutet sich langsam eine Entspannung an: Japan lockerte vorige Woche die Exportkontrollen für ein Produkt ein klein wenig. In China drückten nun beide Seiten zu Beginn ihres Dialogs zudem den Willen aus, die Beziehungen zu verbessern.

Aber ein Weihnachtsgeschenk in Form einer wirklichen Lösung des Konflikts wäre eine große Überraschung. „Ich denke, dass es sich um eine kleine Deeskalation handelt, um die Beziehungen in volatilen Zeiten stabil zu halten“, meint der amerikanische Korea-Experte Mintaro Oba.