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Gut 70 Prozent der Metallbetriebe sind in Kurzarbeit – IAB erwartet mehr Arbeitslosigkeit

In der Metall- und Elektroindustrie hält sich der Stellenabbau dank Kurzarbeit noch in Grenzen. Dennoch droht ein deutlicher Anstieg der Arbeitslosenzahlen.

Für gut eine Million Arbeiter, die die IG Metall vertritt, ist derzeit Kurzarbeit derzeit für bis zu drei Monate geplant, bei größeren Betrieben noch länger. Foto: dpa
Für gut eine Million Arbeiter, die die IG Metall vertritt, ist derzeit Kurzarbeit derzeit für bis zu drei Monate geplant, bei größeren Betrieben noch länger. Foto: dpa

Sie ist die industrielle Schlüsselbranche Deutschlands: Wenn die Metall- und Elektroindustrie mit ihren rund vier Millionen Beschäftigten hustet, dann wird auch schnell auch der Rest der Volkswirtschaft krank. Und die Corona-Pandemie setzt den Metallbetrieben, die schon zuvor unter der konjunkturellen Abschwächung und dem Strukturwandel leiden musste, mächtig zu.

So haben 70,4 Prozent der Betriebe mit insgesamt gut zwei Millionen Beschäftigten Kurzarbeit für zumindest einen Teil ihrer Belegschaft angemeldet, teilte die IG Metall am Freitag unter Berufung auf eine eigene Umfrage der mit. Daran haben rund 5.000 Betriebe teilgenommen.

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Anfänglich hätten die Unternehmen noch mit dem Abbau von Arbeitszeitkonten oder Resturlaub reagiert, aber in den vergangenen zwei Wochen sei auch vermehrt Kurzarbeit beantragt worden, sagte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann.

In 27 Prozent der Betriebe herrscht derzeit „Kurzarbeit Null“, das heißt, rund eine halbe Million Beschäftigte haben momentan gar keine Arbeit mehr. 57 Prozent der Unternehmen haben die Arbeitszeit um mehr als 50 Prozent abgesenkt, hier sind rund eine Million Beschäftigte betroffen.

Für gut eine Million Metaller ist Kurzarbeit derzeit für bis zu drei Monate geplant, in Betrieben mit knapp 718.000 Beschäftigten wird erwartet, dass die Kurzarbeit länger als drei Monate andauert.

In ihrem Tarifabschluss vom März hatten Arbeitgeber und IG Metall einen Notfallfonds vereinbart, aus dem Unternehmen das gesetzliche Kurzarbeitergeld aufstocken können. Pro Arbeitnehmer zahlen die Arbeitgeber 350 Euro ein, nur in Baden-Württemberg gilt eine großzügigere Regelung.

Schwerste Rezession der Nachkriegsgeschichte steht bevor

Im Interview mit dem Handelsblatt hatte Hofmann erklärt, dass die 350 Euro nur ausreichen, um das gesetzliche Kurzarbeitergeld von 60 Prozent des Nettolohns ungefähr zwei Monate lang auf 80 Prozent aufzustocken. In knapp 40 Prozent der Betriebe gibt es gar keine tarifliche oder betriebliche Aufstockung des Kurzarbeitergelds.

Die IG Metall hatte sich deshalb zusammen mit den anderen Gewerkschaften massiv für eine generelle Aufstockung des gesetzlichen Kurzarbeitergelds auf 80 Prozent eingesetzt. Nach dem Beschluss des Koalitionsausschusses soll die aus Beitragsmitteln finanzierte Leistung künftig ab dem vierten Monat der Bezugsdauer 70 Prozent und ab dem siebten Monat 80 Prozent betragen.

Für Arbeitnehmer mit Kindern, die derzeit 67 Prozent erhalten, sollen es dann 77 beziehungsweise 87 Prozent sein. Aber nur, wenn bei den Beschäftigten mindestens die Hälfte der regulären Arbeitszeit ausfällt.

Hoffnung macht der IG Metall aber die schrittweise Öffnung der Vertriebswege, etwa der Auto- oder auch Möbelhäuser. Dies könnte einen Rückgang der Kurzarbeit etwa im Kfz-Handwerk oder in der Textil- und Möbelindustrie zur Folge haben.

Laut Hofmann hat die Kurzarbeit bisher größere Stellenstreichungen in der Metall- und Elektroindustrie verhindert. Von einem Abbau der Stammbelegschaft berichte nur ein kleiner Teil der Unternehmen, aber dies sei nur eine „Momentaufnahme“. Dafür sind inzwischen aber 37,5 Prozent der Leiharbeiter abgemeldet worden. Auch Werkverträge würden gekündigt und befristete Verträge nicht verlängert, sagte der IG-Metall-Chef.

Wie stark die Coronakrise den Arbeitsmarkt auch abseits der Metall- und Elektroindustrie trifft, zeigt die aktuelle Vorausschau, die das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) am Freitag vorgelegt hat.

Die Denkfabrik der Bundesagentur für Arbeit (BA) geht davon aus, dass Deutschland in die schwerste Rezession der Nachkriegsgeschichte stürzt – mit entsprechenden Folgen für die Beschäftigungsentwicklung.

Mehr als eine halbe Million Arbeitslose im Vergleich zum Vorjahr erwartet

Die Nürnberger Forscher gehen davon aus, dass der seit Mitte März anhaltende nahezu vollkommene Ausfall der Wirtschaftstätigkeit in vielen Bereichen sich erst Schritt für Schritt bis zum Jahresende normalisieren wird. Beim Konsum erwarten sie wegen breiter Einkommensrückgänge etwa durch Kurzarbeit ebenso eine nur langsame Erholung, ähnlich wie bei den Investitionen oder dem Welthandel.

Unter diesen Voraussetzungen könnte das Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr insgesamt um 8,4 Prozent zurückgehen, im zweiten Quartal sogar um 14,6 Prozent, schreibt das IAB. In der Folge wird die Zahl der Erwerbstätigen der Vorausschau zufolge in den kommenden Monaten um rund eine Million Personen sinken. Darunter seien auch etliche hunderttausend Minijobber, die nicht von der Kurzarbeitsregelung profitieren.

Im Zuge der angenommenen schrittweisen Normalisierung der Wirtschaftstätigkeit mache die Erwerbstätigkeit im späteren Jahresverlauf wieder mehr als die Hälfte der vorherigen Rückgänge wett, so dass sich unter dem Strich bei der Zahl der Erwerbstätigen im Jahresdurchschnitt ein Minus von 470.000 ergibt.

Die Zahl der Arbeitslosen wird nach IAB-Einschätzung in den nächsten Monaten auf mehr als drei Millionen steigen, dann aber bis zum Jahresende wieder sinken. Im Jahresdurchschnitt erwartet das IAB 520.000 mehr Arbeitslose als im Vorjahr.

Deutlich schlimmer könnte sich die Lage aber entwickeln, wenn sich die globale Rezession zu einer systemischen Krise auswachse. „Dabei würden immense und langanhaltende Schäden in der Real- und Finanzwirtschaft entstehen“, schreiben die Forscher.