Werbung
Deutsche Märkte öffnen in 1 Stunde 19 Minute
  • Nikkei 225

    40.003,60
    +263,20 (+0,66%)
     
  • Dow Jones 30

    38.790,43
    +75,63 (+0,20%)
     
  • Bitcoin EUR

    59.536,70
    -3.389,72 (-5,39%)
     
  • CMC Crypto 200

    885,54
    0,00 (0,00%)
     
  • Nasdaq Compositive

    16.103,45
    +130,25 (+0,82%)
     
  • S&P 500

    5.149,42
    +32,33 (+0,63%)
     

Dambisa Moyo: Trump könnte mehr erreichen als Obama

Während ein Großteil der Welt über den Überraschungssieg des designierten US-Präsidenten Donald Trump verblüfft war, zählte die aus Sambia stammende Ökonomin Dambisa Moyo zu den wenigen, die davor gewarnt hatten, wir sollten nicht überrascht sein, falls er gewinne.

Sie erklärte – und er selbst würde ihr eifrig zustimmen –, Trump könne sich als Triebkraft für die Weltwirtschaft erweisen, und zwar bereits vor Amtsantritt.

„Ich denke, die Welt befand sich in einer sehr schlechten Situation für wirtschaftliches Wachstum, auf der ganzen Welt gab es sehr viele politische Unruhen. Womöglich brauchen wir einen gewissen Ruck, um so die Chancen anzukurbeln, langfristiger etwas wirklich Glaubwürdigeres zu erreichen“, erzählte sie Yahoo Finance Chefredakteur Andy Serwer am Dienstag beim jährlichen Weltwirtschaftsforum in Davos (Schweiz).

In ihren Gesprächen mit unterschiedlichen Wirtschaftsführungskräften habe sie in Davos einen Hauch von Optimismus bemerkt – man erwarte, Trump werde in der Lage sein, neue Richtlinien zu beschließen, da die Republikaner sowohl im Senat als auch im Repräsentantenhaus die Mehrheit haben. Präsident Barack Obama nutzte sogar seine letzte Ansprache zur Lage der Nation und sagte, eines der wenigen Dinge, die er bedaure, sei, dass „der Groll und der Argwohn zwischen den beiden Parteien schlimmer und nicht besser wurde“.

WERBUNG

„Ich denke, es herrscht das Gefühl, dass viele Richtlinien, von denen Obama sprach – Infrastruktur, die von politischem Stillstand gehemmt wurde –, wirkliche Triebkraft für die Wirtschaft sein könnten und dieses und nächstes Jahr zu wirtschaftlichem Wachstum führen könnten“, sagte sie.

Sie fügte ein Wort der Warnung hinzu: „Nur um mich völlig klar auszudrücken: Ich sage nicht, dass ich eine große Unterstützerin von Donald Trump bin, und auch nicht, dass ich irgendetwas von den Dingen unterstütze, die er sagte und die die meisten von uns abscheulich finden … wir leben immerhin im 21. Jahrhundert.“

Einige Tage vor der Wahl, am 1. November vergangenen Jahres, erzählte sie Yahoo Finance, dass sie für die Aktienmärkte kein Untergangsszenario erwarte, egal wer Präsident würde.

„Ich denke, die Menschen werden nur überrascht sein, weil die Umfragen [Hillary Clintons Sieg] deutlich vorhersagten. Ich bin nicht ganz davon überzeugt, dass es das Ende der Welt sein wird [falls Trump gewinnt.] Wer werden am Neunten aufwachen und zur Arbeit gehen.“ Was Moyo sehr wohl beunruhigte, war, dass „keiner der Kandidaten eine klare Idee für den Weg zum wirtschaftlichen Wachstum und zu vielen Problemen, die wir heute haben, formulierte.“

Dambisa Moyo. Bild: Canada 2020/Flickr
Dambisa Moyo. Bild: Canada 2020/Flickr

Trotz des positiven Arbeitsmarktberichtes vom Dezember, der den schnellsten Anstieg der Gehälter seit Ende der Finanzkrise auswies, sagte Moyo, sie halte die Wirtschaft nicht für gesund.

„Meine persönliche Sorge ist, dass wir noch kein Indiz dafür sehen, dass wir uns mit den strukturellen Problemen auseinandersetzen, die das Wirtschaftswachstum kontinuierlich ausgehöhlt haben – Dinge wie Investitionen in die Bildung und langfristige Gedanken über die Krankenkassen und Pensionsfondsblasen, die sich auf der ganzen Welt entwickeln. Solange wir uns nicht um diese Dinge kümmern, wird unsere Wirtschaft, wie ich fürchte, noch längere Zeit nur sehr langsam wachsen“, sagte sie.

Und doch hofft sie, die populistische Stimmung der Trump-Unterstützer könne sich zu einer produktiven wirtschaftlichen Triebkraft entwickeln, anstatt lediglich Protektionismus und Entzweiung auslösen.

„Einige Menschen denken, es werde ein populistisches Wachstum oder populistischen Protektionismus geben, das sind die beiden Richtungen. Es bleibt zu hoffen, dass es populistisches Wachstum und nicht populistischer Protektionismus sein wird“, sagt sie.

Doch aktuell gebe es laut Moyo noch zu viele Unklarheiten, um exakt einschätzen zu können, wie es der Wirtschaft unter Trump ergehen werde.

„Wir wissen einfach nicht, welcher Strategie er folgen wird. Wir haben noch keine Ahnung, was mit den Steuern geschehen wird oder mit der Infrastruktur. Man sagte uns, es gebe massive Impulse, doch wir beobachten bereits, dass viele der großen Vermögensverwalter und Pensionsfonds auf Bargeld setzen anstatt zu investieren. [Die Wirtschaft bewegt sich] noch immer in rauen Gewässern. Ich denke, wir müssen einfach tief durchatmen und abwarten.“

Melody Hahm
Reporter
Yahoo Finance