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Chaostage bei Thyssen-Krupp – schwierige Suche nach neuem Chef

Der Aufsichtsrat von Thyssen-Krupp will noch in dieser Woche einen Nachfolger für den am Donnerstag überraschend zurückgetretenen Heinrich Hiesinger finden. In den kommenden Tagen sollten dazu die Spitzen des Gremiums beraten, bevor der Personalausschuss des Aufsichtsrats eine Entscheidung fällt, erfuhr das Handelsblatt aus Konzernkreisen. Zunächst soll es eine vorübergehende Lösung geben. Dabei werde es auf Guido Kerkhoff zulaufen, den bisherigen Finanzvorstand der Thyssen-Krupp AG, hieß es.

Kerkhoff soll als Interims-Vorstandschef das Unternehmen stabilisieren. Nach dem plötzlichen Rücktritt von Hiesinger sind Belegschaft und Teile des Managements tief verunsichert, wie Insider berichten. Diese sehen sich von der Krupp-Stiftung als größten Aktionär im Stich gelassen. Die Vorsitzende der Stiftung, Ursula Gather, hatte laut Konzernkreisen Zweifel am Kurs von Hiesinger aufkommen lassen. Der frühere Vorstandschef ließ dies in einem Brief an die Mitarbeiter als Grund für seinen Rückzug anklingen.

Am Montag hatte IG-Metall-Generalsekretär Markus Grolms gemeinsam mit Gather im Gespräch mit der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ zwar angekündigt, dass Stiftung und Arbeitnehmervertreter zukünftig „gemeinsam für die Stabilität des Unternehmens“ einstehen wollten. Doch über einen fortlaufenden Dialog hinaus wurde nichts vereinbart, erklärten Personen, die mit den Vorgängen vertraut sind.

Ebenfalls eingeschaltet hat sich die Düsseldorfer Landesregierung: Nach Informationen der „Rheinischen Post“ soll es am Donnerstag ein Treffen zwischen Arbeitnehmervertretern, dem Management sowie Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) geben, an dem auch der voraussichtliche Interims-Chef Kerkhoff teilnehmen werde. Laschet sitzt auch im Kuratorium der Krupp-Stiftung.

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Mit Kerkhoffs Berufung will sich der Aufsichtsrat Zeit verschaffen, eine dauerhafte Lösung zu finden. Es gebe bereits eine Liste von möglichen Nachfolger, hieß es. „Darauf befinden sich interne und externe Kandidaten.“ Die Federführung liegt bei Aufsichtsratschef Ulrich Lehner, der mit seinen Aufseherposten bei der Deutschen Telekom, Henkel und der Porsche SE über ein dichtes Netzwerk in der deutschen Wirtschaft verfügt.

Aufsichtsratschef Lehner unter Druck

Mit einer schnellen Besetzung des vakanten Vorstandsposten will Lehner Zweifel an seiner Rolle als Aufsichtsratschef beseitigen. Kritiker machen Lehner mit dafür verantwortlich, dass er Hiesingers Abgang nicht verhindern konnte. Dahinter steckt offenbar auch ein Konflikt zwischen Lehner und der Stiftungsvorsitzenden Gather.

Lehner war noch von Gathers Vorgänger Berthold Beitz an die Spitze des Aufsichtsrates befördert worden. Der legendäre Stiftungschef hatte sich von Lehner erhofft, dass er das Unternehmen auf Kurs halten würde. Explizit hatte Beitz ihn als Mitspieler von Hiesinger gedacht, um die Einheit des Thyssen-Krupp-Konzerns zu wahren, wie es in Kreisen der Stiftung hieß.

Nach Hiesingers Ausscheiden liegt die Last nun auf den Schultern von Lehner. Um seine Handlungsfähigkeit zu beweisen, muss der eine komplizierte Aufgabe lösen. Denn mit den Finanzinvestoren Cevian und Elliott im Aktionärskreis und der mangelnden Unterstützung durch die Krupp-Stiftung ist der Spielraum des künftigen Vorstandsvorsitzenden begrenzt.

Cevian und Elliott drängen auf einen umfangreichen Umbau des Industriekonzerns. „Wer immer CEO wird, muss eine Menge Druck aushalten“, sagte ein Top-Manager. „Es wird schwer, einen geeigneten Nachfolger für Hiesinger zu finden“, hieß es auch im Umfeld des Aufsichtsrates.

Zu den ersten Aufgaben des neuen Thyssen-Krupp-Chefs gehört auch die Ausarbeitung einer neuen Strategie. Noch unter Hiesinger war eine neue Marschrichtung entwickelt worden, die ursprünglich in dieser Woche vom Aufsichtsrat verabschiedet werden sollte. Diese Strategie beinhaltet nach Angaben aus Konzernkreisen vor allem eine Fortentwicklung der bestehenden Geschäfte (Anlagenbau, Aufzüge, Komponenten). Die Bereiche Handel und Werften sollten auf den Verkaufszettel. Diese Strategie liegt nun erst einmal auf Eis.

„Kritik an den Plänen war programmiert“, sagte ein Top-Manager. Den Hedgefonds und anderen Investoren geht diese Strategie nicht weit genug. Cevian drängt laut Industriekreisen als zweitgrößter Aktionär auf eine stark dezentrale Organisation. Die einzelnen Geschäftsbereiche sollen unter dem Dach einer Art Finanzholding demnach mehr Freiheiten bekommen, um erfolgreich zu wachsen.

„Jede Geschäftseinheit soll die Möglichkeit bekommen, Weltmarktführer in ihrem Bereich zu werden“, sagte eine mit den Überlegungen vertraute Person. Eine Zerschlagung des Konzerns sei jedenfalls nicht die erste Priorität. Gleichwohl stehen Thyssen-Krupp turbulente Zeiten bevor.