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Deutsche Unternehmen sind nicht gerüstet für globale Krisen

Handelskonflikte bedrohen die Weltwirtschaft. Deutsche Unternehmen sind auf die politischen Zerwürfnisse nicht ausreichend vorbereitet, zeigt eine große KPMG-Studie.

Keiner kann sagen, er hätte es nicht wissen können. Schon Anfang des Jahres warnte der Global Risks Report des World Economic Forum eindringlich vor den Folgen der weltpolitischen Spannungen. Sieben der zehn größten Risiken, die sich den Erwartungen zufolge 2019 noch verschärfen werden, so hieß es dort, hängen mit dem politischen Umfeld zusammen. 91 Prozent der befragten Unternehmen erwarteten schon damals, dass die wirtschaftlichen Konfrontationen zwischen den großen Wirtschaftsmächten im Jahr 2019 weiter an Schärfe gewinnen werden.

Seitdem vergeht kein Tag, an dem dieser Befund nicht bestätigt würde. Sei es der Handelsstreit zwischen den USA und China, die Befürchtung eines ungeregelten Brexits oder die Angst vor einer Eskalation im Nahen Osten – die politischen Krisenherde beherrschen die Schlagzeilen.

Viele deutsche Unternehmen scheinen allerdings zu glauben, dass diese Risiken ihr Geschäft nicht entscheidend bedrohen werden. Das zeigt der „Future Readiness Index“, den die Unternehmensberatung KPMG am Donnerstag veröffentlicht und der dem Handelsblatt vorab vorliegt. Die Umfrage unter 600 Unternehmen mit einem Umsatz von zusammen 350 Milliarden Euro ergab, dass die Anpassung an internationale Krisen und Konflikte bei ihren Investitionsentscheidungen nur eine ganz untergeordnete Rolle spielt.

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Exportstimmung ist schlecht

„Aus unserer Sicht unterschätzen die Unternehmen den notwendigen Handlungsbedarf gegenüber den sich schnell wandelnden Rahmenbedingungen in der Weltwirtschaft“, warnt KPMG-Vorstand Mattias Schmelzer. Dabei bestehe bei vielen befragten Unternehmen durchaus die Einsicht, dass man bei der Anpassungsfähigkeit an weltwirtschaftliche Veränderungen besser aufgestellt sein könnte, so Schmelzer. Doch führe das anscheinend noch nicht zu einem erhöhten Handlungsdruck.

Manche Konzernlenker haben schon öffentlich eingeräumt, dass sie in der Beurteilung der Risiken falsch gelegen haben. So sagte BASF-Chef Martin Brudermüller jüngst im Interview mit dem Handelsblatt: „Aus vielen Gesprächen mit Experten hatten wir die Erwartung mitgenommen, dass sich Amerikaner und Chinesen im Handelsstreit relativ schnell einigen würden, was bis heute nicht geschehen ist.“ Seine Erkenntnis aus dieser Erfahrung: „Natürlich gibt es immer geopolitische Konflikte. Aber im Moment sind sie so ausgeprägt wie schon lange nicht mehr.“

Das schlägt sich aktuell auch im Barometer für die Exporterwartungen der Industrie des Ifo-Instituts nieder, das im September um 2,9 auf minus 5,2 Punkte fiel. Die Stimmung unter den deutschen Exporteuren ist damit so schlecht wie seit der weltweiten Finanzkrise 2009 nicht mehr. Besonders eingetrübt sind die Erwartungen in der chemischen Industrie. „Ein Grund hierfür war die angespannte Situation im Nahen Osten“, erklärte Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Dass die Optimisten in der Wirtschaft auf dem Rückzug sind, belegt auch der Future Readiness Index von KPMG. So blicken nur noch 58 Prozent der befragten Unternehmen optimistisch in die Zukunft. Im Jahr zuvor waren es noch 68 Prozent.

Denn kein Unternehmen kann sich mehr von den weltpolitischen Risiken abkapseln. „Wer nicht schnell genug auf Entwicklungen reagiert oder, besser noch, sie antizipiert, verliert den Anschluss“, sagt KPMG-Vorstand Schmelzer. Die Auswirkung beispielsweise von Handelskonflikten oder Exportzöllen auf international verflochtene Lieferketten könnte massiv sein, heißt es in der Studie. Unternehmen liefen Gefahr, von diesen Entwicklungen überrascht und überrollt zu werden.

Exemplarisch erfährt das gerade die Autoindustrie. Die von den USA ausgehenden Handelskriege mit der EU und China und die Aussicht auf einen harten Brexit drücken die Nachfrage. Das wiederum dämpft die Aussichten bei Hunderten Zulieferern von Teilelieferanten wie Conti, Bosch oder Schaeffler bis hin zu Industrieklebstoffexperten wie Henkel.

„Aus unserer Sicht betreffen die Zunahme geopolitischer Risiken und die damit einhergehende steigende Komplexität im weltwirtschaftlichen Umfeld nahezu alle international tätigen Unternehmen“, beobachtet Schmelzer. Mittelfristig könnten Preisschwankungen für Energie und andere Rohstoffe, der Zugang zu lokalen Märkten, die Unterbrechungen von Wertschöpfungsketten durch eskalierende Konflikte zu erheblichen Verunsicherungen führen.