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Die Krise der deutschen Industrie bremst das Wachstum aus

Die deutsche Wirtschaft wächst zwar noch – aber nur sehr langsam. Mit Blick auf die neusten Konjunkturdaten sind Ökonomen auch für 2020 skeptisch.

Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im Jahr 2019 preisbereinigt nur um 0,6 Prozent gewachsen, nach 1,5 Prozent im Vorjahr und 2,5 Prozent im Jahr 2017. Das teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch in erster Schätzung mit. Die Zahl bestätigt die vorherrschenden Erwartungen von Ökonomen. Es ist das niedrigste Wachstum seit sechs Jahren. Pro Einwohner gerechnet stagnierte die nominale Wirtschaftsleistung annähernd bei 41.345 Euro. Je Beschäftigten gerechnet sank sie sogar um 0,3 Prozent.

Gemessen am reinen Zahlenwerk kommt die deutsche Volkswirtschaft im Jahr 2019 „mit einem blauen Auge davon“, kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank Group, die Daten. Laut Gitzel hätte es auch schlimmer kommen können.

Haupttreiber des bescheidenen Wachstums war der Konsum. Die privaten und die staatlichen Konsumausgaben stiegen preisbereinigt mit 1,6 Prozent und 2,5 Prozent stärker als im Vorjahr und stärker als die gesamte Wirtschaftsleistung. Der private Konsum profitierte von einem Anstieg der Beschäftigung und der Löhne, der Staatskonsum von den hohen Steuereinnahmen aufgrund der bis 2018 guten Konjunktur.

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Der Beschäftigungsaufbau ist zuletzt jedoch zum Stillstand gekommen und die Lohnsteigerungen, die von langfristigen Tarifverträgen der Vergangenheit profitierten, dürften ebenfalls nachlassen. Auch die Bauinvestitionen, insbesondere im Wohnungsbau, trieben die Konjunktur an, während die Investitionen der Unternehmen in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge nur um magere 0,4 Prozent zulegten. Gebremst wurde das Wirtschaftswachstum vor allem von der seit langem kriselnden Industrie.

Die Wirtschaftsleistung im Verarbeitenden Gewerbe ging um 3,6 Prozent zurück. Insbesondere die schwache Produktion in der Automobilindustrie habe zu diesem Rückgang beigetragen, erklärte das Statistikamt. Die um 1,7 Prozent gestiegenen Exporte wurden deshalb in beträchtlichem Maß durch den Abbau von Lagerbeständen bewerkstelligt. Das stellt bei der Berechnung des BIP einen Abzugsposten dar, der 2019 mit 0,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ungewöhnlich hoch ausfiel.

Importe legen stärker zu als Exporte

Da die Exporte weniger expandierten als im Vorjahr – und auch etwas weniger als die Importe –, bremste der Außenhandel das Wachstum. Die Exporte haben 2019 unter der Schwäche des Welthandels gelitten, die nicht zuletzt vom Handelskrieg zwischen den USA und China ausgelöst wurde.

Zwar haben die USA und China jüngst ein Teilabkommen zur Vermeidung weiterer Zollerhöhungen geschlossen. Die bereits in Kraft gesetzten Zölle und Gegenzölle und die Zollstreitigkeiten der USA mit Europa dürften den Welthandel aber weiter belasten. Dadurch investieren die Unternehmen auch zurückhaltender. Der Autobranche machen neben der nachlassenden weltweiten Nachfrage auch der Trend zum Elektroauto und die Dieselkrise zu schaffen.

Auch der Unsicherheitsindex, den das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) auf Basis einer Umfrage unter Unternehmen erstellt hat, zeigt die negative Stimmung. So lag der Index am Jahresende nahe am Rekordwert vom Herbst 2008, als die Finanzkrise ausbrach.

Die Verunsicherung steigt schon seit Herbst 2017 fast kontinuierlich. 2019 setzte sich die Entwicklung fort, insbesondere weil geopolitische Krisen die Geschäfte der Unternehmen verhagelten. Gerade vergangenen Herbst ging der Anteil der Optimisten deutlich zurück und die Zahl der Pessimisten nahm zu.

Besonders groß ist die Unsicherheit dem Index zufolge in der Industrie. Dies dürfte daran liegen, dass das Verarbeitende Gewerbe aufgrund ihrer hohen Weltmarktorientierung besonders stärker globalen Risiken ausgesetzt ist als Dienstleister und Baufirmen, die oftmals eher regional tätig sind.

Nach vorherrschender Ansicht der Ökonomen stehen die Chancen auf eine starke Konjunkturbelebung im laufenden Jahr daher nicht gut. So prognostizieren die Volkswirte der Allianz in einer aktuellen Analyse auch für 2020 ein Wachstum von nur 0,6 Prozent, das sich erst 2021 mit 1,1 Prozent wieder seinem längerfristigen Durchschnitt annähert. Die hohe Abhängigkeit der exportorientierten deutschen Wirtschaft vom weiterhin lahmenden Welthandel und die Spezialprobleme der Automobilindustrie identifizieren sie als wichtigste Bremsfaktoren.

Der Sachverständigenrat zu Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ging in seinem November-Gutachten von einem etwas höheren Wachstum von 0,9 Prozent aus. Für die Wirtschaftsweisen „lastet insbesondere die schwache Entwicklung der Ausrüstungsinvestitionen und der Ausfuhren auf dem Wachstum“. Wie die Allianz-Volkswirte gehen sie davon aus, dass der Konsum weiterhin positive Wachstumsbeiträge bringen werde.