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Chipdesigner gefunden: Continental arbeitet mit Start-up Recogni zusammen

Die Kooperation soll helfen, Hard- und Software besser zu verzahnen. Conti folgt einem Trend: Immer mehr Autobauer und Zulieferer suchen die Zusammenarbeit mit Chipfirmen.

An dem Start-up beteiligen sich nun auch Continental und Bosch. Foto: dpa
An dem Start-up beteiligen sich nun auch Continental und Bosch. Foto: dpa

Hohe Leistung bei geringem Stromverbrauch, das sind die zwei Zutaten, auf die es in Zukunft bei jedem Auto ankommen wird – und zwar nicht nur beim Antrieb. Auch für Chips gilt diese Kombination.

Denn automatisierte Fahrfunktionen und das Infotainment werden komplexer und benötigen immer mehr Rechenleistung. Da in Elektroautos die Softwaresysteme sich den Strom mit dem elektrischen Antrieb teilen müssen, sind stromsparende Chips essenziell.

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Continental glaubt nun, mit dem US-Start-up Recogni einen Chipdesigner gefunden zu haben, der beide Eigenschaften verbinden kann. Der Autozulieferer, dessen größter Anteilseigner mit 46 Prozent die Schaeffler-Familie ist, hat sich an der zweiten Finanzierungsrunde von Recogni beteiligt, bei der knapp 50 Millionen Dollar zusammengekommen sind. Darüber hinaus hat Conti eine strategische Zusammenarbeit mit dem Chipspezialisten vereinbart.

Annika Ratte-Front, Leiterin der Abteilung für Künstliche Intelligenz (KI) des Fahrerassistenzbereichs von Continental, ist vom Konzept der jungen Chipfirma überzeugt. „Recogni hat einen geschickten Ansatz gefunden, um die Datenverarbeitung des Chips erheblich zu beschleunigen“, sagt sie dem Handelsblatt. „Unseren Berechnungen zufolge werden unsere Chips in Zusammenarbeit mit Recogni um den Faktor 100 besser performen als die derzeit erhältlichen Chips.“

Die Bewertung des Start-ups wird auf einen dreistelligen Millionenbetrag geschätzt. Investoren rechnen damit, dass Recogni bereits in weniger als zwei Jahren eine Milliardenbewertung erreichen dürfte.

Das Steigerungspotenzial bei der Unternehmensbewertung zeigt, welche Rolle für die Chipindustrie der Automarkt spielt, auf dem etablierte Konzerne wie Nvidia, NXP oder Qualcomm hochaktiv sind.

Der Recogni-Chip ist noch ein reines Gedankenexperiment. Es existieren nur Berechnungen zur Leistungsfähigkeit und ein paar Prototypen. Aber die ersten Kalkulationen von Conti und Recogni sind vielversprechend.

Bei einem Stromverbrauch von gerade einmal acht Watt soll der Chip in der Lage sein, 1000 Billionen Rechenoperationen durchzuführen. Zum Vergleich: Teslas neueste Chipgeneration schafft nur etwas mehr als ein Zehntel dieser Rechenleistung bei deutlich höherem Stromverbrauch.

Auch Bosch ist beteiligt

Recognis Versprechen scheint Begehrlichkeiten bei zahlreichen Akteuren der Autobranche geweckt zu haben. Neben Continental ist auch Bosch eingestiegen. „Das Engagement der beiden deutschen Automobilzulieferer Continental und Bosch bestätigt die Relevanz und Qualität des Ansatzes von Recogni – noch nie haben die beiden Konzerne zeitgleich in ein Technologie-Start-up investiert“, erklärt Peter Mertens, Aufsichtsrat sowie Investor bei Recogni.

Bereits seit der ersten Finanzierungsrunde dabei sind BMW und Toyota. Recogni habe Ratte-Front zufolge ein Team aus KI-Experten und Chipdesignern zusammengebracht, das sich speziell auf die Herausforderungen der Autoindustrie konzentriert und überlegt, wie eine optimale Chip-Architektur für diese Herausforderungen aussehen könnte.

Continental tauscht sich mit dem Chipdesign-Team von Recogni, das im Silicon Valley sitzt, wöchentlich aus. Der Zulieferer plant von 2022 bis 2024 die Testphase des Recogni-Chips, in der geprüft wird, ob der Chip Hitze, Kälte und Erschütterungen auf Dauer standhalten kann. Zwischen 2023 und 2025 soll die Produktentwicklung stattfinden.

Dabei wird untersucht, ob der Recogni-Chip sich als Teil eines Sensormoduls eignet oder auch Bestandteil eines Hochleistungsrechners von Continental werden kann. 2025 folgen die ersten Straßentests. Geht der Plan auf, startet 2026 die Serienproduktion.

Continentals Zusammenarbeit mit Recogni folgt einem Trend: Zulieferer und Autobauer arbeiten immer enger mit Chipfirmen zusammen. Im Januar hatte beispielsweise der schwedische Zulieferer Veoneer eine Kooperation mit dem US-Chipunternehmen Qualcomm bekanntgegeben. Daimler arbeitet eng mit Nvidia zusammen und wird seine Fahrzeuge ab 2024 mit den Chips und der Software des US-Unternehmens ausstatten.

Hardware und Software harmonisieren

Ziel solcher Kollaborationen ist das effiziente Zusammenspiel zwischen Autochips und der darauf laufenden Software. So können beispielsweise Algorithmen für die Objekterkennung beim autonomen Fahren enger mit der Chiparchitektur verzahnt werden.

Vereinfacht gesagt, versuchen Zulieferer wie Continental, gewissermaßen der Apple-Logik folgend, die Hardware besser mit ihrer Software zu harmonisieren, um eine optimale Leistungsausbeute zu erzielen.

„Es ist immer ein Nachteil, spezifische Probleme mit einem generalistischen Chip zu lösen“, sagt Frank Petznick, der den Fahrerassistenzbereich bei Continental leitet. „Gerade komplexe KI-Netzwerke erlauben oftmals keine optimale Ausnutzung der Chiprechenleistung“, fügt Ratte-Front hinzu.

Bei der KI-basierten Umfelderkennung und der Verarbeitung der Sensordaten jedoch werde es immer wichtiger, dass die Auto-Software und die Chipstruktur besser aufeinander abgestimmt werden, erklärt Contis KI-Expertin. „Wir glauben, dass wir mit einem auf unsere Algorithmen angepassten Chipdesign in der Lage sein werden, wesentlich mehr Sensordaten in geringerer Zeit zu verarbeiten.“

Neben der technologischen Entwicklung dürfte für die Zusammenarbeit mit Chipspezialisten wie Recogni auch der exklusive Zugang zur neuesten Autochip-Generation sprechen. Denn der aktuelle Chipmangel, unter dem die gesamte Autoindustrie leidet, hat gezeigt: Ohne Chips fährt heutzutage kein Auto mehr. Recogni wiederum hat bereits größere Produktionskapazitäten beim Auftragsfertiger TSMC reserviert – und davon würde letztlich auch Conti profitieren.