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So wappnet sich die Post für den Versand im wachsenden Online-Handel

Das Geschäft mit Warensendungen aus dem Ausland wächst kräftig. Also muss die Post investieren – mit Risiko: Denn Prognosen sind kaum zu treffen.

Die typischen gelben Postkisten reichen längst nicht mehr: Im Internationalen Postzentrum (IPZ) sind meterhohe Pappkartons, gefüllt bis zum Rand mit großen Plastikumschlägen, hinzugekommen. Darin landen täglich 500.000 bis 600.000 Warensendungen, die Kunden online aus dem Ausland bestellt haben und die vom IPZ in Frankfurt aus an ihre Empfänger weitergeleitet werden.

Und es werden immer mehr. „Wir hatten in den vergangenen Jahren eine Steigerungsrate von mehr als 30 Prozent in dem Bereich“, sagt Leiter Martin Wolf. Das erklärt, warum sich das IPZ inzwischen fast ausschließlich auf diese Sendungen konzentriert, vor allem von Online-Händlern aus Asien.

Der E-Commerce bestimmt die Arbeit im IPZ maßgeblich. 2017 ist die Zahl der Warensendungen aus dem Ausland, die im IPZ und der dazugehörigen Außenstelle in Niederaula bearbeitet werden, im Vergleich zum Vorjahr um 33 Prozent gestiegen. 2018 war es immerhin noch ein Plus von 25 Prozent gegenüber 2017.

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Wolf wagt aber nur eine vorsichtige Prognose zur Entwicklung des Geschäfts: Für das laufende Jahr rechnet er mit „einem leichten Plus von fünf Prozent, wenn es gut läuft“. Die Entwicklung wird sich auch in den kommenden Jahren schwer voraussagen lassen.

Das liegt unter anderem daran, dass die EU eine bisherige Ausnahme aufhebt: So muss ab 2021 auch auf Warensendungen unter einem Wert von 22 Euro die Einfuhrumsatzsteuer gezahlt werden. In Deutschland sind das 19 Prozent. Da das bisher noch nicht der Fall ist, deklarieren Betrüger Warenwerte oft falsch, um Zahlungen zu umgehen.

„Ob sich das Sendungsvolumen dadurch verringern könnte, darüber kann man zum jetzigen Zeitpunkt nur spekulieren“, sagt Jürgen Wamser, stellvertretender Pressesprecher der Generalzolldirektion. IPZ-Leiter Wolf kann sich das durchaus vorstellen.

Denn wenn auch Online-Händler aus Nicht-EU-Ländern wie China in Deutschland Umsatzsteuer auf ihre weniger wertvollen Waren zahlen, könne es sein, dass sich das im Vergleich zum Kauf bei einem deutschen Händler für Kunden gar nicht mehr so stark rechne wie derzeit.

Warenstrom über Großbritannien könnte einbrechen

Zudem ist es für die Post schwer, die Auswirkungen des Brexits auf das Geschäft mit den Warensendungen aus dem Online-Handel vorherzusagen. 900 zusätzliche Mitarbeiter stellt der Zoll wegen des Austritts Großbritanniens aus der EU in diesem Jahr ein, vor allem, um die besonders betroffenen Hauptzollämter in Hamburg, Leipzig und Frankfurt zu unterstützen.

Der größte Import-Strom an E-Commerce-Sendungen über Europa nach Deutschland komme aus Großbritannien, so Wolf: „Wir rechnen damit, dass dieser Strom nach dem Brexit um die Hälfte einbrechen wird.“

Großbritannien habe eine Brückenkopf-Funktion, sei eine Art Umschlagplatz für Warensendungen nach Europa aus aller Welt. Das heißt: Am Flughafen Heathrow in London landen derzeit noch viele Sendungen, die zum Beispiel aus Asien nach Europa gehen.

Wenn es sogar auf einen Brexit ohne Deal hinausläuft, wird Ware aus Großbritannien in Europa genau wie aus den USA oder Australien als Drittware behandelt. Wolf und Wamser sind sich einig: Derzeit sei noch schwer vorherzusehen, wo Ware, für die das Vereinigte Königreich bis zum Brexit als Drehkreuz fungiert, in Zukunft umgeschlagen wird.

Frankfurt könnte dieses Drehkreuz werden: Zwar werden Warensendungen aus Großbritannien derzeit nicht im IPZ bearbeitet, sondern im Postzentrum in Köln-West. Das geht aber nur, weil nichts verzollt werden muss. Nach einem harten Brexit müssten die Sendungen in Frankfurt bearbeitet werden. Denn dort arbeitet der Zoll eng mit dem IPZ zusammen, in Köln ist das nicht der Fall.

Donald Trump wettert gegen Weltpostabkommen

Nicht nur die Folgen eines harten oder weichen Brexits sind schwer einzuplanen, auch Donald Trumps Pläne wirken sich auf die Deutsche Post aus: Denn der US-Präsident will das Weltpostabkommen aufkündigen. Das regelt bereits seit 1874 die Zusammenarbeit der Postbehörden von 192 Staaten.

Darunter fallen auch die Entgelte, die sich die Postgesellschaften gegenseitig für das Austragen von Sendungen in anderen Ländern zahlen. Entwicklungs- und Schwellenländer zahlen weniger – auch China, was Donald Trump stört.

Sollten die USA im Oktober das Abkommen tatsächlich einseitig aufkündigen, wäre auch die Deutsche Post nicht mehr verpflichtet, Postsendungen in die USA auszuliefern. Die US-Post müsste dann mit jedem Land individuelle Absprachen treffen. „Wie das funktionieren soll, weiß niemand“, sagt Wolf. Viele weltpolitische Unwägbarkeiten also, die auch die Post betreffen. „Die postalische Situation spiegelt immer auch die politische wider“, sagt Wolf.

Doch egal, wie sich die Lage entwickelt – mit einer Option plant Wolf nicht: Dass die Zahl der Warensendungen, die das IPZ bearbeitet, sinken wird.

Gerade hat das IPZ in eine neue Maschine investiert, mit der ab September mit 16.000 Sendungen pro Stunde deutlich mehr sortiert werden können als bisher – egal, ob sie jeweils nur 20 Gramm oder fünf Kilogramm schwer sind. Gut zehn Millionen Euro kostet die Maschine, in knapp drei Jahren soll sie sich rechnen. Höchstens sieben bis neun Personen müssen sie bedienen.

Bisher hat das IPZ zwei Maschinen, an denen insgesamt 36 Personen arbeiten. Die neue Maschine wird genauso viel schaffen wie beiden alten zusammen. „Das ist die modernste Maschine, mit der man E-Commerce machen kann“, so Wolf.

Noch ist das Geschäft mit Warensendungen aus dem Ausland das wichtigste Geschäft für das Internationale Postzentrum. Doch immer wieder wird sich die Post auf neue politische Entwicklungen einstellen müssen, deren Auswirkungen sich nicht absehen lassen.