Deutsche Post will in der Coronakrise neue Mitarbeiter einstellen
Der Shutdown der Ladengeschäfte beflügelt das Geschäft der Post. Trotz Rückschlägen bei Werbebriefen und im Lagereigeschäft wächst der Cashflow.
So etwas dürfte es deutschlandweit nur in den wenigsten Unternehmen geben: Mitten in der Coronakrise stellt die Deutsche Post 4000 neue Mitarbeiter ein. Diese Zahl bestätigte Vorstandschef Frank Appel am Dienstag bei der Vorlage der Quartalszahlen und lieferte die Begründung gleich mit. „An Spitzentagen im April hatten wir in diesem Jahr bis zu neun Millionen Pakete auszuliefern“, berichtete er. „Zu Ostern lagen die Auslieferungen so hoch wie sonst nur zu Weihnachten.“
Die mitgelieferten Zahlen und Grafiken der Deutschen Post belegen: Fast zeitgleich mit dem Shutdown der meisten deutschen Ladengeschäfte Mitte März ging es mit der Paketnachfrage steil nach oben. „In der ersten Aprilhälfte sahen wir einen signifikanten zweistelligen Prozentzuwachs“, erklärte Finanzchefin Melanie Kreis.
Das Wachstum habe sich bis Ende vergangenen Monats zwar wieder etwas abgeschwächt, die Mengen lägen aber immer noch deutlich über dem Vorjahr. Selbst im ersten Quartal 2020, das nur in seinen letzten drei Wochen vom Shutdown betroffen war, ging das Paketvolumen bei der Auslieferungstochter DHL um 9,9 Prozent nach oben.
Auch die Kurzarbeit in anderen Sparten habe man inzwischen wieder zurückgefahren, berichtete Appel. Anfang April hatte die Post bestätigt, dass insbesondere in ihren Auslieferungslagern für die Automobilindustrie Anträge auf Kurzarbeit gestellt worden seien. Eine konkrete Zahl nannte Appel nicht, während die „Wirtschaftswoche“ unter Berufung auf Betriebsräte über 4000 betroffene Mitarbeiter berichtete.
Ansonsten bestätigte die Deutsche Post die bereits Anfang April verkündeten vorläufigen Quartalsergebnisse. Danach stieg der Umsatz um 0,9 Prozent auf 15,5 Milliarden Euro, während das Betriebsergebnis (Ebit) um knapp die Hälfte auf 592 Millionen Euro schrumpfte. Auch der Quartalsgewinn gab um 60 Prozent auf 301 Millionen Euro nach.
Als belastend erwies sich neben der Coronakrise, die das Ergebnis um 210 Millionen Euro drückte, insbesondere das Aus für den Streetscooter. Für die Abwicklung der Elektromobil-Montage buchte der Bonner Konzern im ersten Quartal Rückstellungen und andere Sonderbelastungen in Höhe von 234 Millionen Euro.
Keine Konzernsparte macht Verluste
Dennoch bleibt die Finanzlage der Deutschen Post entspannt – zumal die Rückstellungen keine Auswirkungen auf die Liquidität besitzen. Seiner gestiegenen Produktivität verdankt es der Bonner Konzern sogar, dass er mitten in der Krise den operativen Cashflow im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich verbessern konnte.
Um eine halbe Milliarde Euro ging es im laufenden Geschäft bei den Einnahmen nach oben – auf 750 Millionen Euro. Zwar hatten insbesondere Lagerlogistik und Werbepost Corona-bedingt erhebliche Ertragseinbußen zu verkraften, keine der insgesamt fünf Konzernsparten rutschte jedoch in den roten Zahlen.
Man besitze aktuell flüssige Mittel in Höhe von 2,6 Milliarden Euro, verwies Finanzchefin Kreis auf ein komfortables Finanzpolster. Hinzu kämen 3,5 Milliarden Euro an ungenutzten Kreditlinien. Beruhigend zudem: Gerade einmal 300 Millionen Euro an geliehenem Geld muss die Post in diesem Jahr zurückzahlen.
Das US-Analysehaus Bernstein Research beließ die Einstufung für die Deutsche Post auf „Market-Perform“ mit einem Kursziel von 26 Euro. Die Zahlen für das operative Ergebnis (Ebit) seien zwar bereits bekannt gewesen, schrieb Analyst Daniel Roeska, der Ton zur Vorstellung des gesamten Zahlenwerks sei nun aber zugleich zuversichtlich. Der Logistikkonzern halte sich angesichts des herausfordernden Marktumfelds gut.
Auf die versprochene Dividende von 1,25 Euro je Anteilsschein will der Bonner Konzern deshalb in diesem Jahr nicht verzichten. Wann sie ausgeschüttet wird, steht allerdings immer noch in den Sternen. Einen Ersatztermin für die zunächst abgesagte Hauptversammlung nannte Appel nicht.