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Der Ukraine-Krieg und die Börse: Wie geht es weiter?

Seit einer Woche leben die Weltgemeinschaft und die Weltbörsen in der neuen Realität eines Krieges in Europa. Die russische Invasion der Ukraine gleicht einer Zeitenwende: politisch, wirtschaftlich und an den Kapitalmärkten. Für Anleger steht so viel auf dem Spiel wie seit der Lehman-Krise nicht mehr.

Anti-tank obstacles are seen at a checkpoint, as Russia's invasion of Ukraine continues, at the Independence Square in central Kyiv, Ukraine March 3, 2022.  REUTERS/Valentyn Ogirenko
Panzersperren am Maidan: Kiew bereitet sich auf den russischen Angriff vor (REUTERS/Valentyn Ogirenko) (Valentyn Ogirenko / reuters)

Der Wahnsinn geht in den neunten Tag. In den frühen Morgenstunden des 24. Februar passierte das Undenkbare, das sich seit Wochen in immer schärferer Rhetorik angekündigt hatte: Russland startete tatsächlich seine befürchtete Invasion in die Ukraine. Seitdem ist nichts mehr, wie es einmal war – auch an den Weltbörsen.

Zunächst einmal reagierten die Kapitalmärkte scheinbar unlogisch: Am Tag der Invasion schlossen die Kurse an der Wall Street überwiegend im Plus – beim reflexartigen Kursrutsch zu Handelsbeginn wurde schnell gekauft. Das vermeintliche Paradoxon folgt tatsächlich einem wiederkehrenden Muster: „Buy the Invasion“. Auch der Beginn der Krim-Annexion 2014, des Ersten und Zweiten Golfkriegs 1991 und 2003 und des Afghanistankriegs 2001 führte in der Folge zu deutlich steigenden Kursen.

Sorge über unklaren Kriegsausgang

Nach dem historischen Vorbild der vergangenen Jahrzehnte legten die Weltbörsen bis Anfang der Woche eine Rally hin, die nun jedoch stockt. Immer mehr Anlegern scheint zu dämmern, dass es diesmal doch alles anders sein könnte als bei vergangenen kriegerischen Auseinandersetzungen.

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Das liegt nicht zuletzt am vollkommen unkalkulierbaren Ausgang des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, der nach einer Woche erbarmungsloser und gleichzeitig schleppender verlaufen ist, als von Militärexperten im Vorfeld prognostiziert. Sollte sich der Ukraine-Krieg am Ende gar auf NATO-Staaten ausweiten, könnte letztendlich zwischen Russland und der westlichen Welt eine militärische Konfrontation ungeahnten Ausmaßes drohen, vor der der Kreml bereits in markigen Worten warnt.

Russlands Aktienmarkt erlebt den Totalcrash

Realität ist unterdessen die konzertierte wirtschaftliche Antwort des Westens auf die russische Invasion in die Ukraine – nämlich in Form von noch nie dagewesenen Sanktionen, die den Rubel, den russischen Aktienmarkt und die wertvollsten Konzerne des flächenmäßig größten Landes der Welt binnen wenigen Handelstagen in den Abgrund stürzten.

Die Ausmaße sind in jeder Hinsicht historisch: Allein am Tag der Invasion brach der russische Leitindex RTS um 40 Prozent ein und nahm in dieser Woche nach den schweren Sanktionen erst gar nicht mehr den Handel auf. Dafür wurden russische Aktien teilweise an den europäischen Börsen noch weitergehandelt und erlebten erdrutschartige Verluste.

Anteile von der Sberbank und Lukoil erlitten in diesem Jahr Kursstürze von mehr als 99 Prozent, während das weltweit größte Erdgasunternehmen Gazprom bis gestern an der Londoner Börse LSE 96 Prozent verlor. Insgesamt wurde an der russischen Börse in den vergangenen zwei Wochen mehr als eine halbe Billion Dollar an Unternehmenswert vernichtet. Ein russischer Investmentexperte erklärte den heimischen Markt daraufhin gestern live im Staatsfernsehen für "tot".

Russlandpleite könnte neue Weltwirtschaftskrise auslösen

Doch nicht nur die russische Börse leidet. Auch die Kapitalmärkte rund um den Globus knickten gestern in Anbetracht der unübersichtlichen Lage in der Ukraine weiter ein. Der deutsche Leitindex Dax notierte nachbörslich bei unter 13.700 Zählern und hat damit seit Jahresbeginn bereits 14 Prozent an Wert verloren.

Während Russlands Kreditwürdigkeit unterdessen auf "Ramsch"-Niveau heruntergestuft wurde, macht sich die Sorge vor einem neuen "Lehman"-Moment an den Märkten breit. Die Aktien der Deutschen und Commerzbank verloren allein in den vergangenen 14 Tagen wegen Bedenken um Ausfallrisiken jeweils 28 Prozent an Wert.

"Die globalisierte Weltwirtschaft wird nicht dahin zurückkehren, wo sie früher einmal war", gibt sich der Vermögensverwalter Cody Willard skeptisch. "Wir arbeiten uns nun durch die Rückabwicklung des 12-jährigen Bullenmarktes". Behält Willard recht, hätten Anleger aus der vergangenen Dekade spektakuläre Gewinne zu verteidigen – oder zu verlieren...