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Überraschender Quartalsgewinn treibt den Börsenkurs der Deutschen Bank

Die Bank übertrifft im ersten Quartal die Analystenschätzungen. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie belasten aber die Kapitalquote des Instituts.

Im ersten Quartal hat sein Geldhaus positiv überrascht. Foto: dpa
Im ersten Quartal hat sein Geldhaus positiv überrascht. Foto: dpa

Groß war die Sorge, welche Schäden die Coronakrise in der Bilanz der Deutschen Bank anrichten würde. Doch zumindest für das erste Quartal konnte das größte heimische Geldhaus jetzt Entwarnung geben. Sonntagnacht hat die Bank überraschend gute Eckdaten für ihre Geschäftsentwicklung vorgelegt und wurde dafür am Montagvormittag an der Börse belohnt. Der Kurs schoss um elf Prozent in die Höhe.

Selbstverständlich ist das nicht, denn das Institut teilte auch mit, dass es wohl die vor einem Jahr mit den Bankenaufsehern vereinbarte Kernkapitalquote von 12,5 Prozent zumindest vorübergehend unterschreiten wird. In der Vergangenheit hatten sinkende Kapitalquoten Investoren eher beunruhigt, da sie Kapitalerhöhungen nötig machen könnten.

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Der nächtlichen Pflichtmitteilung zufolge erzielte die Deutsche Bank in den ersten drei Monaten dieses Jahres einen Vorsteuergewinn von 206 Millionen Euro und ein Nachsteuerergebnis von 66 Millionen Euro. Damit schnitt das Geldhaus besser ab, als selbst die optimistischsten Analysten erwartet hatten. Die Finanzprofis hatten zuletzt im Durchschnitt damit gerechnet, dass die Bank vor Abzug der Steuern einen Verlust von 269 Millionen Euro und nach Steuern ein Minus von 353 Millionen Euro ausweisen würde.

Für die Deutsche Bank erfreulich ist außerdem die Ertragsentwicklung. Das Institut erzielte Bruttoeinnahmen im Umfang von 6,4 Milliarden Euro und damit deutlich mehr, als Analysten mit 5,7 Milliarden Euro erwartet hatten. Aus Sicht der Analysten der UBS sind die unerwartet hohen Erträge der Grund für den kräftigen Kursanstieg. „Wir sind sehr zufrieden, dass die Ergebnisse für das erste Quartal unsere Fortschritte beim Umbau unserer Bank, die operative Stärke unseres Geschäfts und unsere Widerstandskraft bestätigen“, sagte Konzernchef Christian Sewing.

Damit fielen die Coronaschäden bei der Deutschen Bank zumindest im ersten Quartal weniger dramatisch aus als bei der US-Konkurrenz. Zum Vergleich: Der Quartalsgewinn der größten amerikanischen Bank, JP Morgan, sackte um rund zwei Drittel ab. Allerdings verdiente JP Morgan auf diesem Niveau noch immer 2,9 Milliarden Dollar.

An die Gewinne im Vorjahr konnte die Deutsche Bank aber wohl nicht anknüpfen: Im ersten Quartal 2019 hatte das Institut Erträge in gleicher Höhe erzielt, dabei allerdings mit 295 Millionen Euro auch einen höheren Vorsteuergewinn erzielt. Vor einem Jahr war jedoch auch die Risikovorsorge um zwei Drittel niedriger als in diesem Jahr.

Experten gehen davon aus, dass die Geschäfte der Deutschen Bank in den ersten drei Monaten dieses Jahres vor allem im Wertpapierhandel gut liefen. Damit entpuppt sich ausgerechnet jener Bereich, den Sewing im Zuge der neuen Strategie deutlich zurückgeschnitten hat, als Chance in der Coronakrise.

Die dramatischen Kursschwankungen sorgen für regen Betrieb in den Handelssälen. Aus dem Aktiengeschäft mit Großkunden ist die Deutsche Bank im Zuge der neuen Strategie zwar weitgehend ausgestiegen. Im Geschäft mit Anleihen, Devisen und Derivaten, ihrer traditionellen Stärke, gehört die Bank aber noch immer zu den Marktführern.

Vor allem bei den Währungen liefen die Geschäfte für die großen Investmentbanken zuletzt exzellent. Bei der Citigroup stiegen die Erträge im Handel mit Anleihen, Devisen und Rohstoffen im ersten Quartal um 39 Prozent, bei Goldman Sachs um 33 Prozent. Aber auch bei der Platzierung von Unternehmensanleihen gab es in den vergangenen Wochen einen regelrechten Boom.

Auch davon dürfte die Deutsche Bank profitiert haben. Aber offenbar lief es nicht nur im Investmentbanking gut, die gesamte Kernbank habe sich wacker geschlagen, heißt es in Finanzkreisen. Dazu gehören das Privatkundengeschäft, die Unternehmensbank und das Asset-Management mit der Tochter DWS. Manfred Knof, verantwortlich für die Privatkundensparte, sprach im Handelsblatt-Interview von einem „sehr guten Start ins Jahr“.

Dennoch hinterlässt die Pandemie Spuren in den Quartalszahlen, die sich vor allem beim Risikoergebnis und bei den einschlägigen Kapitalquoten zeigen. So ist die Risikovorsorge der Deutschen Bank auf 0,5 Milliarden Euro gestiegen – und damit etwas deutlicher, als Analysten gedacht hatten. Dahinter würden noch keine großen Kreditausfälle von Unternehmenskunden stecken, sondern vor allem die Sorge wegen der deutlichen Verschlechterung der gesamtwirtschaftlichen Lage, heißt es in Finanzkreisen. Offenbar hofft die Bank, dass sie die Risikovorsorge in den kommenden Quartalen weniger stark aufstocken muss als in den ersten drei Monaten.

Die für Anleger wichtige harte Kernkapitalquote, die das Eigenkapital in Relation zum Risikogeschäft der Bank setzt, sank auf 12,8 Prozent. Ende des vierten Quartals 2019 hatte sie noch bei 13,6 Prozent gelegen. Zur Hälfte trugen nach Angaben der Bank die Folgen der Covid-19-Pandemie zum jetzigen Rückgang bei.

Vorstand gibt 2020 Ziel für Kapitalquote auf

Der Grund dafür dürfte zum einen eine höhere Kreditvergabe sein, zum anderen der durch die Rezession bedingte höhere Risikogehalt der vorhandenen Kredite. Der Vorstand der Bank will nun sogar noch weiter sinkende Kapitalquoten in Kauf nehmen – „angesichts der Chancen für zusätzliches Geschäft, erhöhter Nachfrage von Kunden und des derzeitigen gesamtwirtschaftlichen Umfelds“. Eigentlich hatte die Bank es sich zum Ziel gesetzt, die Kernkapitalquote nicht unter die Marke von 12,5 Prozent fallen zu lassen.

Das Ziel, diese Quote „zu jedem Zeitpunkt“ einzuhalten, gibt der Vorstand vorerst auf und verschafft sich damit mehr Flexibilität für eine Ausweitung der Kreditvergabe. „Wir sind fest entschlossen, unsere Bilanz zu nutzen, um Kunden zu unterstützen, die uns jetzt ganz besonders brauchen“, sagte Sewing. „Durch diese Entscheidung könnte unsere harte Kernkapitalquote vorübergehend unser Ziel von mindestens 12,5 Prozent leicht unterschreiten, ohne die solide Bilanz unserer Bank zu schwächen.“

Die europäischen Bankenaufseher hatten es den europäischen Kreditinstituten vor Kurzem ausdrücklich erlaubt, bestimmte Eigenkapitalpuffer abzusenken, um die Wirtschaft in der Coronakrise mit Darlehen zu unterstützen. So soll eine Kreditklemme verhindert werden, die die Wirtschaftskrise noch verschärfen würde.

Die Deutsche Bank geht allerdings davon aus, dass die Coronakrise ihre Kapitalquote nur vorübergehend schwächt, und arbeitet „für das Jahr 2022 weiterhin auf das Ziel einer harten Kernkapitalquote von 12,5 Prozent“ hin.

Die Kernkapitalquote setzt das Eigenkapital der Bank in Relation zu ihrem risikobehafteten Geschäft. Wenn eine Bank bei gleichbleibendem Eigenkapital mehr Kredite vergibt, die immer ein gewisses Risiko tragen, sinkt automatisch die Kapitalquote. Auch wenn das Risiko der vorhandenen Kredite steigt, etwa weil eine Rezession Unternehmenspleiten und damit Kreditausfälle wahrscheinlicher macht, steigt das Volumen des risikobehafteten Geschäfts – und die Kernkapitalquote sinkt.

Beide Faktoren dürften zur gesunkenen Kernkapitalquote der Deutschen Bank im ersten Quartal beigetragen haben. So hat sie im ersten Quartal mehr Kredite vergeben. „Zu Beginn der Pandemie, als das Ausmaß noch schwer abzuschätzen war, haben viele Unternehmen ihre Kreditlinien vorsichtshalber gezogen und versucht, sich zusätzliche Linien zu sichern“, hatte Unternehmenskunden-Chef Stefan Hoops dem Handelsblatt vor Kurzem gesagt.

Aus den jetzt veröffentlichten Eckdaten geht nicht hervor, ob und in welchem Ausmaß Sonder- oder Einmaleffekte zu dem auf den ersten Blick guten Ergebnis beigetragen haben. Das lässt sich erst sagen, wenn die Bank am Mittwoch ihre vollständigen Quartalszahlen vorlegt.