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Deutschland führend - bei Problemfirmen: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Christoph Rauwald über ein kaum beachtetes deutsches Krisensymptom. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages täglich direkt in ihre Mailbox.

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Finanzen in Not

An durchwachsenen Nachrichten für den Standort Deutschland mangelt es derzeit wahrlich nicht. Die Wirtschaft stagniert, der wichtige Absatzmarkt China schwächelt und die Energiepreise bleiben hoch. Manche Unternehmen investieren derzeit lieber in den USA, wo üppige Subventionen locken. Und zwischendurch wird alle paar Tage irgendwo in Deutschland gestreikt oder werden Straßen blockiert, weil man aus unterschiedlichen Gründen auf die Ampelkoalition sauer ist.

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Zu diesen bekannten Widrigkeiten gesellt sich nun ein Thema, das in der breiten Öffentlichkeit bisher kaum Beachtung gefunden hat: eine Finanzklemme, die sich langsam durch Branchen wie Immobilien, Bau und Einzelhandel frisst. Nach Daten von Bloomberg sind hierzulande mehr als 12,6 Milliarden Euro an ausgegebenen Krediten und Unternehmensanleihen notleidend. Das ist 13 Mal mehr als in Italien.

Laut einer Studie der Unternehmensberatung Alvarez & Marsal sind in Deutschland derzeit rund 15 % der Unternehmen in Schwierigkeiten. Das ist die höchste Quote in Europa. Daher macht sich hierzulande zunehmend die Devise Survive ‘Til ‘25 breit, verbunden mit der Hoffnung, dass dann die Finanzierungskosten durch niedrigere Zinsen wieder günstiger werden könnten.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Stephan Kahl, Verena Sepp und Alexander Kell: Kurs-Akrobatik, hätten Sie 6 Milliarden?, locker durch den Winter, Deka auf Schnäppchenjagd, und Novo schockt CEOs.

Kurs-Kapriolen

Kauflaune besteht in China gerade nicht. Der Auftragseingang von Siemens stagnierte deshalb im ersten Quartal 2024, wobei die schwache chinesische Nachfrage im Bereich Fabrikautomation andere Zuwächse zunichtemachte. Das Industriegeschäft erzielte 2,72 Milliarden Euro — ein Q1-Rekord. Am Ausblick für 2024 hält Siemens fest, die Aktie bewegte sich kaum. 13% sackten hingegen Maersk ab, nachdem die Reederei aus Kopenhagen warnte, dass sich der Markt im Laufe des Jahres abkühlen wird, sobald der Preisschub durch den Konflikt im Roten Meer nachlässt. Der aktuelle Höhenflug täusche über das ansonsten schwache Umfeld hinweg, schon im November hatte Maersk 10.000 Jobstreichungen angekündigt. Bei Adyen übertraf dank höherer Verbraucherausgaben der Nettoumsatz von 887 Millionen Euro im zweiten Halbjahr die Erwartungen der Analysten. Knapp 20% schoss das Papier in die Höhe. Ein Comeback, nachdem der Amsterdamer Zahlungsriese im vergangenen Jahr einen Rekordumsatzrückgang hinnehmen mussten, der zu einem Einbruch der Aktie geführt hatte.

Hätten Sie 6 Milliarden?

Die Londoner BC Partners, die australische Macquarie, das jetzige Konsortium aus der schweizerischen Partners Group sowie zwei kanadischen Pensionsfonds: Der Ablesedienstleister Techem hatte schon viele Besitzer, seit das Familienunternehmen Mitte der 1990er Jahre ins Visier von Finanzinvestoren geriet. Bei der aktuellen Käufersuche ist dem Private-Equity-Haus aus Zug nun der Favorit abgesprungen. Der New Yorker KKR war die kolportierte Preisvorstellung von 8 Milliarden Euro offenbar zu teuer. Inzwischen, so heißt es, wäre man auch mit zwei Milliarden Euro weniger zufrieden für den Eschborner Spezialisten für die Erfassung von Wasser- und Wärmeverbrauch in Mehrfamilienhäusern. Kann man sich mit anderen Interessenten nicht einigen, könnte der einstige MDax-Wert auch wieder an die Börse kommen. Zum Firmengeschäft gehören dabei mittlerweile nicht nur heimwärts funkende Digitalgeräte, sondern auch Komplettlösungen für E-Auto-Ladestationen.

Locker durch den Winter

Nach dem Wegfall des Großteils der russischen Erdgaslieferungen bleibt Europa anfällig für Lieferengpässe, dürfte aber den zu Ende gehenden Winter dank hoher Lagerbestände gut überstehen. Der aufgrund der schwachen Konjunktur verhaltene Gasverbrauch der Industrie und die zunehmende Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen dürften die Preise vorerst niedrig halten. Derzeit schwanken die Benchmark-Futures um 28 Euro pro Megawattstunde, im Oktober waren es noch über 50 Euro. Um vom volatilen Kassamarkt für Flüssigerdgas wegzukommen, soll auch Pipeline-Gas aus Nordafrika beschafft werden. Der Leipziger Gasimporteur VNG hat Kreisen zufolge einen Vertrag über Lieferungen des staatlichen algerischen Energieriesen Sonatrach unterzeichnet. Wie zu hören ist, ist dies der erste deutsche Gashändler mit einer solchen Vereinbarung. Das nordafrikanische Land erreicht im Freiheits-Ranking der NGO Freedom House 32 von 100 Punkten, die Regierung wird von Amnesty International dafür kritisiert, “jede Form von Dissens” im Keim zu ersticken. VNG-Chef Heitmüller tourt mit Wirtschaftsminister Habeck diese Woche durch Algerien.

Deka auf Schnäppchenjagd

Für solvente Immobilienkäufer könnten die Zeiten kaum besser sein. Die Preise sind in vielen Bereichen deutlich gesunken, ausgelöst von hohen Zinsen und teilweise dem Trend zum Homeoffice. In Deutschland etwa liegen die Preise für Gewerbeobjeke rund 12% unter ihrem Hoch von 2022. Am Markt winken also Schnäppchen. Das klingt auch in Äußerungen von Matthias Danne durch, dem Asset-Management-Vorstand der DekaBank. Seine Fonds wollen das Jahr 2024 nutzen, um “attraktive Immobilien günstiger zu kaufen“, wie er heute bei der Vorlage von Jahreszahlen für das Immobiliengeschäft sagte. Auch Michael Bütter, Leiter von Union Investment Real Estate, hatte vor kurzem gegenüber Bloomberg Zukäufe signalisiert, vor allem bei Logistik und Wohnen. Danne zufolge verfügen die Fonds seines Hauses über genügend Liquidität. Das liegt zum Teil wohl auch daran, dass sich Privatinvestoren vom Einbruch am Immobilienmarkt offenbar recht unbeeindruckt zeigen. Die Offenen Immobilienfonds für diese Deka-Kundengruppe verzeichneten im Jahr 2023 Nettozuflüsse in Höhe von 1,2 Milliarden Euro. Dieser Trend setze sich 2024 fort, hieß es.

Novo schockt CEOs

Ob Hersteller von Snacks oder Knieimplantaten: Die Appetitzügler von Novo Nordisk versetzen branchenübergreifend Topmanager in Angst und Schrecken — und die melden sich jetzt beim dänischen Pharmakonzern, um sich Rat zu holen. “Einige CEOs von Lebensmittelunternehmen haben mich angerufen”, sagte Novo-Chef Lars Fruergaard Jørgensen bei einer Diskussion in New York, ohne Namen zu nennen. “Sie haben Angst davor.” Bislang wurden die Auswirkungen von Wegovy und Ozempic durch die Schwierigkeiten von Novo, die Nachfrage zu befriedigen, abgeschwächt. Jørgensen wies darauf hin, dass die 11 Milliarden Dollar teure Übernahme von drei Catalent-Fabriken der Schlüssel zur Steigerung der Novo-Produktion sei. Die Transaktion ist so groß, dass sie den Wechselkurs der dänischen Krone beeinflusst hat. Seit Dezember ist mit Zepbound ein neues Konkurrenzprodukt von Eli Lilly auf dem Markt für Medikamente zur Gewichtsreduktion, der laut BI bis 2030 ein Volumen von 80 Milliarden Dollar erreichen könnte. Trotz periodischer Engpässe könnte sich der Wegovy-Umsatz in diesem Jahr laut BI annähernd verdoppeln.

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