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Chinesen steigen bei Heideldruck ein – Aktie legt über 20 Prozent zu

Der Einstieg der chinesischen Masterwork Group bringt nicht nur frisches Geld, er dürfte dem Unternehmen auch mehr Zeit für den geplanten Umbau geben.

Seinen Wunsch hat Rainer Hundsdörfer, Chef des Druckmaschinenherstellers Heidelberger Druckmaschinen, zuletzt immer offener ausgesprochen. „Sicher würde mit einem weiteren Ankeraktionär mehr Ruhe reinkommen“, hatte er erst vor wenigen Wochen der Regionalzeitung „Mannheimer Morgen“ gesagt, und hinzugefügt: „Es müsste aber jemand sein, der unser Geschäft versteht. Das könnte ein strategischer Anleger sein oder ein Finanzinvestor.“

Nun geht Hundsdörfers Wunsch in Erfüllung. Die chinesische Masterwork Group Ltd. beteiligt sich über eine Barkapitalerhöhung mit 8,5 Prozent am Grundkapital des Traditionsunternehmens am Neckar.

Mit Ankeraktionären kennt man sich in Heidelberg bereits aus. Viele Jahre gehörte Heidelberger Druckmaschinen zum Energiekonzern RWE. Und mit der Masterwork Group steigt nun ein Unternehmen ein, dass das Geschäft versteht. Denn zum Portfolio der Masterwork Group zählen unter anderem Bogenstanzen und Heißfolien-Prägemaschinen für Verpackungen.

An der Börse kam die Nachricht gut an: Die Aktie des Unternehmens stieg am Mittwoch um bis zu 22 Prozent auf zwischenzeitlich 2,11 Euro.

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„Die bei der Durchführung der Kapitalerhöhung zufließenden Mittel sollen zur beschleunigten Umsetzung der digitalen Agenda und zur allgemeinen Unternehmensfinanzierung verwendet werden“, heißt es in einer Erklärung des Unternehmens. Heidelberger muss unter anderem Anleihen zurückzahlen, kann also frische Mittel gut gebrauchen. Um wie viel Geld es sich handelt, wird nicht gesagt.

Doch es geht um mehr als nur Geld. Seit Hundsdörfer vor gut zwei Jahren das Ruder bei Heidelberger Druckmaschinen übernommen hat, spricht der Manager vom Radikalumbau. Die einstige Perle des deutschen Maschinenbaus leidet seit Jahren unter dem gewaltigen Marktumbruch.

Das klassische Printgeschäft ist massiv geschrumpft, auf Kundenseite haben sich viele der mittelständischen Druckereien konsolidiert, und moderne Maschinen erledigen die Arbeit heute deutlich effizienter. Ergo: Der lange Zeit so lukrative Verkauf von „Druckwerken“ lahmt mächtig.

Hundsdörfer hat deshalb unter anderem das Subskriptionsmodell erdacht. Statt Maschinen will das Unternehmen den Kunden garantiertes Druckvolumen verkaufen beziehungsweise vermieten. Die Druckerei kauft keine Maschine und Farbe mehr, alles kommt von Heidelberger. Hundsdörfer und seine Vorstandskollegen versprechen den Kunden eine bessere Auslastung der Maschinen und hoffen für sich selbst auf konstante und besser planbare „Mieteinnahmen“.

Hundsdörfer sieht in dem neuen Geschäftsmodell, das allerdings längst auch andere Maschinenbauer nutzen, ein großes Potenzial. Die Investoren indes sind bislang eher skeptisch. Sie warten auf den großen Durchbruch, die 20 für das neue Modell bislang gewonnenen Kunden reichen ihnen noch nicht. Ende Dezember notierte die Aktie mit 1,49 Euro auf dem tiefsten Stand seit Jahren.

Die Masterwork Group könnte als Ankeraktionär hier etwas Druck nehmen und für Sicherheit und mehr Zeit beim geplanten Umbau sorgen. Denn der ist längst noch nicht abgeschlossen.

Hundsdörfer will rund um das Knowhow des Unternehmens etwa im Bereich Steuerungstechnik neue Geschäftsideen entwickeln. Dazu hat er im Werk Wiesloch bei Heidelberg eine komplette Fertigungshalle zu einem Innovationszentrum mit Laboren, Quartieren und Büros umbauen lassen. Dort sollen 900 Entwickler neue Ideen erschaffen. Kurz vor Weihnachten wurde das Zentrum offiziell eingeweiht.

Doch ob das Konzept aufgeht, ist offen, wie auch die Frage, ob das Mietmodell der Heilsbringer für das Traditionsunternehmen sein wird. Die eher auf kurzfristige Erfolge gepolten Aktionäre konnten bislang jedenfalls noch nicht überzeugt werden. Im ersten Halbjahr des versetzten Geschäftsjahres 2018/2019 mussten sie einen Verlust in Höhe von sechs Millionen Euro hinnehmen, ein Rückschlag auch für Hundsdörfers Umbauplan. Immerhin legte der Auftragseingang um 6,5 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro zu.

Dass es nun ausgerechnet ein Investor aus China ist, dürfte dagegen wohl eher unproblematisch sein. Zuletzt hatten Fälle wie etwa der überraschende Führungswechsel beim Roboterbauer Kuka, der zur chinesischen Midea gehört, die Sorge vor einem zu starken und negativen Einfluss chinesischer Investoren angeheizt. Doch die Masterwork Group ist schon viele Jahre ein enger Partner von Heidelberger Druckmaschinen im stark wachsenden Verpackungsdruckbereich. Das chinesische Unternehmen hatte zudem 2014 von Heidelberger die Sparte Postpress Packaging übernommen. Man kennt sich also bestens und hat viele gemeinsame Interessen.

Hundsdörfer selbst hat sowieso keine Probleme mit China: „Meine Erfahrungen sind positiv“, antwortete er jüngst auf eine entsprechende Frage.