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Dax schließt im Minus – Hedgefonds steigen bei der Lufthansa-Aktie aus

In den ersten zwei Handelsstunden war der Dax im freien Fall und gab mehr als 350 Punkte ab. Der Leitindex konnte die Verluste aber im Laufe des Tages begrenzen.

Erfolgreicher Börsenmonat Mai, erfolgreicher Start in den Juni. Foto: dpa
Erfolgreicher Börsenmonat Mai, erfolgreicher Start in den Juni. Foto: dpa

Der Dax hat nach einer kleinen Verschnaufpause am gestrigen Handelstag am heutigen Dienstag deutlich nachgegeben. Zum Handelsschluss notierte der deutsche Leitindex 1,6 Prozent im Minus bei 12.618 Zählern.

Die ersten beiden Handelsstunden gaben ein schreckliches Bild ab: Der Dax rutschte ungebremst von 12.861 Punkten auf 12.503 Zähler, eine Differenz von knapp 360 Punkten. Doch dann traten wieder erste Käufer in Aktion und beruhigten die Lage.

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Am Montag war das Börsenbarometer mit einem Minus von 0,2 Prozent und einem Schlussstand von 12.819 Zählern aus dem Handel gegangen. Dennoch hatte die Frankfurter Benchmark im Handelsverlauf mit 12.913 Punkten ein neues Verlaufshoch markiert. Den Startschuss dieser rasanten Bewegung gab das Crashtief Mitte März mit 8255 Zählern.

Die Erholung seitdem gliedert sich grob in zwei Phasen: Ende März bis Anfang Mai ging es von 8400 auf 11.000 Punkte nach oben. Das waren 30 Prozent Plus in sechs Wochen.

Seit Mitte Mai läuft die zweite Phase. Mittlerweile ist der Dax nur noch weniger als 1000 Punkte von seinem Allzeithoch entfernt, das der Index am 14. Februar mit 13.597 Zählern erreicht hat. Und wenn die zweite Phase ähnlich wie die erste verläuft, könnte der Index noch in diesem Monat in die Nähe des Rekordhochs kommen.

Doch die Zeichen deuten auf eine deutliche Korrektur hin, auf einen Ausverkauf am deutschen Aktienmarkt, allerdings nicht zu verwechseln mit einem Crash wie noch im März. Ist der heutige Handelstag mit den hohen Verlusten also bereits der Auftakt für eine längere Korrektur? Die Frage wird sich erst im Rückblick beantworten lassen.

Die Anlegerstimmung zeigt bereits euphorische Züge. „Die aktuelle Euphorie reicht aus, um vor weiteren Käufen auf dem aktuellen Niveau zu warnen“, meinte Stephan Heibel, Chef des Analysehauses Animusx, nach Auswertung der aktuellen Handelsblatt-Umfrage Dax-Sentiment am gestrigen Montag. „Die Chance für eine Fortsetzung der Rally in Deutschland ist deutlich geringer als das Risiko einer Korrektur.“

Unklar ist allerdings der Zeitraum für den Beginn der Korrektur. Ein Blick zurück zeigt: Vor dem Dax-Crash, der Mitte Februar 2020 begann, gab es laut der Handelsblatt-Umfrage bereits am 10. Januar eine erste Euphoriewelle. Damals notierte der Leitindex bei rund 13.480 Zählern. Es folgte eine vierwöchige Seitwärtsbewegung mit fortgesetzter Feierstimmung. Auf den anschließenden Anstieg auf 13.597 Zähler folgten dann massive Kursverluste und eine nie gekannte Untergangsstimmung der Umfrageteilnehmer.

Auch der Blick in die Baisse-Geschichte der vergangenen neun Jahrzehnte lehrt: Anleger sollten nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. So habe beispielsweise der US-Index S & P 500 nach einem Kursrutsch von 30 Prozent während einer Rezession die Talsohle frühestens nach sechs Monaten erreicht, warnen die Analysten der Bank of America. Damit drohe ein Test seines Tiefs von 2192 Punkten vom 23. März. Das würde einen erneuten Kursrutsch von etwa 30 Prozent bedeuten.

Die Experten der Bank Société Générale (SocGen) untersuchten sogar die Baissen der vergangenen 150 Jahre und kamen zu dem Ergebnis, dass der S & P 500 nach einem vergleichbaren Absturz üblicherweise erst nach zwei Jahren 40 Prozent über seinem Tief notiert und nicht wie derzeit nach zweieinhalb Monaten.

Interessant sind derzeit die hohen Kursgewinne bei der Lufthansa-Aktie. In den beiden vergangenen Handelstagen stieg der Kurs um jeweils mehr als neun Prozent. In der Spitze stieg das Papier zum Wochenanfang sogar mehr als 15 Prozent.

Auch am heutigen Dienstag betrug der Wertzuwachs zum Handelsauftakt mehr als fünf Prozent, aufgrund des schwachen Marktumfelds notierte das Papier zum Handelsschluss etwa auf dem Stand des Vortags. Es liegt die Vermutung nahe, dass Hedgefonds ihre Spekulationen auf fallende Kurse auflösen, weil ihre Wette nicht aufging.

Denn das Handelsvolumen war nicht nur zum heutigen Handelsstart mit mehr als 15 Millionen Papieren bis 13 Uhr sehr hoch, sondern bereits an den beiden vorherigen Tagen. Am Montag wurden 23,7 Millionen Papiere gehandelt, am Freitag sogar 25,58 Millionen. In den vergangenen vier Wochen waren es durchschnittlich nur 12,6 Millionen.

An den Kursgewinnen am Freitag waren auch drei Hedgefonds beteiligt, die zum Wochenschluss einen kleinen Teil ihrer Wette auf massiv fallende Lufthansa-Aktienkurse aufgelöst hatten.

Wie aus den aktuellen Daten des „Bundesanzeigers“ hervorgeht, haben die drei Fonds Ende vergangener Woche insgesamt 0,31 Prozent aller frei handelbaren Aktien zurückgekauft, umgerechnet 1,48 Millionen Stück. Auch am Freitag hatten drei Fonds weitere 1,81 Millionen Stück erworben.

Denn Leerverkäufer spekulieren auf fallende Kurse, indem sie Aktien eines Unternehmens beispielsweise bei Investmentfonds leihen und verkaufen. Um diese Aktien nach Ablauf der Frist wieder zurückzugeben, müssen sie sie vorher wieder kaufen – natürlich möglichst zu einem niedrigeren Kurs.

Insgesamt sind noch mindestens 9,94 Prozent der frei handelbaren Lufthansa-Aktien in den Händen von acht Leerverkäufern. Die Quote ist immer noch hoch, umgerechnet sind das 47,53 Millionen Aktien.

Das heißt, dass die Leerverkäufer insgesamt 47,53 Millionen Lufthansa-Aktien zurückkaufen müssen, wenn sie alle ihre Wetten schließen wollen. Zum Vergleich: Das durchschnittliche Tagesvolumen seit Jahresanfang liegt bei 11,1 Millionen Papieren.

Anleger nutzten die kräftigen Kursgewinne der vergangenen Tage auch für Gewinnmitnahmen bei Bank- und Reisewerten. Der europäische Bankenindex gab mehr als drei Prozent nach. In den vorangegangenen fünf Handelstagen hatte er um ein Fünftel zugelegt.

Die Titel der Deutschen Bank lagen zum Handelsschluss 4,6 Prozent im Minus. Im MDax sind die Aktien der Deutschen Pfandbriefbank mit einem Minus von mehr als neun Prozent die größten Verlierer, auch die Commerzbank mit einem Minus von 5,6 Prozent und die Aareal Bank mit einem Minus von 5,5 Prozent gehörten zu den größten Verlierern.

Angesichts der Folgen der Viruspandemie erwägt die EZB-Bankenaufsicht, Geldhäuser im Euro-Raum noch für längere Zeit zum Verzicht auf Gewinnausschüttungen aufzufordern. Bislang hatte sie an Banken appelliert, mindestens bis zum 1. Oktober keine Dividenden auszuschütten. Der oberste EZB-Bankenaufseher, Andrea Enria, sagte nun am Dienstag, man denke über eine Verlängerung nach. Mitte Juli solle es darüber mehr Klarheit geben.

Das betrifft natürlich die Aktie der Deutschen Pfandbriefbank, die für 2019 eigentlich eine Dividende in Höhe von 90 Cent ausschütten wollte. Bei einem Aktienkurs von derzeit rund acht Euro kein schlechter Wert.

Die neuen Konjunkturdaten geben keine Zeichen der Hoffnung. So sind die deutschen Exporte wegen der Corona-Rezession bei wichtigen Handelspartnern wie Frankreich und den USA so drastisch eingebrochen wie noch nie. Die Firmen verkauften im April Waren im Wert von nur noch 75,7 Milliarden Euro ins Ausland und damit 31,1 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Dies ist der größte Rückgang seit Beginn der Außenhandelsstatistik 1950. „Vom Exportboom der vergangenen zehn Jahre ist wenig übrig geblieben“, kommentierte der Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, Alexander Krüger.

Blick auf die Einzelwerte

Volkswagen: Bei dem Automobilkonzern schwindet die Hausmacht des Konzernchefs Herbert Diess. Der gibt die Führung der Kernmarke ab an Ralf Brandstätter, der bisher das operative Geschäft leitete. Diess war zuletzt immer wieder aus Arbeitnehmerkreisen kritisiert worden. Verzögerungen beim Golf 8 und Probleme bei der Software des neuen Elektroautos ID.3 waren dem Konzernchef selbst angekreidet worden. Das Papier notierte zwei Prozent im Minus.

Wirecard: Auch wenn es ausnahmsweise keine neuen Nachrichten gibt, lohnt sich stets ein Blick auf den Chart des Online-Zahlungsdienstleisters. Am gestrigen Handelstag rutschte das Papier um 7,4 Prozent zur Eröffnung ab, um mit einem Plus von 1,7 Prozent aus dem Handel zu gehen. Und auch am heutigen Dienstag stieg das Papier zunächst um weitere 0,5 Prozent, rutschte aber aufgrund des schwachen Marktumfelds 2,7 Prozent ins Minus.

Das Papier bleibt für einen Dax-Wert sehr volatil: So hat sich der Kurs vom 22. April (Höchststand 140,90 Euro) bis zum 14. Mai (Tiefstand 72,00 Euro) fast halbiert.

Stratec: Die Aktien des Laborausrüsters Stratec werden mit einem Dividendenabschlag gehandelt. Die Dividende liegt bei 84 Cent, der Schlusskurs vom Montag bei 79,50 Euro. Das Papier schloss 2,50 Euro niedriger bei 77,00 Euro.

Hellofresh: Der Kochbox-Anbieter steigt in den dänischen Markt ein. Das beschert der Aktie ein Plus von 5,7 Prozent, die dadurch die MDax-Gewinnerliste anführt. Das Land mit rund 2,7 Millionen potenziellen Kundenhaushalten sei ein sehr attraktiver Markt, begründete das Berliner Unternehmen seinen Schritt.

Erste Erfahrungen in Skandinavien sammelte Hellofresh mit dem Start in Schweden vor rund einem Jahr. Damit ist der Anbieter, der sich selbst als Marktführer bezeichnet und inzwischen mehr als vier Millionen Kunden zählt, in 14 Ländern aktiv.

Blick auf andere Assetklassen

Der Goldpreis hat wieder die Marke von 1700 Dollar überwunden. Aktuell liegt dieser Wert bei 1716 Dollar, ein Plus von etwa 1,2 Prozent.

„Es zeigt sich somit erneut, dass Preisrücksetzer bei Gold als Kaufgelegenheit erachtet werden“, meinen die Analysten der Commerzbank. Nach den starken Arbeitsmarktdaten aus den USA am Freitag gingen Anleger mehr ins Risiko. Offensichtlich haben institutionelle Anleger in Aktien umgeschichtet. Der bei den Anlageprofis beliebte ETF „SPDR Gold Trust“ verzeichnetet hohe Abflüsse.

Doch der wichtigste Grund für die Aktienrally, die massive Ausweitung der Notenbankliquidität, spricht allerdings genauso auch für Gold. Denn dadurch wird der Wert der zugrunde liegenden Währungen verwässert.

Die Commerzbank-Analysten erwarten nicht, dass sich die Fed von einem starken Arbeitsmarktbericht beeindrucken lässt, wenn sie am heutigen Dienstag und am morgigen Mittwoch über den weiteren geldpolitischen Kurs berät.

Sie rechnen mit einer Bestätigung des bisherigen Kurses. Allerdings haben sich die zwischenzeitlichen Spekulationen um Negativzinsen in den letzten Tagen aufgelöst. Die sogenannten „Fed Fund Futures“ preisen Negativzinsen bis Mitte 2021 nicht mehr ein.

Was die Charttechnik sagt

Das deutsche Aktienbarometer erweist sich weiterhin als äußerst stressresistent, auch der gestrige Handelstag war mit einem neuen Verlaufshoch und einem Mini-Minus zum Handelsabschluss sehr konstruktiv.

Für die Optimisten liegt die nächste Hürde für die weitere Aufwärtsbewegung im Bereich von 13.237/13.501 Punkten. Dort liegt die große Abwärtskurslücke von Mitte März. Solche Abwärtskurslücken entstehen, wenn der tiefste Punkt eines Handelstags (in diesem Fall 13.501 Punkte) über der höchsten Notierung des Folgetags liegt, das waren 13.237 Zähler. Solche Abwärtskurslücken sind laut Charttechnik ein wichtiger Widerstand.

Anleger sollten trotz einer derzeit optimistischen Sichtweise striktes „Money-Management“ betreiben, dafür bietet sich die 200-Tage-Linie bei aktuell 12.128 Punkten gut an, als wichtige Absicherung für die erzielten Gewinne. Diese 200-Tage-Linie gibt den langfristigen Trend vor.

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