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Das ist Chinas Antwort auf Tesla, Audi und Co.

Vorbei sind die Zeiten, in denen E-Luxuslimousinen nur aus Tesla-Werken rollen. Anfang 2022 kommt der Nio ET7 auf den Markt – dank neuer Technik ein ernstzunehmender Konkurrent für deutsche Autobauer.

Es ist gerade einmal ein Jahr her. Da sah es sehr stark danach aus, dass der chinesische E-Autohersteller Nio kurz vor der Pleite steht. Viel Geld für Marketing und pompöse Shows hatten die Kassen im Firmensitz in Shanghai geleert. Dank milliardenschwerer Investitionen in das Unternehmen scheint Nio dieser Tage ein umso erstaunlicheres Comeback zu gelingen. Erst ging der Aktienkurs innerhalb weniger Monate durch die Decke, dann konnten die Chinesen Ende 2020 Rekordzulassungen vermelden. Jetzt feiert die erste Elektrolimousine, der Nio ET7, seine Premiere.

Dabei weckt Nio nicht nur die Aufmerksamkeit von US-Konkurrent Tesla, sondern ist auch für die deutschen Premiumhersteller wie Mercedes und Audi zu einem ernstzunehmenden Player geworden, sagt Stefan Bratzel, Gründer und Direktor des Center of Automotive Management (CAM) an der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach. „Der neue ET7 wird, wenn die Qualität in der Serienproduktion so hoch bleibt, nicht nur auf dem chinesischen Markt einschlagen, sondern auch für den europäischen Premiummarkt wichtig werden“, so der Autoexperte.

Für Bratzel hat Nio ähnliche Vorteile wie einst Tesla: Da die Marke neu ist, müsse Nio auf die alte Autowelt keine Rücksicht nehmen. „Nio setzt als Fast Innovator Trends in Bereichen wie Batterietechnik und autonomen Fahren“, so Bratzel. Für die deutschen Premiumhersteller geht es nun darum, Anschluss zu halten und nicht denselben Fehler wie vor einigen Jahren mit Tesla zu machen – Nio zu belächeln und unterschätzen.

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Nio-CEO William Li selbst sieht als Hauptkonkurrenten nämlich vor allem Autohersteller wie BMW, Mercedes-Benz oder Audi. Während Tesla „seinen Ehrgeiz beibehält, ein Volkswagen oder Ford in der Herstellung von Elektrofahrzeugen zu werden, werden wir darauf bestehen, Premiumautos zu produzieren“, sagte er. Nichtsdestotrotz wird Nios neue Limousine zunächst vor allem ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Teslas meistverkauftem Model 3 liefern, von dem letztes Jahr mehr als 120.000 Stück in China verkauft wurden.

Keine Ladezeiten mehr dank Batteriewechselsysteme

Mit dem Design des ET7 kann Nio definitiv schon einmal punkten. Angetrieben wird die 5,09 Meter lange und stattliche 1,98 Meter breite Luxuslimousine von zwei Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse. Der vordere Permanentmagnetmotor leistet 180 kW / 245 PS während am Heck ein zweiter E-Motor mit 300 kW / 407 PS arbeitet. Durch die insgesamt 480 kW / 648 PS sind sportliche Fahrleistungen garantiert und anders als bei den beiden Crossovern dürfte auch nicht bei 200 km/h Schluss mit dem dynamischen Vortrieb sein. Aus dem Stand geht es in 3,9 Sekunden auf Tempo 100 und aus der gleichen Geschwindigkeit soll der elektrische Allradler nach 33,5 Metern wieder zum Stehen kommen.

Insbesondere die Reichweite wird der Konkurrenz dank einer neuen Feststoffbatterie viel Kopfzerbrechen bereiten. Der Viertürer ist als Allradler mit drei Batteriepaketen zu bekommen. Beeindruckend sind zumindest zwei der drei Akkupakete, die William Li, Firmengründer und CEO von Nio, bei der Weltpremiere des Fahrzeugs auf dem Nio Day in Chengdu vorstellte. Das kleine Akkupaket mit 70 kWh soll Reichweiten von rund 500 Kilometern ermöglichen. Deutlich interessanter dürften für de meisten Kunden die beiden größeren Akkupakete mit 100 kWh und sogar 150 kWh (als Festkörperbatterie) sein, mit denen der Nio ET7 Reichweiten von 700 bzw. 1000 Kilometern ohne Nachladen realisieren soll. Die erstmals bei einem Serienfahrzeug verbaute Feststoffbatterie des Topmodells hat eine Energiedichte von 360 Wh/kg.

Wie bei den anderen Modellen setzt Nio dabei auf ein Batteriewechselsystem. Bis Ende des Jahres sollen in China dafür 500 Wechselstationen entstehen, die einem die zähen Ladevorgänge im Alltag ersparen sollen. Die Stationen sind etwa so groß wie eine Doppel-Garage und strategisch in der Nähe von Autobahnen und Schellstraßen positioniert. In den Hightech-Containern läuft alles automatisch ab: Eine Hebebühne hievt das Auto etwa einen halben Meter in die Höhe. Von unten nähert sich auf einer Schiene ein Roboter, der unter dem Fahrzeug die Schrauben des hunderte Kilo schweren Akkus löst und ihn entfernt. Danach setzt die Maschine eine frische Zelle ein, das Auto senkt sich wieder. Innerhalb einer Stunde lädt die Station den leeren Akku auf und setzt ihn später einem anderen Fahrzeug ein. Pro Tag können an jeder der Ladestationen bis zu 321 Akkupakete gewechselt werden. In den nächsten zwei Jahren sollen es über 1000 werden.

Das Basismodell des Nio ET7 kostet 448.000 RMB (56.000 Euro) ohne Batteriemiete und 378.000 RMP mit der monatlichen Batteriemiete. Das besonders gut ausgestattete Modell der Premier Edition kostet 526.000 RMB (66.000 Euro). Der ET7 ist das erste Modell von Nio, das mit einem Komplettangebot von Fahrerassistenzsystemen geordert werden kann. Das volle Paket an Assistenzsystemen kostet monatlich jedoch eine Gebühr von 680 RMB (86 Euro). Mit dem intelligent vernetzten Assistenzsystem will Nio den ET7 stufenweise autonom auf Autobahnen, in der Stadt und beim Parken unterwegs sein und auch einen automatischen Batteriewechsel ermöglichen.

Bedient wird das ganze über ein 12,8 Zoll großes Display in der Mitte der Armaturentafel sowie das bereits bekannte NOMI-Bediensystem mit künstlicher Intelligenz. Schnellste Bearbeitungszeiten soll dabei ein Hochleistungsrechner mit Namen Adam garantieren, der Dank Nvidia Orin SoCs Prozessor mit 1016 Tera Operationen pro Sekunde acht GB Daten in gleicher Zeit erzeugen kann. Davon merken die Insassen nichts und sitzen wahlweise auf klimatisieren Massage-Ledersitzen oder Sesseln aus erneuerbarem Rattan. Das Soundsystem tönt aus 23 Lautsprechern mit bis zu 1000 Watt.

Kunden können den ET7 ab sofort in der Nio-App bestellen; ausgeliefert wird jedoch erst Anfang 2022. Bis die ersten ET7 auf die Straße rollen, dauert es also noch etwas. Erst dann wird sich zeigen, wie gut die Produktion in Serie gelingt. Schon jetzt ist aber klar, dass dann nicht nur Elon Musk genau hinschauen wird. Den weiteren Werdegang von Nio wird man auch in Ingolstadt bei Audi und in Stuttgart bei Mercedes weiterverfolgen.

Mehr zum Thema: Der chinesische E-Autobauer Nio zeigt mit Batterie-Tausch-Stationen, wie Elektroautos ohne nervige Ladezeit funktionieren. China wird zum Innovationstreiber der Autobranche.