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Diese Dax-Konzerne sind besonders tolerant bei der geschlechtlichen Identität

Ein Ranking zeigt, wie offen Unternehmen gegenüber nicht-heterosexuellen Mitarbeitern sind. Die Spitzenreiter gehören zu den innovativsten Konzernen der Welt.

Unternehmen, die sich an solchen Veranstaltungen beteiligen, punkten im Ranking von Uhlala. Foto: dpa
Unternehmen, die sich an solchen Veranstaltungen beteiligen, punkten im Ranking von Uhlala. Foto: dpa

Es gibt Unternehmen, die sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität als reine Privatsache ansehen. Bei SAP ist das anders. Der Softwarekonzern, der schon oft für seine Personalarbeit und Bemühungen um Vielfalt in der Belegschaft ausgezeichnet wurde, liegt auch bei diesem Thema vorn.

SAP führt das Ranking für Offenheit gegenüber lesbischen, schwulen, bi- und transsexuellen sowie intergeschlechtlichen Mitarbeitern (Abkürzung aus dem Englischen: LGBTI) an, das die Uhlala-Gruppe erstmals erstellt hat. Die Ergebnisse, die an diesem Mittwochmittag in Berlin vorgestellt werden, liegen dem Handelsblatt vorab vor.

Umfrage bei 30 Unternehmen

Das Berliner Unternehmen Uhlala setzt sich seit mehr als zehn Jahren mit Projekten, Workshops, Diversity-Beratung und Events für Offenheit und Chancengleichheit in Bezug auf Menschen mit LGBTI- Hintergrund ein. Das Unternehmen selbst bezeichnet die Personengruppe dabei als „LGBT+“. Der „Dax 30 LGBT+ Diversity Index“ basiert auf einer detaillierten Umfrage, die Uhlala in den vergangenen Monaten erarbeitet und bei den 30 Dax-Konzernen erstellt hat.

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Es ging etwa darum, ob die Konzerne entsprechende Netzwerke im Unternehmen finanziell fördern, ob die Führungskräfte spezielle Schulungen zum Thema LGBTI erhalten, ob das Thema expliziter Bestandteil der Diversity-Policy ist. Letzteres ist immerhin bei acht Konzernen nicht der Fall – wohingegen alle Unternehmen bis auf das Schlusslicht Wirecard zumindest auf ihrer Website auf das Thema eingehen.

Auffällig ist, dass die fünf bestplatzierten Konzerne des Rankings – neben SAP sind das Allianz, Siemens, Bayer und Daimler – laut Innovationsindex 2019 der Boston Consulting Group zu den 50 weltweit innovativsten Unternehmen gehören.

Innovationsfähig bleiben

Mit Blick auf den allgegenwärtigen Fachkräftemangel stelle sich die Frage, „inwiefern Arbeitgeber, die sich nicht für eine offene Unternehmenskultur gegenüber LGBT+ einsetzen, auch in Zukunft innovationsfähig bleiben können“, meint Stuart Cameron, Uhlala-Gründer und Initiator der Umfrage. Er zeigte sich auch darüber „überrascht, welche unterschiedlichen Prioritäten die Dax-Konzerne Maßnahmen für LGBT+ einräumen“.

Cameron sieht besonders in den Bereichen „Schulungen für Mitarbeitende“ und „Nutzung einer inklusiven Sprache“ Nachholbedarf für Unternehmen: Weniger als die Hälfte der untersuchten Konzerne setze hier Projekte um. Auch die Bedürfnisse von transsexuellen Mitarbeitern würden oft nicht berücksichtigt: Bei lediglich 13 Konzernen sei es etwa bei einem Wechsel der Geschlechterrolle möglich, den Vornamen zu ändern, bevor man die offizielle Personenstandsänderung bei den Behörden umgesetzt habe.

Acht Unternehmen verzichteten auf Beantwortung des Fragebogens, woraufhin Uhlala – wie angekündigt – mit öffentlich zugänglichen Daten arbeitete. Diese können unvollständig sein. So finden sich die betreffenden Konzerne – darunter auch die eigentlich für ihre fortschrittliche Personalpolitik bekannte Deutsche Telekom AG – allesamt am Ende des Rankings wieder.

SAP allein erreicht die volle Punktzahl

Einige Konzerne lassen unkommentiert, warum sie nicht geantwortet haben. Der Immobilienkonzern Vonovia zum Beispiel gibt an, seine Antworten zu spät für die Auswertung abgegeben zu haben. Grundsätzlich bekenne man sich zu Vielfalt im Unternehmen. Wirecard wiederum gibt an, dass Diversität „einer unserer zentralen Grundwerte“ sei, man aber als noch sehr junges Dax-Mitglied noch „mitten im Aufbau unserer LGBTI-Strukturen“ stecke.

Bei den insgesamt zehn Rubriken, für die Uhlala jeweils zehn Punkte vergab, hat SAP hat als einziger Konzern die volle Punktzahl erreicht. Man sei „sehr stolz, auf Platz ein des Index‘ gelistet zu sein“, sagt Ernesto Marinelli, globaler Personalleiter des Vorstandsbereichs Vertrieb. Der Manager, der selbst mit einem Mann verheiratet ist und kürzlich auf Platz zehn der Top 100 geouteten Führungskräfte in Deutschland gewählt wurde, betont: „Eine Kultur der Inklusion gehört zur DNA von SAP.“

Bei SAP zeigt sich, wie Förderung von Chancengleichheit für LGBTI-Menschen zu einer selbstverständlichen Facette des Diversity-Managements wird. Der Dax-Konzern ist Vorreiter bei der Förderung von Vereinbarkeit von Beruf und Familie, seien es Kinder oder Pflegefälle. Es gibt ein Netzwerk für Veganer, der Konzern wirbt um autistische Talente, sticht heraus bei Flüchtlingsinitiativen und integriert Menschen mit Behinderungen.

SAP gelingt auch die Förderung von Frauen in Führungspositionen: Mit Jennifer Morgan wurde im Oktober die erste Frau auf einen Dax-Chefposten befördert.

Dabei geht es SAP und den anderen Konzernen, die sich in dem aktuellen Uhlala-Ranking hervortun, nicht um Image-Kampagnen oder die Förderung des Zeitgeists wegen. Ein Bewusstsein für die Rolle und die potenzielle Diskriminierung von homo-, bi- trans- oder intersexuellen Menschen zu schaffen, ist – nicht nur mit Blick auf den Fachkräftemangel – unternehmensrelevant.

So zeigte eine Studie der Boston Consulting Group von Anfang des Jahres: Nur gut jedes dritte LGBTI-Talent in Deutschland traut sich, gegenüber Arbeitskollegen die sexuelle Orientierung offenzulegen. Jeder vierte Befragte sah in einem Coming Out im Job eine Karrierefalle. Fast jeder vierte gab an, im Gespräch mit Vorgesetzten über die sexuelle Orientierung zu lügen.

Konzentration auf gemeinsame Ziele

Gleichzeitig zeigen andere Studien, dass ein Doppelleben bis zu 20 Prozent der Kraft und Effizienz kostet. „Das ist Potenzial, das Unternehmen verloren geht“, sagte kürzlich Matthias Weber, Postbank-Manager und Vorstandsvorsitzender des Völklinger Kreises, des Netzwerks schwuler Führungskräfte und Selbstständiger.

SAP-Manager Marinelli, der einst seinen Mann beim Studium in Würzburg kennengelernt hat, schrieb einmal selbst in einem Beitrag auf seiner Profilseite beim Berufsnetzwerk LinkedIn über seinen persönlichen Bezug zu Diversity und Förderung von LGBTI-Talenten: Er lebe sei etwa 30 Jahren als Italiener in Deutschland, arbeite als Mann in einem von Frauen dominierten Geschäftsbereich und sei schwul – er wisse, wie es sei, zur Minderheit zu gehören, und er wisse, wie sich Diskriminierung anfühle.

Er wolle aufgeschlossen sein für die Bedürfnisse aller Kollegen. Aber: „Wie steigern unsere Leistung nicht, indem wir unsere Unterschiede herausstellen.“ Es gehe darum, sich auf gemeinsame Ziele zu konzentrieren – und sicherzustellen, dass alle Menschen die gleiche Chance erhalten, auf der Arbeit ihr Bestes zu geben.

Heute sagt er das so: „Bei SAP sollen sich alle Kolleginnen und Kollegen pudelwohl fühlen können. Das bedeutet auch, dass wir alle unser volles Potenzial ausschöpfen und so mit Freude und Zufriedenheit arbeiten.“

Mehr: „Es gibt die schwulen Dax-Vorstände“, sagt der Postbank-Manager und Vorstand des Völklinger Kreises, Matthias Weber.