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Sicherheit im Homeoffice, Risiko im Pflegeheim: So verteilen sich die Corona-Erkrankungen auf Berufsgruppen

Krankenkassendaten zeigen: Beschäftigte im Gesundheitsbereich erkranken überdurchschnittlich häufig an Covid-19. Vor allem Pflegekräfte sind betroffen.

Überdurchschnittlich viele Pflegekräfte mussten nach einer Corona-Infektion im Krankenhaus behandelt werden. Foto: dpa
Überdurchschnittlich viele Pflegekräfte mussten nach einer Corona-Infektion im Krankenhaus behandelt werden. Foto: dpa

Die Kanzlerin sprach Ärzten, Pflegekräften und anderen Beschäftigten im Gesundheitswesen schon früh in der Pandemie ihren Dank aus: „Sie stehen für uns in diesem Kampf in der vordersten Linie“, sagte Angela Merkel Mitte März.

Welches Risiko der Einsatz an der Corona-Front bisher bedeutete, verdeutlicht eine am Mittwoch veröffentlichte Analyse von Versichertendaten der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK). Menschen, die im Gesundheitswesen arbeiten, waren demnach zwischen März und Mai 2020 so häufig wie keine andere Berufsgruppe wegen einer Covid-19-Diagnose krankgeschrieben.

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Besonders betroffen seien Beschäftigte in der Altenpflege gewesen, teilte das Wissenschaftliche Institut der AOK (Wido) mit. Außerdem mussten überdurchschnittlich viele Pflegekräfte nach einer Infektion mit dem Coronavirus im Krankenhaus behandelt werden. Die pflegepolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Kordula Schulz-Asche, macht dafür auch den Mangel an Schutzausrüstung gerade zu Beginn der Pandemie verantwortlich.

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„Die hohen Infektionsraten und Krankschreibungen zeigen, dass weder Kliniken noch Einrichtungen der Alten- und Langzeitpflege sowie in der ambulanten Pflege ausreichend auf eine Pandemie mit einem neuartigen Coronavirus vorbereitet waren“, sagte Schulz-Asche dem Handelsblatt. Pflegekräfte seien „ein hohes Risiko für ihre eigene Gesundheit und vermutlich auch für die ihrer eigenen Familien eingegangen“.

Die Ortskrankenkassen sind mit Abstand der größte Block in der gesetzlichen Krankenversicherung, die AOK-Daten erlauben daher Rückschlüsse auf ganz Deutschland. Von den 11,6 Millionen Erwerbstätigen, die bei einer AOK versichert sind, erhielten den Angaben zufolge von März bis Mai rund 55.000 eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung wegen einer Covid-19-Diagnose. Das entspreche 474 Krankheitsfällen je 100.000 Beschäftigte.

Landwirte und Hochschulpersonal kaum betroffen

Für die Altenpflege lag der Wert in diesem Zeitraum bei 1283 Krankheitsfällen je 100.000 Erwerbstätige – das ist mehr als das Zweieinhalbfache des Durchschnitts. Ähnlich hoch sind die Zahlen bei Krankenpflegern und medizinischen Fachangestellten. Beschäftigte im Rettungsdienst, Physiotherapeuten und Ärzte liegen ebenfalls deutlich über dem Durchschnittswert. Die niedrigsten Ausfälle wegen einer Covid-19-Diagnose stellte das Institut der AOK in der Hochschullehre und -forschung und in der Landwirtschaft fest.

Kaum krankheitsbedingte Fehlzeiten wegen Corona gab es demnach auch in der Gastronomie – was nicht verwunderlich ist, weil Restaurants, Kneipen und Cafés die meiste Zeit zwischen März und Mai wegen der Pandemie auf staatliche Anordnung geschlossen bleiben mussten.

„Bestimmte Beschäftigtengruppen, die auch in Pandemiezeiten weiter zur Arbeit gegangen sind, scheinen stärker von Covid-19 betroffen zu sein“, sagt Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des Wido. „Dies sind vor allem Berufe mit Kontakt zu anderen Menschen. Aber auch Berufe in der Fleischverarbeitung oder der Lagerwirtschaft waren stark betroffen.“ Dagegen seien Tätigkeiten, die eher im Homeoffice oder in der freien Natur ausgeübt werden, mit einem niedrigeren Infektionsrisiko verbunden.

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Dass Pflegeheime in der Pandemie ein Hochrisiko-Arbeitsplatz sind, zeigen auch die Zahlen zu den Krankenhauseinweisungen. Von 100.000 Beschäftigten in der Altenpflege mussten sich 157 wegen eines schwereren Verlaufs von Covid-19 in einer Klinik behandeln lassen – der Vergleichswert aller AOK-Mitglieder liegt hier bei 91 je 100.000 Beschäftige. Noch höher war der Wert nur bei den Beschäftigten in der Fleischverarbeitung mit 173 Krankenhausfällen je 100.000 Beschäftigte.

Schulz-Asche fordert, dass der Pflegeberuf neben einer höheren Bezahlung und besseren Arbeitsbedingungen auch fachlich im Gesundheitswesen aufgewertet werden müsse. Die vom Bundestag beschlossene steuerfreie Corona-Prämie für Beschäftigte in der Altenpflege reiche nicht.

Der Bonus, der abhängig von Zuschüssen der Länder bis zu 1500 Euro beträgt, sei eine „kleine Aufmerksamkeit“, sagte die Grünen-Politikerin. „Aber sie ist keine Entschädigung für die Risiken, denen die Pflegekräfte tatsächlich ausgesetzt waren und ja auch heute immer noch sind.“ Außerdem würden Pflegekräfte in den Krankenhäusern auf so ein Zeichen weiter vergeblich warten.

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