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Deka-Fondsmanager: „Die Deutsche Bank steht vor einer Gratwanderung“

Deutschlands größtes Geldhaus müsse Kosten senken und Erträge stabilisieren, fordert der Fondsmanager. Andernfalls drohe eine Kapitalerhöhung.

„Die Bank muss beweisen, dass sie die Quote trotzdem über dem Mindestziel von 12,5 Prozent halten kann.“ Foto: dpa
„Die Bank muss beweisen, dass sie die Quote trotzdem über dem Mindestziel von 12,5 Prozent halten kann.“ Foto: dpa

Verluste, Skandale und ein fallender Aktienkurs: Die Deutsche Bank hat ihren Investoren in den vergangenen Jahren keine Freude bereitet. Anfang Juli hat Vorstandschef Christian Sewing deshalb einen radikalen Kurswechsel beschlossen. Die bisher dominierende Investmentbank soll kräftig schrumpfen, konzernweit werden rund 18.000 Arbeitsplätze gestrichen.

Ob der Plan aufgeht, ist nach Einschätzung von Andreas Thomae offen. Thomae ist Fondsmanager bei der Deka, die mit einem Anteil von knapp einem Prozent zu den 20 größten Aktionären der Deutschen Bank zählt. Die größte Bank des Landes müsse viele Dinge gleichzeitig schaffen, sagt Thomae im Vorfeld des Deutsche-Bank-Investorentags am 10. Dezember. „Sie muss die Kosten senken, die Erträge stabilisieren und parallel in ihre IT und die Digitalisierung investieren.“

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Am allwichtigsten ist aus Sicht von Thomae jedoch das Thema Kapital. „Wenn die Erträge weiter fallen und möglicherweise noch teurere Rechtsstreitigkeiten dazukommen, würden die Diskussionen über eine neue Kapitalerhöhung sicher wieder aufflammen“, warnt Thomae. „Klar ist aber auch, dass eine Kapitalerhöhung beim aktuellen Kurs niemandem Spaß machen würde.

Herr Thomae, was erwarten Sie vom Investoren-Tag der Deutschen Bank?
Thomae: Neue Ziele oder Strategien sollte es fünf Monate nach der Verkündung der Strategie nicht geben. Aber ich hoffe, dass uns die Bank detailliert beschreibt, wie die Ausrichtung der einzelnen Geschäftsbereiche aussieht und wie sich diese entwickeln. Darüber hinaus muss die Bank zeigen, wie sie beim Umbau vorankommt. Welche Geschäftsbereiche hat sie bereits geschlossen? Und wie schnell kommt sie beim Stellenabbau voran?

Was sind aus Ihrer Sicht die drängendsten Probleme der Bank?
Die Bank steht vor einer Gratwanderung. Sie muss viele Dinge gleichzeitig schaffen. Sie muss die Kosten senken, die Erträge stabilisieren und parallel in ihre IT und die Digitalisierung investieren. Am allwichtigsten ist aus meiner Sicht aktuell das Thema Kapital. Ende September hatte die Bank eine Eigenkapitalquote von 13,4 Prozent. Aber 2020 wird es Gegenwind geben.

Inwiefern?
Die Kapitalquote wird 2020 allein aufgrund regulatorischer Veränderungen sinken. Die Bank muss beweisen, dass sie die Quote trotzdem über dem Mindestziel von 12,5 Prozent halten kann. Das wird nicht einfach. Denn hohe Gewinne, um die Kapitalpolster aus eigener Kraft zu stärken, wird die Bank dieses und nächstes Jahr nicht einfahren.

Fürchten Sie früher oder später erneute eine Kapitalerhöhung?
Das ist ein Drohszenario. Und das ist sicher ein Grund für den niedrigen Kurs der Deutschen-Bank-Aktie. Wenn die Erträge weiter fallen und möglicherweise noch teurere Rechtsstreitigkeiten dazukommen, würden die Diskussionen über eine neue Kapitalerhöhung sicher wieder aufflammen. Klar ist aber auch, dass eine Kapitalerhöhung beim aktuellen Kurs niemandem Spaß machen würde.

Was wäre die Alternative?
Die Deutsch Bank könnte bei Engpässen auch weitere Anteile an ihrer Fondstochter DWS verkaufen. Aber das wäre aus strategischen Gründen schlecht. Denn die Deutsche Bank braucht die DWS dringend, um überhaupt eine Chance zu haben, ihre Renditeziele zu erreichen.

Wird Vorstandschef Christian Sewing der Umbau der Deutschen Bank gelingen?
Ich traue Christian Sewing zu, dass er die Strategie konsequenter umsetzt als die Bank dies in der Vergangenheit getan hat. Sewing greift durch – beim Umbau und bei den Kosten. Ich bin überzeugt, dass Sewing die Kostenziele einhalten wird. Die große Frage ist aber, ob es gelingt, die Erosion der Erträge zu stoppen und diese dann weiter zu steigern.

Die Bank hat ihr Ziel, im Jahr 2022 Erträge von 25 Milliarden Euro zu erzielten, bereits wenige Monate nach der Verkündung der neuen Strategie gesenkt und spricht nun nur noch von 24 bis 25 Milliarden Euro. Wie finden Sie das?
Die Annahmen für das Zinsumfeld, mit denen die Bank im Juli kalkuliert hat, waren zu optimistisch. Es wäre ehrlicher gewesen, von vorneherein vorsichtiger zu planen.

Sind die für 2022 ausgegebenen Ziele noch realistisch? Oder ist es nur eine Frage, wie weit die Bank sie verfehlen wird?
Die Ziele sind sehr ambitioniert. Entscheidend ist nun, dass die Bank ihre Erträge in den nächsten Quartalen stabilisiert. Wichtig dabei ist vor allem, dass die Bank ihre großen Firmenkunden auch nach dem Rückzug aus dem Aktienhandel hält. 2022 sollten die Erträge nicht weit unter 24 Milliarden Euro liegen. Sonst müsste die Bank die Kosten noch stärker drücken als dies bisher geplant ist.

Im laufenden Jahr erwartet die Deutsche Bank einen Verlust. Sollte sich dies auch in den Bonuszahlungen widerspiegeln?
Um ihre Geschäfte zu stabilisieren, muss die Bank wichtige Leute halten – beispielsweise bei der Unternehmensbank und im Asset Management aber auch in den Kerngeschäften der Investment Bank. Es wäre deshalb kontraproduktiv, Bonuszahlungen völlig zu streichen. Im Investmentbanking sollte aber sicherlich weniger bezahlt werden. Unter dem Strich erwarte ich, dass die Bonuszahlungen geringer ausfallen als im vergangenen Jahr. Die Mitarbeiter und das Management müssen ihren Teil zum Umbau der Bank beisteuern.

Sollte es wie im vergangenen Jahr Bonuszahlungen an den Vorstand geben?
Der Vorstand sollte ein Signal setzen und in einer Umstrukturierungsphase mit den Boni maßhalten.

Wie beurteilen Sie die jüngsten Personalentscheidungen bei der Deutschen Bank?
Dass Jürg Zeltner zunächst in den Aufsichtsrat berufen wurde und diesen nun auf Druck der Finanzaufsicht wieder verlassen muss, ist unglücklich. Da hätte man sich vorher mit den Behörden besser abstimmen müssen. Auch die Berufung von Michael Ilgner zum neuen Personalchef wirft Fragen auf. Er war bei der Sporthilfe zuletzt für 40 Mitarbeiter zuständig und hat noch zu wenig Erfahrung, sich in einer Bank mit 90.000 Beschäftigten zu behaupten.

Herr Thomae, vielen Dank für das Interview.